Studie "Das volle Leben! Frauenkarrieren in Ostdeutschland" - des ...

Grußwort
des Bundesministers des Innern und Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer
Dr. Thomas de Maizière
Lebensweisen und Lebenserfahrungen – auch aus untergegangen
staatlichen Ordnungen – prägen nachhaltig. Sie können nicht
abgelegt werden wie ausrangierte Kleider. Und so überrascht es
nicht, dass sich bis heute, im 20. Jahr der Deutschen Einheit,
diese Lebensweisen und Lebenserfahrungen in Ost und West
unterschiedlich zeigen.
Der Blick in die Studie macht deutlich: Die große Mehrheit der
Frauen in den ostdeutschen Ländern hat ohne großes Aufhebens
und trotz aller Strukturprobleme einen Neuanfang gemacht, ohne
sich zu verleugnen und ihre eigenen Ziele aufzugeben.
Für eine große Mehrheit dieser Frauen ist es ein selbstverständlicher
Lebensentwurf, Familie und Beruf miteinander zu verbinden.
Finanzielle Unabhängigkeit und berufliche Verwirklichung, einen
Partner an ihrer Seite und Verantwortung als Mutter – so sehen
sie ihre Lebenswirklichkeit.
Familie und Partnerschaft sind in dieser Lebensplanung die entscheidenden
Kräfte für berufliches Engagement und gesellschaftlichen
Gestaltungswillen. Männer in den ostdeutschen Ländern
sehen den beruflichen Aufstieg ihrer Frauen als selbstverständlich
an und unterstützen ihn. Gleichberechtigte Partnerschaft, gleich
hohe Beiträge zum Familieneinkommen und geteilte Verantwortung
für alle Familienaufgaben scheinen für die jungen Familien
in den Neuen Ländern selbstverständlich zu sein.
Dr. Thomas de Maizière
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Natürlich hat die berufliche Orientierung der Frauen in den
ostdeutschen Ländern ebenso wie in den westdeutschen Ländern
auch die bekannten Grenzen. Oft ist ihnen der Preis für
eine Top-Position – in Form von überlangen oder unflexiblen
Arbeitszeiten und Einschränkungen in der persönlichen
Lebensgestaltung – zu hoch. Die Entscheidung für eine anspruchsvolle
Berufslaufbahn verlangt von Frauen noch immer
mehr individuelle Kompromisse als von Männern. Und viele
Männer wollen keine starken Frauen als Chefs.
Hier hören die Ost-West-Unterschiede im Bild der Frauen von
ihren Lebensentwürfen auf, hier haben sie eine gemeinsame
Aufgabe und gemeinsame Perspektiven.
Gleichwertige Lebensverhältnisse in unserem Land zu schaffen,
ist Aufgabe der Politik. Dass sich daraus unterschiedliche
Lebensentwürfe verwirklichen lassen, verdeutlicht die Freiheit
und Gestaltungsmöglichkeiten, die alle dadurch haben.
Mir liegt sehr daran, dass es uns gelingt, gemeinsam gesellschaftliche
Rahmenbedingungen zu entwickeln, die Lebens- und
Erwerbsverläufe von Frauen und Männern und die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie für beide gleichberechtigt ermöglichen.
Die Erfahrungen und Einstellungen der ostdeutschen Frauen und
Männern können diesem Prozess wichtige Impulse geben.