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Heft 1 /2007

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GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 24<br />

Hinweise auf Projektarbeit, die domänenübergreifende Probleme aufgreift, fehlen. Ebenso<br />

vermisst man die Festschreibung der materiellen Basis eines Lernbereichs in<br />

Gestalt von Fachräumen. Die notwendigen Unterrichtszeiten für die Bewältigung der<br />

Standards in vier Teildomänen setzen einen illusionären Stundentafel-Anteil voraus.<br />

4. Berufsorientierung wird einerseits als Teildomäne definiert (S. 4) darüber hinaus unterschiedlichen<br />

Fächern zugeordnet. Im selben Satz ist sie (die Berufsorientierung) der<br />

Kernbereich des Faches. Es bleibt rätselhaft, ob die „unterschiedlichen Fächer“ den<br />

Teildomänen entsprechen oder generell dem allgemeinen Fächerkanon zugeordnet<br />

werden. Eine klare Aussage zur Berufsorientierung kann dem Kerncurriculum nicht<br />

entnommen werden.<br />

5. Es ist unverständlich, wenn das Betriebspraktikum als ein wesentlicher Bestandteil<br />

von Arbeitslehre weder bei den Teildomänen Beruf und Wirtschaft noch bei den Inhaltsfeldern<br />

Unternehmen und Beruf auftaucht. Die fehlende Aufnahme des Betriebspraktikums<br />

in das Kerncurriculum ist ein schwerwiegender Mangel des Papiers.<br />

6. Die Sprache des Kerncurriculums ist an einigen Stellen revisionsbedürftig. „Eigenarbeit“,<br />

„Bürgerarbeit“, die Vermittlung „fremdsprachlicher Kompetenz“ sind zumindest<br />

für die Arbeitslehre befremdliche Anforderungen. Was der Unterschied zwischen<br />

„umfassenden Teildomänenkompetenzen“ und „spezifischen Kompetenzen der Teildomänen“<br />

ausmacht wird nicht erläutert. Der Sinn der auf S. 5 vorgestellten Grafik<br />

„Dimensionen des Kompetenzmodells des Lernbereiches“ erschließt sich dem Leser<br />

nicht.<br />

7. Die Hoffnung, dass dieses Kerncurriculum so etwas wie eine Agenda für Akteure im<br />

Lernbereich werden könnte, erfüllt sich nicht. Lehrer/innen können dem Papier keinerlei<br />

unterrichtspraktische Hilfen entnehmen. Der Projektbegriff taucht nicht auf. Paritätisch,<br />

im Sinne von vier Teildomänen, besetzte Lehrplankommissionen werden<br />

Verteilungskämpfe erneut führen müssen. Kommissionen, in denen Vertreter einer<br />

Teildomäne dominieren, werden die Agenda angesichts der knappen Stundentafel-<br />

Ressourcen in ihrem Sinne interpretieren. Die weiter fortschreitende Kulturhoheit der<br />

Länder verringert die Chancen von zentral angelegten Steuerungsinstrumenten. Für<br />

Arbeitslehrevertreter in Berlin ist das Papier eine verspätete Botschaft. Sie arbeiten<br />

seit Jahren an einem Konzept, das den additiven Ansatz überwunden hat und erleben<br />

nun den Rückfall in Teildomänen.<br />

Der Vorstand kann das vorgelegte Kerncurriculum deshalb nicht unterstützen.<br />

Dziedzioch-Teuscher, Witzke, Ziervogel, Eisen, Triebe<br />

Anmerkungen zum Kerncurriculum<br />

Die Lage ist - wie so oft in der Arbeitslehre - etwas verquer.<br />

Die Gruppe entwickelte - sicher unter großen Mühen - ein so genanntes Kerncurriculum, das<br />

eine Annäherung vorhandener Ansätze unternimmt und der Zeit folgend, Kompetenzen und<br />

Standards für Inhalte der Arbeitslehre formuliert, die eine Ausweitung allgemeiner Bildung<br />

in der deutschen Schule um eben diese Inhalte zu fördern sucht.<br />

Das Arbeitsergebnis bringt in der Formulierung der Inhalte voran und wird - so ist zu hoffen -<br />

auch bildungspolitisch einen neuen Impuls auslösen.<br />

Der vorliegende Text lässt allerdings die Organisationsform des Unterrichts in Arbeitslehre in<br />

gleicher Weise offen, wie der Text der Materialien zum Lernfeld ARBEITSLEHRE der Kultusminister<br />

in ihrer 235. Sitzung von 1987. Insoweit bleibt die notwendige Ergänzung allgemeiner<br />

Inhalte von Unterricht und Erziehung in der deutschen Schule abermals dem länderspezifischen<br />

schulorganisatorischen Zugriff vorbehalten. Dem oft geäußerten Verlangen nach

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