Studie "Das volle Leben! Frauenkarrieren in Ostdeutschland" - des ...
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3.3 E<strong>in</strong>kommensverteilung – Wer ernährt die Familie?<br />
Egalitäre <strong>Leben</strong>smodelle werden nicht nur gewünscht, sie werden<br />
<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Neuen Ländern auch gelebt (Helferich<br />
et al. 2005; Klenner, Klammer 2008; Hans-Böckler-Stiftung<br />
2010).<br />
Tab. 4: E<strong>in</strong>kommenskonstellationen <strong>in</strong> Paar-/Familienhaushalten<br />
nach Ost- und Westdeutschland (1991 und 2006)<br />
Haushaltstyp<br />
Gesamt<br />
n=2960<br />
Im Zeitvergleich (1991 – 2006) wird darüber h<strong>in</strong>aus deutlich,<br />
dass der Mann als Haupternährer <strong>in</strong> beiden Teilen Deutschlands<br />
langsam auf dem Rückmarsch ist. Verdienten <strong>in</strong> den Neuen<br />
Bun<strong>des</strong>ländern 1991 noch 45% der Männer das Haupte<strong>in</strong>kommen<br />
der Familie, waren es 2006 „nur“ noch 41%. In den<br />
alten Bun<strong>des</strong>ländern s<strong>in</strong>d zwar auch 2006 noch überwiegend die<br />
Männer die Haupternährer (62%), jedoch ist auch dort dieser<br />
Anteil von noch 69% im Jahr 1991 gesunken (s. Tab. 4).<br />
Parallel zur s<strong>in</strong>kenden Bedeutung der männlichen Familienernährer<br />
steigt <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Neuen Bun<strong>des</strong>ländern der Anteil der<br />
Haushalte kont<strong>in</strong>uierlich, <strong>in</strong> denen Frauen Hauptverdiener der Familie<br />
s<strong>in</strong>d, d.h. mehr als 60% zum Haushaltse<strong>in</strong>kommen beitragen.<br />
Für den Vergleich zwischen den alten und neuen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
weisen Klenner und Klammer (2008) darauf h<strong>in</strong>, „dass das Entstehen<br />
von weiblichen Familienernährer<strong>in</strong>nenkonstellationen <strong>in</strong><br />
Ost- und Westdeutschland auf unterschiedlichen Geschlechterverhältnissen<br />
aufsetzt“ (ebd.). Zwar halten die Ostdeutschen –<br />
wie <strong>in</strong> zahlreichen Untersuchungen immer wieder belegt – am<br />
„Leitbild der Zweiverdienerfamilie“ fest, jedoch haben hohe<br />
Arbeitslosigkeit sowohl unter Männern als auch Frauen „die<br />
Entstehung von Formen <strong>des</strong> Zusammenlebens befördert, die<br />
28<br />
Der Anteil der Haushalte, <strong>in</strong> denen beide Partner ungefähr<br />
gleich viel zum Haushaltse<strong>in</strong>kommen beitragen, ist im Osten<br />
Deutschland fast doppelt so hoch (44,5%) wie im Westen<br />
(27,9%) (s. Tab. 4).<br />
Anteil von Paar-/Familienhaushalten <strong>in</strong> % 1<br />
1991 2006<br />
Ost<br />
n=1178<br />
West<br />
n=1782<br />
Gesamt<br />
n=5494<br />
Ost<br />
n=1316<br />
West<br />
n=4178<br />
Frau als Familienernährer<strong>in</strong> im Paarhaushalt 2 8,6 11,2 6,9 11,6 14,8 10,6<br />
Mann als Familienernährer im Paarhaushalt 3 59,5 44,8 69,2 56,5 40,7 61,5<br />
Egalitäre E<strong>in</strong>kommenserwirtschaftung 4 31,9 44,0 23,9 31,9 44,5 27,9<br />
1 Spaltenprozent<br />
2 Frau erwirtschaftet mehr als 60% <strong>des</strong> Haushaltse<strong>in</strong>kommen<br />
3 Mann erwirtschaftet mehr als 60% <strong>des</strong> Haushaltse<strong>in</strong>kommen<br />
4 Jeder Partner erwirtschaftet zwischen 40% und 60% <strong>des</strong> Haushaltse<strong>in</strong>kommen<br />
Quelle: Klenner, Klammer 2008<br />
als ‚unfreiwilliges E<strong>in</strong>verdienermodell’ charakterisiert werden<br />
können“ (ebd.).<br />
<strong>Das</strong>s <strong>in</strong> vielen Fällen die Ernährer<strong>in</strong>nenrolle der Frauen unfreiwillig<br />
ist, bestätigt sich auch <strong>in</strong> unserer eigenen Onl<strong>in</strong>e-<br />
Befragung. Gerade e<strong>in</strong>mal 1,8% der Frauen wünschen sich e<strong>in</strong><br />
Familienmodell, bei dem sie die Haupternährer<strong>in</strong> ihrer Familien<br />
s<strong>in</strong>d. Jedoch 9% leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Familienkonstellation<br />
(s. Abb. 8 und 9 im Kapitel 3.2).<br />
F<strong>in</strong>anzielle Verantwortung für die Familie übernehmen zum<br />
e<strong>in</strong>en Alle<strong>in</strong>erziehende, die mit ihrem E<strong>in</strong>kommen für sich und<br />
ihre K<strong>in</strong>der sorgen. Zum anderen handelt es sich um Frauen <strong>in</strong><br />
Partnerschaften, die e<strong>in</strong> höheres E<strong>in</strong>kommen als ihre Partner<br />
beziehen. Aufgrund der schwierigeren Arbeitsmarktsituation <strong>in</strong><br />
den Neuen Ländern könnte vermutet werden, dass der Anteil<br />
der ger<strong>in</strong>gverdienenden Familienernährer<strong>in</strong>nen hier besonders<br />
groß ist. Bestätigt wird die These, dass Hauptverdiener<strong>in</strong>nen<br />
deutlich ger<strong>in</strong>gere E<strong>in</strong>kommen erwirtschaften als männliche<br />
Hauptverdiener, nicht aber die Behauptung, dass <strong>in</strong> den Neuen<br />
Ländern das Phänomen der Familienernährer<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> auf die<br />
prekären E<strong>in</strong>kommenssituationen zurückzuführen ist (Klenner,<br />
Klammer 2008; Trappe, Sørensen 2005) (Abb. 11).