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Heft 1 /2007

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GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 43<br />

Meines Erachtens gehört arbeitsorientierte Bildung zu einer umfassend verstandenen Allgemeinbildung.<br />

Ihren besonderen Stellenwert erhält arbeitsorientierte Bildung durch die zunehmende<br />

Bedeutung arbeitsweltlicher Struktur- und Problemzusammenhänge für den Beruf und<br />

das Leben der Menschen sowie durch die Notwendigkeit, sich mit den Veränderungen der<br />

Arbeitswelt laufend auseinander zu setzen. Hierzu bedarf es des arbeitsvorbereitenden und<br />

arbeitsbegleitenden – prinzipiell lebenslangen – Lernens. Erst im Rahmen dieses Lernprozesses<br />

und als dessen Zentrum kann die Arbeitslehre in der Sekundarstufe I eine neue Überzeugungskraft<br />

erhalten und ihren Stellenwert in Schule und Hochschule sowie ihr Image in der<br />

Öffentlichkeit verbessern. Sie hätte einen festen Standort im Bildungssystem und könnte nicht<br />

mehr – wie die 'freischwebende' Arbeitslehre gegenwärtig – beliebig auf bestimmte Schulformen<br />

und Jahrgänge beschränkt und durch Stellenabbau ausgebeutet werden.<br />

Als zweite Grundeinsicht muss bei der Reform beachtet werden, dass die Zukunft der Arbeitslehre<br />

vor allem von der Forschung und Lehrerbildung abhängt. Fundierte Forschungserkenntnisse<br />

und gut ausgebildete Lehrkräfte sind unverzichtbare Voraussetzungen eines qualifizierten<br />

Unterrichts über die Arbeitswelt. Entsprechend sind verstärkte Investitionen im Bereich<br />

der universitären Arbeitslehre notwendig. Wenn Arbeitslehre an den Universitäten Gießen<br />

und Kassel noch eine Perspektive haben soll, müssen Forschung und Lehre durch kompetente,<br />

in Arbeitslehre ausgewiesene Hochschullehrer sowie durch weiteres (wissenschaftliches<br />

und nicht-wissenschaftliches) Personal sichergestellt werden.<br />

Mit diesen Anmerkungen zu notwendigen Reformmaßnahmen ist angedeutet, dass in der hessischen<br />

Arbeitslehrepolitik neu angefangen werden muss. Nicht Abbau, sondern Ausbau und<br />

Weiterentwicklung müssen die Leitlinie sein. Dies ist keine Kleinigkeit und deshalb bedarf es<br />

der Bündelung der vorhandenen Kräfte: Notwendig sind strategische Allianzen von Politik,<br />

Schulen, Gewerkschaften und Arbeitgebern. Zuallererst ist eine neue Diskussion über arbeitsorientierte<br />

Bildung notwendig. Ich hoffe, dass sie mit diesem Workshop eingeleitet wird.<br />

Prof. Dr. Heinz Dedering hat bis 2004 an der Universität Kassel das Fachgebiet Pädagogik<br />

der Arbeitswelt vertreten. Bei diesem Text handelt es sich um einen Vortrag, der am 2. Mai<br />

<strong>2007</strong> auf dem „Workshop zur Arbeitslehre“ in Frankfurt gehalten wurde.<br />

Günter Reuel:<br />

Die Weiterentwicklung der Arbeitslehre hängt von<br />

akademischen Lehrern für Arbeitslehre ab<br />

Das Elend der Lehrerbildung als Ursache für das PISA-Debakel<br />

Im allgemeinen lernt ein Lehrer während seiner Ausbildung Wissensbestände, die eine universitäre<br />

Disziplin angehäuft hat. Bildende Kunst, Musik und Sport sind natürlich nicht wissenschaftsdominiert,<br />

aber auch sie haben „Leitbilder“ etwa den Konzertmusiker, den „Freien“<br />

Künstler oder den Sportprofi.<br />

Der Lehreranwärter lernt außerdem noch ein pädagogisches Regelwerk, gemeinhin „Didaktik“<br />

genannt. Diese beiden Lehrangebote sind quantitativ nicht ausgewogen, bei der Fachwissenschaft<br />

liegt die Priorität. Neuerdings wird um mehr Didaktikanteile gefeilscht. Die späte<br />

Einsicht findet Anhänger, wonach das viele Wissen wenig nützt, wenn es nicht in die Köpfe<br />

der Schüler gelangt. Aber selbst bei einer mehr paritätischen Verteilung bleibt ein Problem<br />

ungelöst: Wie gelingt es Fachwissenschaft und Fachdidaktik dauerhaft und intelligent zu verzahnen?<br />

Wissenschaft für Lehrer darf nur noch „pädagogisiert“ auftreten, und Didaktik zeigt<br />

auf, wie sorgfältig ausgewählte Fachkompetenz lehrbar wird.

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