Heft 1 /2007
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GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 18<br />
Ökonomische Strukturen,<br />
Prozesse und wirtschaftspolitische<br />
Entscheidungen als<br />
Konsument, Erwerbstätiger<br />
und Wirtschaftsbürger analysieren<br />
und beurteilen.<br />
(Teildomäne Wirtschaft S. 9)<br />
Abprüfbarkeit<br />
Durch Befragung. Sollen nicht Schlagwörter<br />
vorgeführt werden, ist mit längeren Prüfungszeiten<br />
zu rechnen. Die Position des Wirtschaftsbürgers<br />
muss als dritte Kategorie neben<br />
Konsument und Erwerbstätiger vorab definiert<br />
werden.<br />
Die hier genannten Kompetenzen haben abgesehen von dem vielleicht beabsichtigten Geltungsnutzen,<br />
für die praktische Arbeit in der Schule keinen Wert. Neben den zwölf Großkompetenzen<br />
(für jede Teildomäne drei) finden sich ausdifferenzierte Kompetenzen, deren Abprüfbarkeit<br />
vorstellbar ist.<br />
Sehr beunruhigend ist allerdings die massenhafte Verwendung von Verben, die verbalsymbolische<br />
„Kompetenz“ einfordern:<br />
Vergleichen, analysieren und bewerten, Alternativen entwerfen,<br />
beschreiben und erklären, untersuchen (die Ergebnisse sind immer<br />
schon bekannt), identifizieren und bewerten.<br />
Das am häufigsten verwendete Verb ist „bewerten“. Der unbefangene Leser könnte sich in einem<br />
Ethik-Curriculum wähnen. Auf S. 9 sollen die Schüler „Lösungen für moralische Dilemmata<br />
finden“. Dies stellt eine glatte Überforderung dar, weil Dilemmata eben nicht „lösbar“<br />
sind.<br />
Müssen wir uns sorgen, den Anschluss an die Kompetenzdebatte ja nicht zu verlieren? Oder<br />
sollten wir diese Fächern überlassen, deren Stoffvermittlungsprogramme klar gegliedert sind?<br />
Die Angst des Torwartes vor dem Elfmeter wird geringer, wenn man weiß, dass die anderen<br />
oft Selbsttore schießen.<br />
In einem Arbeitslehreprojekt wird immer viel gelernt. Es gibt sehr wohl dilettantischen Arbeitslehreunterricht,<br />
der sich das Etikett „Projekt“ anheftet. Den kann man nur durch besser<br />
ausgebildete Lehrer minimieren. Der Ausgang eines Projekts ist offen – sonst wäre es kein<br />
Projekt. Wer also am Ende eines Projekts buchhalterisch Erlerntes bilanzieren will, wird mit<br />
einem vorbereiteten Fragebogen Probleme haben.<br />
In einem Arbeitslehreprojekt machen Schüler die Erfahrung, dass sie den Arbeitsprozess mitgestalten.<br />
Sie sind unerbittlich auf Kooperation angewiesen. Verantwortung für Sicherheit<br />
und Umwelt kann nicht ausgewichen werden. Jedes instrumentelle Handeln muss fachlichen<br />
Standards genügen, dabei ist es sekundär um welches Fach es sich handelt, die Maxime gilt<br />
auch bei einfachsten Verrichtungen. Im Prozess der Arbeit werden Neigungen und Abneigungen<br />
entdeckt, Neugier entsteht (wie wird außerhalb der Schule gearbeitet. Das Geschwätz von<br />
„motivationalen“ und „voluntaristischen“ Befindlichkeiten entfällt). Ja, ein Projekt kann auch<br />
zu einem Miss- oder Teilerfolg führen. Meistens wollen die Akteure die Gründe kennen.<br />
Projekte können auch deshalb nicht normiert werden, weil die Ausstattung einer Schule mit<br />
Werkstätten die Möglichkeiten determiniert. Ohne Werkstätten keine Projekte, ohne Projekte<br />
keine Arbeitslehre. Aber das hieße ja, die Periode der Reformpädagogik hat gar nicht stattgefunden.