Heft 1 /2007
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GATWU - Forum, Nr. 1/<strong>2007</strong> Seite 20<br />
für einen Lernbereich geschaffen, der die fachliche Zerklüftung in diesem Bildungsbereich,<br />
die die Qualitätsentwicklung beeinträchtigt, aufheben könnte. Das Kerncurriculum versteht<br />
sich als Referenzcurriculum zur Weiterentwicklung der Rahmen(lehr)pläne der Länder und<br />
der schuleigenen Curricula. Es bietet aus unserer Sicht zudem die Grundlage für eine empirisch<br />
gestützte Weiterentwicklung der Bildungsqualität in diesem Bildungsbereich.“<br />
So wird dann auch auf der Seite 2 des Textes im so genannten Abstrakt von der „Perspektive<br />
eines gemeinsamen Lernbereiches“ gesprochen und weiter unten davon, dass das Kerncurriculum<br />
für die interessierte Öffentlichkeit einen curricularen Gesamtrahmen beschreiben soll.<br />
„Die länderspezifische Konkretisierung kann über Bildungs- bzw. Rahmenpläne und die Ausgestaltung<br />
in schulinternen Curricula erfolgen. Sie eröffnet Freiräume für die Gestaltung individueller<br />
Lernprozesse und die Einbeziehung landes- und standortspezifischer Besonderheiten<br />
und fakultativer Lerninhalte.“<br />
Mit derartigen Formulierungen werden leicht einer Unverbindlichkeit und Beliebigkeit Tür<br />
und Tor geöffnet und der Status Quo gefestigt. Eine dringend notwendig Forderung nach Einführung<br />
eines bundesweit geltenden Integrationsfaches Arbeitslehre fehlt völlig und scheint<br />
auch leider nicht beabsichtigt zu sein.<br />
In dem Abschnitt 1 (Seite 3) nimmt das Kerncurriculum Bezug auf seinen „Beitrag zur Allgemeinbildung“,<br />
indem häufig sehr allgemein gehaltene Statements abgegeben werden, die<br />
in dieser Form gut und gerne auch dem Fach Gesellschaftswissenschaften zuzuordnen wären.<br />
Im Kapitel 2 wird näher auf den so genannten „Lernbereich Beruf-Haushalt-Technik-<br />
Wirtschaft / Arbeitslehre“ eingegangen, der u.a. eine eigenständige Wissensdomäne darstellt,<br />
„die ihre disziplinäre Ausrichtung über die Teildomänen Haushalt, Technik, Wirtschaft<br />
und Beruf erfährt“.<br />
Dabei werde ich den Eindruck nicht los, dass es - wie in vielen Lehrplänen anderer Fächern<br />
auch – in der Hauptsache um Wissensvermittlung gehen soll. Schade, dass die Vermittlung<br />
von wertvollen Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, so wie sie seit Jahrzehnten arbeitslehrespezifisch<br />
ist, bei der Beschreibung dieses Bereiches kaum eine Rolle spielen. Wie derzeit<br />
in allen Rahmenlehrplänen Deutschlands üblich, wird auch im Kerncurriculum auf die<br />
Beschreibung von Kompetenzen und Standards (Seite 5) nicht verzichtet. Während selbst<br />
der Leiter des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen Prof. Olaf Köller erhebliche<br />
Probleme bei der Entwicklung von Standards für das Hauptfach Deutsch einräumt, wird<br />
für den betreffenden Bildungsbereich KecuBHTW/A angenommen, dass diese hier notwendig<br />
seien und möglich wären. Das gesamte Kapitel 3 wirft mehr Fragen auf, als dass es praktikable<br />
Antworten gibt. Unbeantwortet bleibt die Frage nach einer konkreten Leistungsbewertung<br />
und somit der Notengebung bezüglich Standards und Kompetenzen. Insbesondere ist auffällig,<br />
dass eine zentrale Grundlage der Arbeitslehre, nämlich die Projektorientierung und somit<br />
das Arbeiten in Projekten überhaupt keine Bedeutung mehr hat. Es liegt der Verdacht nahe,<br />
dass die Degradierung eines zentralen Arbeitslehreprinzips, nämlich der Projektmethode, sich<br />
nicht vermeiden ließ, da Projekte sich bekanntlich nicht standardisieren lassen.<br />
Nebenbei bemerkt zeichnet sich bereits ab, dass die Begriffe „Standards“ und „Kompetenzen“<br />
gute Aussichten haben „Unwörter“ des Jahres zu werden. Oftmals verkneifen sich Kollegen<br />
bei Erwähnung dieser Begriffe nicht ein müdes Lächeln, eine Entwicklung die die Urheber<br />
dieser Begriffe sicher nicht so beabsichtigt haben.<br />
Während die Dimension Teildomäne Beruf (Berufsorientierung) in der Abbildung 1 noch als<br />
„übergreifende Aufgabe unterschiedlichen Fächern zugeordnet wird und einen Kern des<br />
Lernbereiches bildet“, (Seite 4) wird dieselbe Dimension in Abbildung 2 als eigenständige,<br />
„isolierte“ Teildomäne dargestellt. Der Eindruck, dass es sich in dem Kerncurriculum schwerpunktmäßig<br />
um die Darstellung von vier mehr oder weniger isolierter Teilbereiche „Beruf,