Heft 1 /2007

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 16 Ausbildungsstand der Lehrer, Einzugsgebiet der Schule, finanzielle Potenz des Schulträgers, Verhaltensnormen der Gleichaltrigen, physisch/psychischer Gesundheitszustand des Jugendlichen (Pubertät), Konjunkturlage der Wirtschaft, die Liste ist nicht vollständig. Diese Einflussfaktoren begünstigen bzw. hemmen Lernerfolge, von der Schule sind sie nicht zu beeinflussen. Wer also eine absolute Leistungsnorm einführt, müsste sagen, wie er die Einflussfaktoren zu neutralisieren gedenkt. Weil dies nicht möglich ist, bleibt nur eine Legitimation für den Absolutheitsanspruch. Nach dem das Verfehlen einer Leistungsnorm festgestellt wurde, könnten gezielte Förderprogramme einsetzen. Jeder mag entscheiden, wie die Chancen derzeit dafür sind. (Klassengröße, Ghettoschulen, Fortbildungsangebot für Lehrer) Wenn Kompetenznachweise – etwa im KecuBHTW – für das Ende der Sekundarstufe I vorgesehen sind, dürften zu diesem Zeitpunkt Förderprogramme meistens zu spät kommen. Die Kompetenzillusion hat eine gesellschaftliche Parallele: von Rechtswissenschaftlern kritisiert von Eiferern unbeeindruckt weitergetrieben, werden ständig neue Gesetze erlassen, deren Einhaltung nicht kontrolliert werden kann. Damit macht sich der Gesetzgeber nicht nur lächerlich, es werden (Klein)Kriminelle gefördert. Wie wird der Kompetenzerwerb überprüft? Von einer jetzt schon überlasteten „Schulaufsicht“, von einer Wissenschaft, die den Elfenbeinturm verlässt, von dynamischen Jungunternehmern, die nach Marktlücken spähen, von den Lehrenden selbst, die vielleicht (nach einem Bewusstseinswechsel) sogar ein ehrliches Interesse an dem Erfolg ihrer Arbeit haben? Die Schule könnte ein Ort werden, an dem mehr geprüft als gelehrt und gelernt wird. Das wäre schlimm. Noch schlimmer wäre es, wenn die Lehrenden Unterricht nicht als Förderung eines jungen Menschen verstünden, sondern als Bereinigung einer Statistik (Testtraining statt Problembewusstsein). Wir werfen jetzt einen kritischen Blick auf einige der im KecuBHTW aufgelisteten Kompetenzen. Befremdlich ist die Tatsache, dass die Kompetenzen durch so genannte Standards ergänzt werden, die aber bei näherer Betrachtung keine Niveaudifferenzierung darstellen, sondern durchweg Listen von ausdifferenzierten Kompetenzen sind. Arbeitsweltliche und berufsbezogeneEntwicklungen analysieren und bewerten (Teildomäne Beruf S. 6) Ein berufliches Selbstkonzept entwickeln (Teildomäne Beruf S. 6) Abprüfbarkeit Durch Befragung. Richtig- und Falschaussagen sind nicht bestimmbar, da selbst unter Experten strittig. Abprüfbarkeit Ergibt wenig Sinn, da ein Selbstkonzept nicht rechenschaftspflichtig ist, es ist unabgeschlossen, und muss permanent auf Fremdeinflüsse reagieren.
GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 17 Lebensstil, persönliches Ressourcenmanagement und Konsumverhalten eigen- und sozialverantwortlich entwickeln (Teildomäne Haushalt S. 7) Im Kontext der Lebensführung einen gesundheitsförderlichen Lebensstil entwickeln (Teildomäne Haushalt S.7) Technische Sachsysteme und Prozesse analysieren (Teildomäne Technik S. 8) Soziotechnische Systeme und Prozesse bewerten (Teildomäne Technik S.8) Bedürfnisgerechte und sozialverträglicheEntscheidungen in ökonomisch geprägten Lebenssituationen treffen (Teildomäne Wirtschaft S. 9 Abprüfbarkeit Wenn man davon ausgeht, dass ein Lebensstil nicht abprüfbar ist, bleiben nur Absichtserklärungen der Schüler, die auf Konsistenz hin befragt werden können Abprüfbarkeit Den Stil kann man nicht abprüfen, aber man kann prüfen, ob Jugendliche Lebensmittel vernünftig auswählen und kochen können. Bedingt prüfbar sind Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Bewegung u n d daraus abgeleitete Konsequenzen für die eigene Lebensführung. Abprüfbarkeit Wenn unter „analysieren“ verbale Bemühungen zu verstehen sind, ist eine Prüfung zwar wenig technikrelevant, aber einfach. Sollen Sachsysteme hergestellt, zumindest demontiert, evtl. messtechnisch erfasst werden, ist ein hoher zeitlicher und methodischer Aufwand nötig Abprüfbarkeit Da alle technischen Systeme soziotechnische sind, fällt zunächst auf, dass die Sachsysteme lediglich analysiert werden. Beim Abprüfen von Technikbewertungen müssen wertpluralistische Meinungen zugelassen werden. Nur die Stimmigkeit einer Begründung ist relevant. Abprüfbarkeit Angesichts der Tatsache, dass heute viele „ökonomische geprägte“ Situationen um so sozialverträglicher sind, je mehr Verzicht auf private Bedürfnisse erfolgt, muss darauf geachtet werden, dass in Prüfungen keine Lippenbekenntnisse abgelegt werden.
Seite 2 und 3: GATWU - Forum, Nr. 1/2007 Seite 2 I
Seite 4 und 5: GATWU - Forum, Nr. 1/2007 Seite 4 G
Seite 6 und 7: GATWU - Forum, Nr. 1/2007 Seite 6 b
Seite 8 und 9: GATWU - Forum, Nr. 1/2007 Seite 8 t
Seite 10 und 11: GATWU - Forum, Nr. 1/2007 Seite 10
Seite 62: GATWU - Forum, Nr. 1/2007 Seite 62

Heft 1 /2007

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?