Ausgabe 1/2008, 24. Jahrgang (pdf, 6.12 MB - Johannes Gutenberg ...
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MEDIZIN<br />
Endomikroskopie: Eine Reise<br />
durch den menschlichen Darm<br />
Von Ralf Kiesslich, Martin Götz und Markus F. Neurath<br />
Abb. 1: Technik der Endomikroskopie<br />
A: Schematische Darstellung der Mikroarchi-<br />
tektur der Darmschleimhaut. Die Applikation<br />
von Kontrastmittel ist Voraussetzung zur<br />
Generierung endomikroskopischer Bilder.<br />
Das Endomikroskop wird mit leichtem Druck<br />
auf der Darmschleimhaut platziert.<br />
B: Mittels Blaulichtlaser werden horizontale<br />
optische Schnitte durch die Mukosa in hoher<br />
Auflösung geführt. Die Graustufenbilder haben<br />
eine Fläche von 500 x 500 μm und können digital<br />
gespeichert werden. Die Eindringtiefe des<br />
Systems ist in der Regel auf die Mukosa beschränkt<br />
(250 μm).<br />
48<br />
Die Endomikroskopie erlaubt es, während einer<br />
Magen-Darm-Spiegelung nicht nur die Schleimhaut<br />
als Ganzes, sondern einzelne Zellen im Hinblick<br />
auf krankhafte Veränderungen zu untersuchen.<br />
Eine neue Ära der in-vivo-Diagnostik ist<br />
eröffnet.<br />
Krebsvorsorge im Bereich des Magen-Darm-Traktes<br />
wird heute standardmäßig per Videoendoskopie bzw.<br />
Weißlichtendoskopie durchgeführt. Damit kann die<br />
Darmoberfläche inspiziert und beurteilt werden.<br />
Krebsvorstufen sowie frühe Krebsstadien können<br />
während der Endoskopie nicht nur erkannt sondern<br />
auch unmittelbar endoskopisch entfernt werden. Dazu<br />
wird eine Schlinge um das veränderte Schleimhautareal<br />
gelegt und mit Hochfrequenzstrom abgetragen.<br />
Speiseröhren-, Magen- oder Dickdarmkrebs<br />
kann so wirkungsvoll verhindert werden. Es ist jedoch<br />
eine tägliche Herausforderung, harmlose<br />
Schleimhautveränderungen (Polypen) von echten<br />
Krebsvorstufen zu unterscheiden, da sie sich makroskopisch<br />
ähneln. Daher wird empfohlen, möglichst<br />
alle Polypen aus dem Darm zu entfernen. Das entfernte<br />
Gewebe wird anschließend an die Pathologie<br />
gesandt, die mittels mikroskopischer Untersuchung<br />
klärt, ob es sich tatsächlich um Krebsvorstufen (intraepitheliale<br />
Neoplasien) handelt. Dieser klinische<br />
Algorithmus hat einige wesentliche Nachteile. Zum<br />
einen erhält man die finale Diagnose oft erst Tage<br />
nach der Untersuchung. Zum anderen besteht das<br />
A B<br />
zwar geringe aber relevante Risiko, dass die Darmwand<br />
bei der Abtragung von harmlosen Polypen verletzt<br />
wird; dies sollte jedoch unbedingt vermieden<br />
werden, da es sich ja um nicht krankhaftes Gewebe<br />
handelt.<br />
Die Endomikroskopie ist ein neues diagnostisches<br />
Verfahren, welches erstmals die Endoskopie<br />
mit der Mikroskopie kombiniert. Die Videoendoskopie<br />
erlaubt hierbei das Auffinden verdächtiger Schleimhautareale<br />
während die gezielte Endomikroskopie<br />
simultan die hochauflösende, konfokale Mikroskopie<br />
des entsprechenden Schleimhautabschnittes eröffnet.<br />
Dabei kann die Darmschleimhaut (Mukosa) von<br />
der Oberfläche bis in tiefere Abschnitte (250 μm)<br />
mikroskopisch untersucht werden (Abb. 1). Einzelne<br />
Zellen und Zellkomponenten werden erkennbar und<br />
kapilläre Strukturen inklusive der Blutkörperchen<br />
sowie auch bindegewebige Elemente können in<br />
hoher Auflösung dargestellt werden. Noch während<br />
der laufenden Endoskopie kann die Darmschleimhaut<br />
somit in-vivo histologisch untersucht werden. Dies<br />
hat zur Folge, dass die Dignität (Krebsvorstufe oder<br />
harmloser Polyp) unmittelbar erkannt werden kann<br />
und damit eine zielgerichtete Intervention mit<br />
Entfernung der krankhaften Zellen erfolgen kann. Die<br />
Endomikroskopie im Menschen wurde ermöglicht<br />
durch die Miniaturisierung eines konfokalen Mikroskops<br />
und die nachfolgende Integration desselben in<br />
ein herkömmliches Endoskop.