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In deinem Licht sehen wir das Licht - Dritte Europäische ...

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Die Ikone ist ein Geschenk der Orthodoxie an die<br />

gesamte Christenheit. Der Versammlungsort der<br />

EÖV 3, Sibiu, ist bewusst in einem orthodoxen<br />

Land gewählt worden, um die orthodoxe Tradition<br />

tiefer kennen zu lernen. Dazu dient auch die folgende<br />

Betrachtung.<br />

Die Dreifaltigkeitsikone<br />

(russisch mpouˆa, troica)<br />

Andrej Rubljow<br />

Gastgeber in Sibiu sind die rumänischen Kirchen,<br />

Gäste sind die Kirchen Europas. Aber wer Gastgeber<br />

und wer Gast ist, kann von der biblischen<br />

Botschaft (Gen 18), wie sie in der Ikone von<br />

Rubljow dargestellt ist, neu gefragt werden: Wer<br />

ist der eigentliche Gastgeber und wer sind die Beschenkten?<br />

<strong>In</strong> der Hoffnung, <strong>das</strong>s Gott seiner Kirche<br />

und den Christinnen und Christen in Europa<br />

begegnet, werden die Kirchen zu Gästen Gottes.<br />

Der Glaube erlaubt es uns, darauf zu warten, <strong>das</strong>s<br />

Gott selbst Gastgeber ist und die Kirchen überrascht.<br />

Sein Tisch ist reich gedeckt. Er lädt sich bei<br />

uns ein, damit Neues geschehen kann.<br />

Einführung<br />

DIE DREIFALTIGKEITSIKONE VON ANDREJ RUBLJOW<br />

BILDBETRACHTUNG<br />

Die Ikone der „Heiligen Trias“ gilt als eines der<br />

größten Meisterwerke der russischen Malerei und<br />

ist vielleicht die schönste, jedenfalls aber die bekannteste<br />

und berühmteste unter den russischen<br />

Ikonen. Sie nimmt auch insofern eine Sonderstellung<br />

ein, als <strong>wir</strong> die Zeit und den Ort ihrer Entstehung<br />

und sogar den Namen des Malers kennen.<br />

Sie ist in der Zeit zwischen 1411 und 1425 entstanden.<br />

Das gleiche Motiv findet sich auch auf zahllosen<br />

weiteren Ikonen in der ganzen Orthodoxie.<br />

Dieses Meisterwerk der Ikonenmalerei ist sozusagen<br />

Theologie in Gold und Farbe. Die Darstellung<br />

der Dreifaltigkeit durch Rubljow wurde 1551 von<br />

einer Moskauer Synode als dogmatisch vorbildlich<br />

bezeichnet. Heute ist die Ikone in der Tretjakow-<br />

Galerie in Moskau ausgestellt.<br />

Schon seit der Mitte des ersten Jahrtausends haben<br />

christliche Theologen die Meinung vertreten,<br />

<strong>das</strong>s in den drei Engeln der dreifaltige Gott selbst<br />

dem Abraham und der Sara erschienen sei. Besonders<br />

in der Ostkirche fand diese Auffassung weite<br />

Verbreitung. Nicht nur die Dreizahl der „Männer“<br />

oder Engel, die Abraham besuchen und nicht nur<br />

der Wechsel zwischen „Du“ und „Ihr“ in der Anrede<br />

Abrahams an die Männer, der bisweilen durch<br />

Quellenscheidung zu erklären versucht <strong>wir</strong>d, gibt<br />

dem in Genesis 18 berichteten Geschehen seine<br />

theologische Bedeutung. Die Geburt des „Sohnes<br />

der Verheißung“, die Abraham und Sara hier angekündigt<br />

<strong>wir</strong>d, weist über Isaak hinaus auf den<br />

einen fernen Nachkommen Abrahams, Christus<br />

(Gal 3,16).<br />

Bibeltext<br />

Gott zu Gast bei Abraham Genesis 18, 1 – 15<br />

Der Herr erschien Abraham bei den Eichen von<br />

Mamre. Abraham saß zur Zeit der Mittagshitze am<br />

Zelteingang. Er blickte auf und sah vor sich drei<br />

Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom<br />

Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder<br />

und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen<br />

gefunden habe, geh doch an <strong>deinem</strong><br />

Knecht nicht vorbei! Man <strong>wir</strong>d etwas Wasser holen;<br />

