Heft 1 /2007
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GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 28<br />
nearer Fachsystematik oder Funktionsorientierung ein feldhaftes Planungsdenken treten<br />
muss.<br />
Curriculares Planen eines solchen Erkenntnisprozesses kann nicht erwachsen aus einem vorgegebenem<br />
Kanon von Versatzstücken, sondern bedarf der Polyvalenz des Lerngegenstandes,<br />
die sich in Produktionsprojekten, den zentralen Lernformen der Arbeitslehre, begleitet von<br />
ganzheitlich angelegten Lehrgängen und Übungen, manifestiert.. Hier vollziehen sich Selbsterfahrungen<br />
als Miteinander, als Mitplanung, als Mitverantwortung und weisen auf die Auswirkungen<br />
solcher Sozialerfahrungen auf das Gehirn hin. Gehirntätigkeit des Lernenden<br />
braucht, unterstrichen durch die jüngeren neurobiologischen Forschungsergebnisse, den Interaktionsprozess.<br />
Im gemeinsamen Ideensammeln, im Miteinanderentscheiden, -planen und -<br />
durchführen liegt der didaktische Ablauf für ganzheitlich - polyvalente, gesamtorganische<br />
Lernprozesse. Nur im so verstandenen Selbstlernprozess entstehen neue Verschaltungsmuster<br />
für kreative Lernräume. Gestaltpsychologisch skizziert Karl-Friedrich von Weizsäcker einen<br />
kreativen Lernprozess als „das Wahrnehmen von Gestalt durch das Schaffen von Gestalt“ (5).<br />
Wie in keinem anderen Lernbereich vollzieht „Arbeitslehre“ als projektorientierter Unterricht<br />
diese Möglichkeiten.<br />
Der nachstehende Überblick versucht Kriterien und Merkmale von Lern-Prozessabläufen innerhalb<br />
des Arbeitslehre-Curriculum aufzuzeigen.<br />
KRITERIEN UND MERKMALE VON LERNPROZESSABLÄUFEN IN DER AR-<br />
BEITSLEHRE<br />
• Im Umgang mit polyvalenten Lerngegenständen nimmt der Lernende unterschiedliche<br />
ZUSTÄNDE UND WIRKWEISEN (Potentialdifferenzen) als gesamtorganisches Sinnesgeschehen<br />
und erste Bewusstheit als Geschehenseinheit wahr.<br />
• Dabei erwirbt er Unterscheidungs- und Vergleichsfähigkeit; gewinnt HANTIERUNGS-<br />
WISSEN und erfährt die Entwicklung von sprachlichem, rechnerischem, Zeichnerischem,<br />
gestischem, handwerklichem und darstellerischem Gestalten als ARTIKULATIONS-<br />
UND KOMMUNIKATIONS-FORMEN.<br />
• Im selbsttätigen Handlungsvollzug als ein Mit- und Voneinanderlernen erwirbt der Lernende<br />
Fähigkeiten zur ZUSAMMENARBEIT, zur sozialen TEILHABE: Er erfährt Handeln<br />
als Wecken des GEFÜHLS, des MIT-EMPFINDENS und der Handlungsbereitschaft.<br />
• Das selbsttätig, selbstständig erstellte „Werk“ ermöglicht IDENTIFIKATION durch<br />
WERTERKENNTNIS und BEDEUTUNGSVERLEIHUNG.<br />
• Im Handlungsvollzug erwirbt der Lernende VORSTELLUNGSVERMÖGEN als Sinneseinheit<br />
„innerer Bilder“ und Basis der BEWUSSTSEINSERWEITERUNG, der ARTI-<br />
KULATION und ABSTRAKTION.<br />
CURRICULARE FOLGERUNGEN UND ZUSAMMENHÄNGE<br />
Der Vollzug ganzheitlicher, gesamtorganischer Selbsttätigkeit am polyvalenten Lerngegenstand<br />
bildet die Grundlage zur eigenständigen BEWUSSTSEINS-GESTALTUNG, ARTIKU-<br />
LATIONS-, ABSTRAKTIONS- und TRANSFER-FÄHIGKEIT auf dem Weg zu orientierenden<br />
nachhaltigen Mustern<br />
• durch Erlernen sprachlicher, klanglicher, gestischer, handwerklicher und bildnerischer<br />
Ausdrucksformen:<br />
- den Ausbau von Sprachvermögen und Sprachkraft durch mündliche, schriftliche,<br />
zeichnerische und spielerische Darstellungen von produkt-orientierten Arbeits- und<br />
sozialen Geschehensverläufen.<br />
• durch Erkennen arithmetischer und geometrischer Zusammenhänge:<br />
- das Erfassen von Mengen und Maßen