In deinem Licht sehen wir das Licht - Dritte Europäische ...
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Feste feiern, Gottesdienst, Brauchtum, Streit, Trennung,<br />
u.v.a.<br />
Der 1. Korintherbrief des Apostels Paulus enthält<br />
einige Grundsatzüberlegungen zum Thema<br />
„Christliche Gemeinschaft aus der Erfahrung des<br />
Geistes“. Paulus hat dieses „Programm“ in der<br />
Auseinandersetzung mit Konflikten entwickelt, die<br />
die Gemeinde schwer erschüttert haben.<br />
1. Er deckt die Grundlagen echter christlicher Gemeinschaft/Zusammengehörigkeit<br />
auf;<br />
2. er hilft der Gemeinde, die Gegenwart des Heiligen<br />
Geistes zu erkennen, und<br />
3. er formuliert Leitlinien zur <strong>In</strong>tegration der vielfältigen<br />
Geistesgaben, ohne der Gefahr einer<br />
Vereinheitlichung zu erliegen.<br />
Die Praxis des Miteinanders ist in vielen biblischen<br />
Stellen hinreichend gekennzeichnet, z. B.:<br />
– gegenseitig in vorkommender Weise ehren<br />
(Röm 12,10)<br />
– Einmütigkeit/Einigkeit untereinander suchen<br />
(Röm 12,16)<br />
– einander annehmen (Röm 15,7)<br />
– einander zurechtweisen (Röm 15,14)<br />
– gegenseitig mit dem Friedenskuss grüßen<br />
(Röm 16,16)<br />
– aufeinander warten (1 Kor 11,33)<br />
– einträchtig füreinander sorgen (1 Kor 12,25)<br />
– einander in Liebe dienen (Gal 5,13)<br />
– einander die Lasten tragen (Gal 6,2)<br />
– einander trösten (1 Thess 5,11)<br />
– einander erbauen (1 Thess 5,11)<br />
– in Frieden miteinander leben (1 Thess 5,13)<br />
– einander Gutes tun (1 Thess 5,15)<br />
– einander in Liebe ertragen (Eph 4,2)<br />
– gütig und barmherzig zueinander sein (Eph<br />
4,32)<br />
– sich einander unterordnen (Eph 5,21)<br />
– einander verzeihen (Kol 3,13)<br />
– einander die Sünden bekennen (Jak 5,16)<br />
– füreinander beten (Jak 5,16)<br />
– einander von Herzen lieben (1 Petr 1,22)<br />
– gastfreundlich zueinander sein (1 Petr 4,9)<br />
– einander in Demut begegnen (1 Petr 5,5)<br />
– miteinander Gemeinschaft haben (1 Joh 1,7)<br />
Die Bibel geht mit dem Thema sehr realistisch um,<br />
d. h. ohne Schönfärberei und mit Nüchternheit.<br />
Schwierigkeiten kennzeichnen von Anfang an <strong>das</strong><br />
Miteinander in den christlichen Gemeinden. Trotzdem<br />
macht die Bibel auch keinerlei Abstriche an<br />
der Verheißung eines geistge<strong>wir</strong>kten Miteinanders.<br />
Die Gemeinschaft der Glaubenden lebt aus der Erfahrung<br />
der Gegenwart Gottes. Nichts erscheint<br />
notwendiger und problematischer im Blick auf die<br />
Situation von Kirche/Koinonia und Welt.<br />
1. So kann Gemeinschaft als Bereicherung und<br />
Mehrwert für alle ge<strong>sehen</strong> werden, die sich mit<br />
Sympathie/Antipathie, mit Liebe/Gegenliebe auf<br />
eine „verschworene Christus-Gemeinschaft“ einlassen,<br />
in der Geist immer wieder neu entflammt.<br />
2. Gemeinschaft ist als Kommunikation zu verstehen,<br />
die durch gemeinsame Bemühungen im Dialog/Gespräch<br />
in ihrem Wert und ihrer Qualität zunimmt.<br />
3. Gemeinschaft hat mit Mit-/Verantwortung zu<br />
tun, wie sie im Beschluss „Verantwortung des ganzen<br />
Gottesvolkes für die Sendung der Kirche“ der<br />
Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik<br />
Deutschland (3. Kap.) formuliert ist.<br />
4. Gemeinschaft ist Bereitschaft zur Auseinandersetzung,<br />
die in unserer modernen Kommunikationsgesellschaft<br />
mit Aktionen/Events/Werbespots<br />
etc. eine geistig-geistliche Entscheidungskultur<br />
herausfordert und nach neuen Formen von<br />
Mit<strong>wir</strong>kung und Mitentscheidung sucht. So könnte<br />
sich in der Gemeinschaft ein ökumenischer Lernprozess<br />
in Verantwortung vor Gott und den Geschwistern<br />
in Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit entwickeln.<br />
5. Gemeinschaft hat mit Versöhnung zu tun, denn<br />
Gott hat sich mit uns versöhnt. Die Bibel gebraucht<br />
die Erfahrungs<strong>wir</strong>klichkeit „<strong>Licht</strong>“ als Metapher.<br />
Gott schafft <strong>das</strong> <strong>Licht</strong> (Gen 1,3). Wer Christus annimmt<br />
und ihm nachfolgt, wandelt im <strong>Licht</strong>. Der<br />
Mensch kann die Kraft zum Annehmen nicht selbst<br />
