In deinem Licht sehen wir das Licht - Dritte Europäische ...
In deinem Licht sehen wir das Licht - Dritte Europäische ...
In deinem Licht sehen wir das Licht - Dritte Europäische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
64<br />
Der Ökumenische Lebensbaum in der Nürnberger Kathedrale<br />
ihrer Stadt und Region. Das alles will dem Betrachter<br />
zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Wort Christi die ganze Welt erreicht<br />
hat. Das soll auch die Ökumene symbolisieren.<br />
Die Verbundenheit mit der Kirche zu allen<br />
Zeiten zeigen Bilder europäischer Heiliger und<br />
Hierarchen aus der Neuzeit. So sind Märtyrer und<br />
Heilige u. a. aus Russland, Bulgarien, Polen, Serbien<br />
und Böhmen zu <strong>sehen</strong>, etwa Patriarch Tichon<br />
von Moskau († 1925), der serbische Metropolit Nikolai<br />
(Velimirović, † 1956) oder der tschechische<br />
Bischof Gorazd (Pavlik, † 1942), ein Opfer des Naziregimes.<br />
An der Westseite finden sich ebenfalls ungewöhnliche<br />
Bilderkombinationen, die die Verbundenheit<br />
der rumänischen Orthodoxie mit anderen Kirchen<br />
zum Ausdruck bringen wollen. So gibt es eine Darstellung<br />
der „Bekenner des 20. Jahrhunderts“. Hier<br />
sind europäische Märtyrer verschiedener Kirchen<br />
zu <strong>sehen</strong>, unter anderem die evangelischen Pfarrer<br />
Dietrich Bonhoeffer († 1945) und Paul Schneider (†<br />
1939), die Katholiken Pater Maximilian Kolbe (†<br />
1941), Schwester Edith Stein († 1942) und Franz<br />
Jägerstetter († 1943). Daneben sind natürlich viele<br />
rumänische Märtyrer und Opfer des Kommunismus<br />
abgebildet. Dazu zählen in Lagern umgekommene<br />
Theologen und Laienchristen wie Valeriu Gafencu<br />
(† 1952), Galaction Munteanu und Ilarion Felea<br />
(beide † 1961) oder der Einsiedlermönch Daniel<br />
Sandu Tudor († 1962), aber auch Priester, die viele<br />
Jahre in kommunistischer Haft verbracht haben:<br />
Zosim Oancea († 2005): 16 Jahre, Dimitrie Bejan (†<br />
1995): 28 Jahre – er war 1941 als Militärpriester<br />
von der Roten Armee gefangen genommen und<br />
sieben Jahre in sowjetischer Haft gehalten worden;<br />
1948 wurde er zwar nach Rumänien überstellt,<br />
blieb dort aber weiter in Haft; bis 1989 stand er in<br />
Bukarest unter Hausarrest. Zeitgenossen wie Metropolit<br />
Serafim berichten von seiner Güte und einem<br />
strahlenden Gesicht wie bei Stephanus dem<br />
Märtyrer. Als ihn Revolutionäre 1989 befreiten,<br />
wollten sie seine Wächter, die ihn jahrelang drangsaliert<br />
hatten, lynchen. Doch Dimitrie Bejan schützte<br />
sie: Sie kamen mit dem Leben davon.<br />
Auch Bischöfe, die sich offen gegen den Kommunismus<br />
und die Diktatur gewandt haben, sind zu<br />
<strong>sehen</strong> – etwa Bischof Nicolae Popovici († 1960). Er<br />
hatte sich 1948 der Abschaffung des Religionsunterrichts<br />
widersetzt und war deswegen amtsenthoben<br />
und in einem Kloster unter Hausarrest gestellt<br />
worden. Oder Metropolit Visarion Puiu († 1964):<br />
Als Metropolit von Chis¸inău (russ.: Kisˇinëv) hatte er<br />
in einem Brief an Stalin gegen die sowjetische Annexion<br />
des rumänischen Bessarabien und gegen<br />
die daraus resultierende Auflösung der rumänischen<br />
Metropolie protestiert. Dafür wurde er „wegen<br />
antikommunistischen Widerstands“ zum Tode<br />
verurteilt, konnte aber nach Paris fliehen. Auch<br />
standhafte Laienchristen, die sich dem Kommunismus<br />
widersetzten und dafür langjährige Haft oder<br />
gar den Tod in Kauf nahmen, sind hier zu <strong>sehen</strong>:<br />
der Bauer Silvestru Bolfea aus dem Kreis Alba Iulia/Karlsburg<br />
(1949 von den Kommunisten ermordet)<br />
und die viele Jahre inhaftierte Elisabeta Rizea<br />
(† 2003). Stellvertretend für <strong>das</strong> Leid aller Pfarrfrauen,<br />
deren Männer oft über Jahrzehnte im kommunistischen<br />
Kerker verbringen mussten, ist Maria<br />
Stăniloae zu <strong>sehen</strong> († 1993), Gattin des bedeutendsten<br />
rumänischen Theologen des 20. Jahrhunderts,<br />
Dumitru Stăniloae († 1993).<br />
Alle hier Abgebildeten sind als „Bekenner Christi“<br />
leuchtende Beispiele des Glaubens und der Bereitschaft<br />
zum Märtyrium, wahre Heilige des 20. Jahrhunderts.<br />
Metropolit Serafim spricht in diesem Zusammenhang<br />
von der „Ökumene der Märtyrer und<br />
des Leidens für Christus“, die angesichts der Diktaturen<br />
des 20. Jahrhunderts besondere Bedeutung<br />
für <strong>das</strong> Zusammenleben der Christen besitze. Das<br />
Leiden und Sterben dieser Märtyrer für Christus<br />
eint – über die Unterschiede in Lehre sowie in<br />
Amts- und Kirchenverständnis hinaus – Christen im<br />
20. Jahrhundert. Diese Bildkomposition in Nürnberg<br />
führt uns <strong>das</strong> sinnbildlich vor Augen.<br />
„Die großen geistlichen Väter“<br />
Eine weitere Bilderfolge mit zeitgenössischem Bezug<br />
stellt schließlich die Komposition „Die großen<br />
geistlichen Väter“ dar, die neben der Bekenner-<br />
Darstellung zu <strong>sehen</strong> ist. Dieses Fresko würdigt die