Studie "Das volle Leben! Frauenkarrieren in Ostdeutschland" - des ...
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75% der ostdeutschen Väter, dagegen nur knapp über 30%<br />
der westdeutschen Väter, sehen also auch mit ausreichendem<br />
E<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>e berufstätige Partner<strong>in</strong> an ihrer Seite.<br />
E<strong>in</strong>her g<strong>in</strong>g dies mit grundsätzlich anderen E<strong>in</strong>stellungen<br />
gegenüber externer K<strong>in</strong>derbetreuung. Während westdeutsche<br />
Väter zu 71% die Ansicht vertraten, dass K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> den ersten<br />
drei <strong>Leben</strong>sjahren am besten bei der Mutter aufgehoben wären,<br />
stimmten dem nur 33% der ostdeutschen Väter zu. Umgekehrt<br />
waren 75% der ostdeutschen Väter der Me<strong>in</strong>ung, dass der Besuch<br />
e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>derkrippe ke<strong>in</strong>en Schaden für das K<strong>in</strong>d verursacht,<br />
während dies nur 28% der westdeutschen Väter glaubten.<br />
Neben der Akzeptanz der beruflichen Tätigkeit der Partner<strong>in</strong> stellt<br />
sich die Frage der familiären und häuslichen Aufgabenverteilung.<br />
Fest steht, dass die Hauptlast der Haushaltstätigkeiten auch <strong>in</strong><br />
der DDR – trotz <strong>volle</strong>r Erwerbstätigkeit – von den Frauen getragen<br />
wurde. Befragt nach der Beteiligung von Männern an den<br />
häuslichen Verpflichtungen, differieren die Aussagen der Frauen<br />
und der Männer. Dennoch wird <strong>in</strong> den Neuen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
3.2 Partnerschaft und Beruf – Wunsch und Wirklichkeit heute<br />
Wie sehen gewünschte und gelebte Familienmodelle heute –<br />
20 Jahre nach der deutschen Wiedervere<strong>in</strong>igung – aus? Haben<br />
sich die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland<br />
angeglichen?<br />
Kurz gesagt: <strong>Das</strong> Modell <strong>des</strong> männlichen Alle<strong>in</strong>ernährers verliert<br />
auch <strong>in</strong> den alten Bun<strong>des</strong>ländern immer mehr an Bedeutung und<br />
der Osten hat sich dem Westen nicht angepasst. Unterschiede<br />
zwischen dem gewünschten und gelebten Familienmodell s<strong>in</strong>d<br />
jedoch nach wie vor zwischen den neuen und alten Bun<strong>des</strong>ländern<br />
deutlich. Dies ist <strong>des</strong>halb beachtenswert, da die Generation der<br />
heute 20- bis 30-Jährigen unter nahezu gleichen gesellschaftspolitischen<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen aufgewachsen ist. Die Prägung<br />
durch vorgelebte Familienstrukturen und das soziale Umfeld<br />
spielen also e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle.<br />
24<br />
Anfang der 1990er Jahre e<strong>in</strong>e ausgewogenere Aufteilung häuslicher<br />
Tätigkeiten deutlich. 72% der ostdeutschen Väter beteiligten<br />
sich nach ihrer eigenen Aussage mit 30–50% an der Hausarbeit,<br />
61% der ostdeutschen Frauen stimmten dieser E<strong>in</strong>schätzung<br />
ihrer Männer zu. Der überwiegende Teil der westdeutschen<br />
Väter schätzte se<strong>in</strong>en Anteil an der Hausarbeit ger<strong>in</strong>ger e<strong>in</strong>. 78%<br />
sagten aus, sich mit 10–30% an der Hausarbeit zu beteiligen.<br />
Immerh<strong>in</strong> 39% der westdeutschen Mütter sagten, dass sich ihre<br />
Partner zu 30–50% an der Hausarbeit beteiligten (Deutsches<br />
Jugend<strong>in</strong>stitut 1990).<br />
Mit der Wiedervere<strong>in</strong>igung vor 20 Jahren stießen also zwei sehr<br />
unterschiedliche private <strong>Leben</strong>smodelle aufe<strong>in</strong>ander. Durch<br />
die selbst lange erlebte Berufstätigkeit der Frauen war es für<br />
Männer selbstverständlich, dass auch ihre eigenen Frauen,<br />
wenn sie Mütter wurden, weiterh<strong>in</strong> erwerbstätig blieben. Kaum<br />
e<strong>in</strong>er wünschte sich e<strong>in</strong>e Frau, die sich nur um Haushalt und<br />
Familie kümmert. In den alten Bun<strong>des</strong>ländern war dagegen<br />
das traditionelle Familienmodell zu diesem Zeitpunkt fest im<br />
Selbstverständnis der Väter verankert.<br />
In unserer Onl<strong>in</strong>e-Befragung bestätigt sich der allgeme<strong>in</strong>e Trend<br />
h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em ausgewogenen und gleichberechtigten Partnerschaftsmodell<br />
(s. Abb. 8). Rund 87% der befragten Frauen<br />
wünschen sich e<strong>in</strong> gleichgestelltes Familienmodell, <strong>in</strong> dem<br />
beide Partner ungefähr gleichermaßen zum Familiene<strong>in</strong>kommen<br />
beitragen und sich auch die häuslichen Verpflichtungen untere<strong>in</strong>ander<br />
gerecht aufteilen. Jedoch zeigt sich, dass die Befragten<br />
zum Teil bis heute durch das Umfeld, <strong>in</strong> dem sie aufgewachsen<br />
s<strong>in</strong>d, geprägt s<strong>in</strong>d. So möchten 92% der <strong>in</strong> der DDR beziehungsweise<br />
den Neuen Bun<strong>des</strong>ländern aufgewachsenen Frauen<br />
das gleichgestellte Familienmodell leben, aber „nur“ 80% der<br />
westdeutsch sozialisierten Frauen. Unter ihnen wünschen sich<br />
immerh<strong>in</strong> 14% <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Partnerschaft zu leben, <strong>in</strong> der der Mann<br />
Hauptverdiener ist und die Frau dazu verdient. Ke<strong>in</strong>e Rolle<br />
spielt h<strong>in</strong>gegen das ganz traditionelle Familienmodell, <strong>in</strong> dem<br />
nur der Mann arbeiten geht und die Frau sich zu Hause um<br />
Haushalt und K<strong>in</strong>der kümmert.