erzeugen. Er braucht die von Gott zugesprochene<br />
Versöhnung. Dieses „<strong>Licht</strong> des Glaubens“ in uns ist<br />
ein vom <strong>Licht</strong> des Heiligen Geistes ausgehender<br />
Strahl. <strong>In</strong> der Pfingstsequenz beten <strong>wir</strong>. „Komm, o<br />
du glückselig <strong>Licht</strong>, fülle Herz und Angesicht, dring<br />
bis auf der Seele Grund.“<br />
6. Gemeinschaft bedeutet, auf Zukunft hin leben.<br />
Kirche/Gemeinschaft ist immer im Aufbruch, eine<br />
Kirche der Erneuerung, eine auf Transzendenz hin<br />
lebende Gemeinschaft, zu derem Wesen die eucharistische<br />
Gemeinschaft gehört; ebenso gehört zum<br />
Wesen der Eucharistie/des Abendmahls die Gemeinde.<br />
7. Gemeinschaft ist Zulassung zur <strong>In</strong>dividualität<br />
und Zulassung der Vielfalt: Die sichtbare Einheit<br />
der Kirche ist in ihrem innersten Kern eine Gemeinschaft<br />
im Bekenntnis des apostolischen Glaubens,<br />
d. h. der schenkende und verpflichtende Wille<br />
Christi bildet den tragenden Grund und <strong>das</strong> bleibende<br />
Motiv für jeden Christen wie für die gesamte<br />
ökumenische Bewegung. – Die Kirche ist dann<br />
gleichsam die Vorwegnahme dieser Gemeinschaft<br />
mit Gott und miteinander, wobei die Gnade und<br />
die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen<br />
Geistes die eine Kirche befähigen, als Zeichen der<br />
Herrschaft Gottes und Dienerin der Versöhnung mit<br />
Gott zu leben. Die Kirche ist berufen, Menschen mit<br />
Christus in der Kraft des Heiligen Geistes zu vereinen,<br />
die Gemeinschaft im Gebet und im Handeln<br />
sichtbar zu machen (vgl. Ökumenische Texte aus<br />
Canberra 1991 und Santiago de Compostela 1993).<br />
Das ökumenische Gespräch kann zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
Bekenntnis zur Trinität in den verschiedenen kirchlichen<br />
Traditionen und ihren Gemeinschaften unterschiedliches<br />
Gewicht hat und auch unterschiedlich<br />
interpretiert <strong>wir</strong>d. Auf dem Weg nach Sibiu<br />
sind die Kirchen/Gemeinden eingeladen, <strong>das</strong> Geschenk<br />
der „dreifaltigen Gemeinschaft“ wieder<br />
stärker bewusst zu machen und den Heiligen Geist<br />
als die <strong>wir</strong>kmächtige Kraft, als den Gestalter der<br />
Kirche wieder als Geschenk neu anzunehmen.<br />
Dies könnte als generelle Handlungsempfehlung in<br />
verschiedenen Elementen in den Kirchen/Gemeinden<br />
wieder sichtbar gemacht werden:<br />
– in dem gesamten liturgischen Geschehen, z. B.<br />
im Kreuzzeichen, im Feiern des Kirchenjahres,<br />
im Bekenntnis des einen Glaubens, wie er im<br />
Ökumenischen Glaubensbekenntnis von 381<br />
zum Ausdruck kommt,<br />
– in der gegenseitigen Anerkennung der Taufe<br />
durch offizielle Vereinbarungen,<br />
– in geeigneten Zwischenschritten auf dem Weg<br />
zur vollen eucharistischen Gemeinschaft,<br />
– bei der Suche nach Wegen zur Überwindung<br />
der noch trennenden Fragen im Amts-, Kirchen-<br />
und Sakramentsverständnis,<br />
– mit den Evangelischen Räten (Armut, Keuschheit,<br />
Gehorsam) als Früchte des Geistes (als ein<br />
im Heiligen Geist geeintes Leben) in den Orden,<br />
in der Familie/Gemeinde …,<br />
– mit charismatischen Elementen, d. h. sie erkennen,<br />
sie transparent machen und ins Spiel<br />
bringen (z. B. im Kontext der Konfirmation/<br />
Firmvorbereitung),<br />
– im Feiern von Festen und Begegnungen zwischen<br />
den Gemeinden,<br />
– mit Pfingsten, <strong>das</strong> sich als <strong>das</strong> Fest des Heiligen<br />
Geistes und des „Geburtstages“ der Kirche anbietet,<br />
bes. der Pfingstmontag für ökumenische<br />
Gottesdienste,<br />
– in der Wiederentdeckung der Anwesenheit und<br />
Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der Gaben<br />
des Heiligen Geistes in den Gemeinschaften, in<br />
Familien, Kommunitäten, <strong>In</strong>stitutionen,…<br />
– in den sozialen Diensten der Caritas, der Diakonie<br />
u. a. in den Gemeinden,<br />
– bei Kontakten mit den geistlichen, charismatischen<br />
Gemeinschaften,<br />
– bei Glaubensseminaren/Veranstaltungen zu Hl.<br />
Geist, Kirche, Gemeinschaft, Taufe<br />
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