dann könnt ihr euch die Füße waschen und<br />

euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen<br />

Brot holen und ihr könnt dann nach einer kleinen<br />

Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr<br />

doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten:<br />

Tu, wie du gesagt hast. Da lief Abraham<br />

eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea<br />

feines Mehl! Rühr es an und backe Brotfladen! Er<br />

lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges<br />

Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es<br />

schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter,<br />

Milch und <strong>das</strong> Kalb, <strong>das</strong> er hatte zubereiten lassen,<br />

und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter<br />

dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn:<br />

Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da<br />

sprach der Herr: <strong>In</strong> einem Jahr komme ich wieder<br />

zu dir, dann <strong>wir</strong>d deine Frau Sara einen Sohn haben.<br />

Sara hörte am Zelteingang hinter seinem Rücken<br />

zu. Abraham und Sara waren schon alt; sie<br />

waren in die Jahre gekommen. Sara erging es<br />

längst nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt.<br />

Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich<br />

bin doch schon alt und verbraucht und soll noch<br />

<strong>das</strong> Glück der Liebe erfahren? Auch ist mein Herr<br />

doch schon ein alter Mann! Da sprach der Herr zu<br />

BIBELARBEITEN –<br />

MEDITATIONEN<br />

Abraham: Warum lacht Sara und sagt: Soll ich<br />

<strong>wir</strong>klich noch Kinder bekommen, obwohl ich so alt<br />

bin? Ist beim Herrn etwas unmöglich? Nächstes<br />

Jahr um diese Zeit werde ich wieder zu dir kommen;<br />

dann <strong>wir</strong>d Sara einen Sohn haben. Sara leugnete:<br />

Ich habe nicht gelacht. Sie hatte nämlich<br />

Angst. Er aber sagte: Doch, du hast gelacht.<br />

Die drei Engel auf der Ikone bilden mit ihren Körpern<br />

einen Kreis, die Körper und Häupter wiederum<br />

gleichschenklige Dreiecke. Der Kreis ist der <strong>In</strong>begriff<br />

der Einheit und Ewigkeit und auch <strong>das</strong><br />

Symbol Gottes. Das Dreieck ist <strong>das</strong> altchristliche<br />

Symbol der Dreifaltigkeit. <strong>In</strong>mitten dieses Kreises<br />

und Dreieckes steht ein Kelch. Mit der Darstellung<br />

dieser Szene ist etwas vom Wesen der göttlichen<br />

Trinität mitgeteilt, was auf <strong>das</strong> Wesen der Gottheit,<br />

auf die Einheit der drei Gestalten hinweist.<br />

Darum fehlen auf der Ikone Abraham und Sara.<br />

Aus den „Männern“, die <strong>das</strong> leibliche Auge Abrahams<br />

ge<strong>sehen</strong> hat, sind auf dem Bild Engel geworden,<br />

die nur <strong>das</strong> Auge des Glaubens sieht. Die<br />

Ikone bildet daher die Dreifaltigkeit nicht direkt<br />

und unmittelbar ab. Denn direkte bildliche Darstellungen<br />

von Gott, dem Vater, sind in der Orthodoxie<br />

unüblich. Vielmehr symbolisiert sie anhand<br />

der Szene aus dem Alten Testament, in der die<br />

„drei Männer“, also drei Engelsboten, Abraham<br />

und Sara bei den Eichen von Mamre besuchen,<br />

<strong>das</strong> Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes. Es handelt<br />

sich also um ein Bild, <strong>das</strong> ein alttestamentliches<br />

Geschehen trinitätstheologisch füllt, aber<br />

auch die theologischen <strong>In</strong>halte des Bekenntnisses<br />

vom dreieinen Gott aus der Heiligen Schrift begründet<br />

sieht.<br />

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