Abb. 4: Kompromissbereitschaft <strong>in</strong> bestimmten <strong>Leben</strong>sbereichen nach Geschlecht sowie Ost- und Westdeutschland (2009) Angaben <strong>in</strong> Prozent Angaben <strong>in</strong> Prozent Angaben <strong>in</strong> Prozent Für me<strong>in</strong>e Arbeit würde ich ... 80 70 60 50 40 30 20 10 0 5,5 3,8 ... auf e<strong>in</strong>e Partnerschaft verzichten Frauen (West) 6,7 7,3 Für me<strong>in</strong>e Partnerschaft würde ich ... 50 40 30 20 10 0 11,6 5,3 ... aufhören zu arbeiten Quelle: BRIGITTE-<strong>Studie</strong> 2009, Neuberechnung 2010, eigene Darstellung 8,1 Für me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der würde ich ... 60 50 40 30 20 10 0 50,3 42,4 4 37,8 36 ... E<strong>in</strong>kommensverlust h<strong>in</strong>nehmen 11,5 8,3 12,3 10,7 18 63,2 65,5 65,5 67,2 ... auf K<strong>in</strong>der verzichten ... umziehen 11,9 3,4 18,1 10,9 42,6 23,8 36,7 ... auf K<strong>in</strong>der verzichten ... E<strong>in</strong>kommensverlust h<strong>in</strong>nehmen 37,4 16,3 Frauen (Ost) Männer (West) Männer (Ost) 7,9 5,2 ... aufhören zu arbeiten 32
Fassen wir zusammen: Die gesellschaftliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Frauen zu DDR-Zeiten <strong>in</strong> den Erwerbsprozess prägt nach wie vor E<strong>in</strong>stellungen junger Frauen und Männer im Osten. Junge Frauen <strong>in</strong> den Neuen Ländern haben den Biss und den 2.3 Gute Zeiten für weiblichen Aufstieg? „Geht der Angst die Puste aus? Die ganz Jungen haben so gute Chancen wie seit Jahrzehnten nicht mehr“, behauptet Susanne Gaschke <strong>in</strong> DIE ZEIT Nr. 33 vom 21. August 2010 und beschreibt die veränderten Perspektiven, die der Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt nach sich zieht. Familienfreundlichkeit, kluge Teilzeitregelungen, Unterstützung bei der Jobsuche für den Ehepartner, gerechte Löhne und Aufstiegschancen könnten dann selbstverständliche Verhandlungsoptionen für die E<strong>in</strong>stellung werden. Ob dies Wunschdenken bleibt oder sich als Strategie der Fachkräfteakquirierung durchsetzt, könnte zuerst <strong>in</strong> den Neuen Bun<strong>des</strong>ländern überprüft werden. Denn schon jetzt fehlen den Betrieben im Osten Deutschlands kluge Köpfe. Die Alterung und überproportionale Abwanderung junger Menschen (<strong>in</strong>sbesondere junger Frauen) sowie die damit verbundenen Tab. 2: Prognosen Akademikermangel nach Bun<strong>des</strong>ländern 19 Willen nach oben zu kommen. Diese Werte s<strong>in</strong>d nach wie vor an vielen Fakten <strong>des</strong> Arbeitsmarktes beziehungsweise <strong>des</strong> Erwerbslebens nachweisbar. zurückgehenden Geburtenzahlen führen schon jetzt dazu, dass <strong>in</strong> den Neuen Ländern Höherqualifizierte zunehmend Mangelware s<strong>in</strong>d. Prognosen <strong>des</strong> Deutschen Instituts für Wirtschaft <strong>in</strong> Köln (Anger, Plünnecke 2010) sowie <strong>des</strong> Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (Fuchs et al. 2009) gehen e<strong>in</strong>mütig davon aus, dass schon ab 2015 der Bedarf an Akademikern das <strong>in</strong> den Neuen Ländern ausgebildete Angebot übersteigen dürfte. Die Prognosen <strong>des</strong> IW Köln zeigen, dass <strong>in</strong> den Neuen Bun<strong>des</strong>ländern alle<strong>in</strong> für den Ersatz der <strong>in</strong> Rente gehenden akademisch ausgebildeten Fachkräfte ab 2015 über 80% der Hochschulabsolventen benötigt werden, ab 2020 sogar rund 90% Absolventen. Fachkräfte, die zusätzlich <strong>in</strong> wirtschaftlichen Expansionsphasen benötigt werden, stehen dann kaum noch zur Verfügung. Im Westen Deutschlands sieht die Lage wesentlich entspannter aus (s. Tab. 2). So viel Prozent der Hochschulabsolventen werden alle<strong>in</strong> dafür benötigt, um die <strong>in</strong> Rente gehenden Akademiker zu ersetzen: IW_Prognose; Ursprungsdaten: Statistische Ämter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> und der Länder, Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz Quelle: Anger, Plünnecke 2010 2010–2014 2015–2019 2020–2024 Sachsen-Anhalt, Thür<strong>in</strong>gen 65,3 84,6 91,1 Berl<strong>in</strong>, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern 71,2 81,0 88,5 Sachsen 66,4 82,5 87,3 Hessen 50,8 53,9 63,5 Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holste<strong>in</strong> 52,0 53,9 63,5 Bayern 49,7 49,1 61,3 Baden-Würtemberg 46,6 48,3 58,8 Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Saarland 45,3 48,8 58,6 Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 47,2 48,4 58,4