Ausgabe 1/2008, 24. Jahrgang (pdf, 6.12 MB - Johannes Gutenberg ...
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Foto: Nina Farwig<br />
BIOLOGIE<br />
72<br />
Studentin und Feldassistent<br />
beim Vermessen<br />
von Kleinsäugern.<br />
und Individuenzahl von früchtefressenden Tiere, sondern<br />
auch zu einer Verschlechterung wichtiger Ökosystemfunktionen,<br />
wie geringerer Ausbreitung von<br />
Baumsamen, reduzierter Etablierung von Baumkeimlingen<br />
und damit schlechterer Waldregeneration.<br />
Schließlich zeigte sich, dass auch die genetische Vielfalt<br />
einer vom Aussterben bedrohten, kommerziell<br />
wichtigen Baumart, der afrikanischen Kirsche, in den<br />
letzten 80 bis 100 Jahren abgenommen hat. Die afrikanische<br />
Kirsche ist in Kenia, dem weltweit drittgrößten<br />
Lieferanten für pharmazeutische Produkte, von<br />
hoher ökonomischer Bedeutung, da aus dieser Baumart<br />
wichtige Arzneistoffe (z.B. gegen Prostatalei-<br />
den) gewonnen werden. Derzeit wird untersucht, wie<br />
die genetische Vielfalt, und damit die Anpassungsfähigkeit<br />
der afrikanischen Kirsche, aufrecht erhalten<br />
werden kann. Die Ergebnisse über Früchtefresser,<br />
Samenausbreitung, Regeneration und genetische<br />
Vielfalt zeigen, wie wichtig es ist, sich mit ökologischen<br />
Funktionen zu beschäftigen, um langfristige<br />
Folgen der Waldnutzung abschätzen zu können und<br />
um geeignete Instrumente für den Schutz von<br />
Wäldern zu entwickeln. Die Ergebnisse haben große<br />
Bedeutung für das Management von tropischen<br />
Waldökosystemen und insbesondere für das Management<br />
des Kakamega Forest.<br />
Weiterhin wird gerade der Einfluss der Klimaveränderungen<br />
auf kenianische Baum- und Vogelgemeinschaften<br />
untersucht. Damit können die Ergebnisse<br />
auch als Werkzeug benutzt werden, um die<br />
Folgen von Änderungen in Temperatur und Niederschlag<br />
für Baum- und Vogelgemeinschaften in Kenia<br />
vorherzusagen. Kenia ist derzeit das einzige tropische<br />
Land mit landesweiten Verbreitungsdaten aller<br />
Baum- und Vogelarten. Dies eröffnet die einzigartige<br />
Möglichkeit, die Beziehung zwischen Klimafaktoren<br />
und biologischer Vielfalt zu untersuchen, Prognosen<br />
für die regionalen Folgen des Klimawandels zu entwickeln<br />
und Strategien zu erarbeiten, mit denen es<br />
möglich ist, Landnutzungspraktiken an die zu erwartenden<br />
Veränderungen anzupassen. Weiterhin leisten<br />
die Untersuchungen des Projektes einen wichtigen<br />
Beitrag zum Klimaschutz. Die Zerstörung tropischer<br />
Wälder war zwischen 1980 und 2000 für mindestens<br />
ein Viertel aller anthropogenen CO 2-Emissionen verantwortlich.<br />
Damit sind alle Maßnahmen, welche die<br />
Zerstörung tropischer Wälder reduzieren und die<br />
Waldregeneration fördern, gleichzeitig auch Maßnahmen,<br />
die CO 2-Emissionen zu reduzieren und die<br />
Kohlenstoffspeicherung zu erhöhen. Im Kakamega<br />
Forest sind die höchsten Werte für Kohlenstoffdichten<br />
in denjenigen Bereichen des Waldes zu finden, die<br />
am wenigsten vom Menschen gestört werden. Damit<br />
gewährleisten Handlungsempfehlungen für den<br />
Erhalt eines naturnahen Waldes nicht nur den Erhalt<br />
der biologischen Vielfalt sondern erhöhen auch die<br />
Kohlenstoffspeicherung.<br />
Ein zentrales Ziel des ganzen BIOTA Projektes<br />
ist die Ausbildung afrikanischer Bürger und<br />
Studierender auf allen Ebenen. So fördert das<br />
Mainzer BIOTA Ost Projekt in Zusammenarbeit mit<br />
kenianischen Wissenschaftlern des Nationalmuseums<br />
und einer kenianischen Naturschutzorganisation<br />
(www.naturekenya.org) ein kontinuierliches Vogel-<br />
Monitoring-Programm in den unterschiedlichen Bereichen<br />
des Kakamega Forest. Das besondere an diesem<br />
Programm ist, dass die Arbeit vor Ort von Anwohnern<br />
des Waldes in eigener Regie durchgeführt<br />
wird. BIOTA Ost und die afrikanischen Wissenschaftler<br />
leisten finanzielle Unterstützung und Beratung für<br />
die Startphase. Das Ziel ist, ein langfristiges Programm<br />
zu installieren, das weit über die Projektphase<br />
hinaus von der lokalen Bevölkerung selbstständig<br />
weitergeführt wird. Daneben werden afrikanische<br />
Feldassistenten und afrikanische Studierende<br />
bei ihren Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten<br />
betreut.<br />
Die verschiedenen Projekte des BIOTA Ost-<br />
Verbundes bilden eine hervorragende Datengrundlage,<br />
um gezielte Maßnahmen und Strategien zum<br />
Schutz von tropischen Regenwäldern zu erarbeiten.<br />
Ziel der dritten Förderungsphase ist es, gemeinsam<br />
Konzepte zu erarbeiten, die neben dem Schutz des<br />
Waldes auch eine nachhaltige Nutzung des Regenwaldes<br />
sowie eine nachhaltige Landwirtschaft im<br />
Umfeld beinhalten. Darüber hinaus entsteht durch<br />
die Ausbildung von lokalen Mitarbeitern, Studierenden<br />
und Wissenschaftlern ein Expertenwissen im<br />
Land, das dazu beiträgt, diese Strategien umzusetzen<br />
und langfristig aufrecht zu erhalten. ■