Heft 1 /2007
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GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 23<br />
Belange – wirken die vielen Einzelnen am Wandel der gesellschaftlichen Strukturen mit. Ihr<br />
seid also eure Zukunft!<br />
Wenn es nach mir ginge, würde ich ein neues Fach oder Lernfeld konzipieren, für das ein<br />
neuer Name den Anspruch symbolisieren soll, dass „nicht für die Schule, sondern für das Leben<br />
lernen“ das Ziel ist. Das Fach könnte „Alltags- und Lebensökonomie“ heißen. Wenn ihr<br />
mehr darüber wissen wollt, schreibe ich euch gerne noch einen Brief.<br />
Herzliche Grüße<br />
Prof. Dr. M.-B. Piorkowsky, Universität Bonn, ILR<br />
Stellungnahme der Gesellschaft für Arbeitslehre<br />
Berlin zum KecuBHTW Berliner Landesverband der GATWU<br />
In mehrjähriger Arbeit hat eine Gruppe von wechselnden Fachvertretern das jetzt vorliegende<br />
Kerncurriculum entwickelt. Die selbst gesetzte Aufgabe hatte von Beginn an eine hohe Plausibilität,<br />
denn in der Bundesrepublik existiert seit Jahrzehnten für einen im „Kern“ unstrittigen<br />
Bildungsauftrag eine Vielzahl von Fachbezeichnungen und inhaltlichen Vorstellungen zu<br />
seiner Umsetzung. Auf der einen Seite gibt es drei bis vier Partikularfächer, auf der anderen<br />
ein Integrationsfach, das Arbeitslehre heißt.<br />
Arbeitslehre wurde vor vierzig Jahren mit großer öffentlicher Unterstützung verschiedenen<br />
Orts implementiert (der Bildungsföderalismus verhinderte eine gesamtstaatliche Lösung). Die<br />
Idee bestand darin, wichtige Elemente der Partikularfächer zu bündeln, ihnen einen wirklichen<br />
Kern zu geben und die kognitiven Strukturen beim Lernenden besser zu vernetzen.<br />
Vor zwanzig Jahren unternahm die KMK eine Initiative zur Stärkung von Arbeitslehre. Sie<br />
ließ auf der Ebene der Ministerialbürokratie eine „Gemeinsame Empfehlung“ zu dem Lernbereich<br />
erarbeiten, die jedoch folgenlos blieb. Unter anderem waren Einsprüche der Fachvertreter<br />
gegen eine Integrationslösung mitbestimmend für die Blockierung.<br />
Wenn heute – weitere zwanzig Jahre später – die Fachvertreter selbst einen Bildungskern definieren,<br />
dann erscheint dies auf den ersten Blick viel versprechend. Aus der Sicht eines Bundeslandes<br />
mit 40jähriger Arbeitslehre-Tradition bedeutet das vorliegende Papier jedoch einen<br />
Rückschritt. Der Landesvorstand der GfAl Berlin kann das vorliegende Kerncurriculum<br />
BHTW deshalb aus den folgenden Gründen nicht unterstützen:<br />
1. Wenn in der Benennung des Kerncurriculums der Name des Faches Arbeitslehre, zumindest<br />
in dem Kürzel gar nicht mehr auftaucht, statt dessen so genannte Teildomänen<br />
formuliert werden, mag dies den bildungsföderalen Zwängen der Bundesrepublik<br />
nachgebildet sein, offenbart jedoch eher rückwärtsgewandten als perspektivischen<br />
Charakter. Es festigt den Eindruck des Stückwerkes.<br />
2. Die auf Teildomänen angelegte Struktur des Kerncurriculums zeigt sich schon bei der<br />
Formulierung der Kompetenzen. Warum werden die für j e d e n Jugendlichen unverzichtbaren<br />
Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I nicht einfach genannt und<br />
zwar ohne „domänenspezifische“ Herkunft? Die Konstruktion einer Hyperdomäne<br />
namens Arbeitslehre erscheint bei diesem Ansatz nicht plausibel. Die Eingangskompetenzen<br />
für Erwerbsarbeit und Hausarbeit sind immer domänenübergreifende Querschnittskompetenzen.<br />
3. Die angestrebten „Standards“ in den vier Teildomänen werden zwar als „handlungsorientiert“<br />
bezeichnet, erweisen sich aber fast konsequent als kognitive Lernmuster.