Journal of European Integration History - Centre d'études et de ...
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Gescheiterte <strong>Integration</strong>: Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 127<br />
rigen Fragen wie <strong>et</strong>wa <strong>de</strong>r exakten Anrechnung <strong>de</strong>r Wegekosten <strong>de</strong>r Verkehrsträger<br />
konfrontiert, d.h. <strong>de</strong>r Anrechnung <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Errichtung und Unterhaltung <strong>de</strong>r<br />
Verkehrsinfrastrukturn<strong>et</strong>ze <strong>de</strong>r einzelnen Verkehrsträger. Diese wur<strong>de</strong>n die schon<br />
seit Jahren national wie international diskutiert, ohne dass befriedigen<strong>de</strong> Antworten<br />
gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n waren.<br />
In ihrem Han<strong>de</strong>ln folgten die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommission und ihrer Generaldirektion<br />
Verkehr von Beginn an <strong>de</strong>m Selbstbild eines unabhängigen Initiativorgans.<br />
Man versuchte abgeschott<strong>et</strong> von externen Einflüssen, die anstehen<strong>de</strong>n Aufgaben intern<br />
zu erörtern. Lediglich <strong>de</strong>n Beraten<strong>de</strong>n Sachverständigenausschuss, <strong>de</strong>r laut Artikel<br />
83 <strong>de</strong>s EWG-Vertrags <strong>de</strong>r Kommission zur Seite stand, hörte sie zu Spezialaspekten,<br />
wobei die Sachverständigen, die immerhin in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren internationalen<br />
Verkehrsorganisationen unabhängig entschie<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>rholt auf ihren rein konsultativen<br />
Status hingewiesen wur<strong>de</strong>n. Mit diesem Vorgehen provozierte man freilich<br />
Konflikte um Komp<strong>et</strong>enzen, Sachverstand und verkehrspolitische Grundausrichtungen.<br />
Die Kommission wirbelte <strong>et</strong>ablierte Interaktionsmuster durcheinan<strong>de</strong>r, die sich<br />
in bestehen<strong>de</strong>n Verkehrsorganisationen wie <strong>de</strong>r Europäischen Konferenz <strong>de</strong>r Verkehrsminister<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Internationalen Eisenbahnverband herausgebild<strong>et</strong> hatten.<br />
Schon im Zuge <strong>de</strong>r Gründungsverhandlungen hatte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Sachverständige <strong>de</strong>s<br />
Verkehrsministeriums verlauten lassen, dass „man doch nur <strong>de</strong>n Kopf schütteln<br />
[kann]. Das geht doch alles viel besser im Rahmen <strong>de</strong>r [Europäischen] Verkehrsministerkonferenz<br />
ohne Hohe Behör<strong>de</strong>“! 7<br />
Das prozessuale Vorgehen <strong>de</strong>r Kommission stieß beson<strong>de</strong>rs im Punkt <strong>de</strong>r rigorosen<br />
Verteidigung ihres Initiativmonopols bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Akteuren auf Gegenwehr,<br />
die ihre traditionelle Gestaltungsmacht in internationalen Verkehrsfragen bedroht<br />
sahen. Zu<strong>de</strong>m schätzte man die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommission und ihrer Generaldirektion<br />
für Verkehr als Laien ein, <strong>de</strong>nen man jegliche Komp<strong>et</strong>enz absprach, in<br />
schwierigen Dingen wie <strong>de</strong>m Verkehr überhaupt ein Urteil abgeben zu können. 8<br />
Demgegenüber musste die Kommission erkennen, dass sowohl die Vertr<strong>et</strong>er <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Verkehrsträger als auch die einzelnen Mitgliedsstaaten ganz unterschiedlich<br />
an verkehrspolitische Themen herangingen, abweichen<strong>de</strong> Schwerpunkte s<strong>et</strong>zten und<br />
sich in <strong>de</strong>r Diskussion kontroverser D<strong>et</strong>ails immer mehr von einfachen Lösungen<br />
entfernten, wie sie sich die Kommission wünschte. Es stellte sich heraus, dass Fragen<br />
wie die Anrechnung <strong>de</strong>r Wegekosten nicht binnen kürzester Zeit geklärt wer<strong>de</strong>n<br />
konnten. 9 Seitens <strong>de</strong>r Kommission verstärkte sich <strong>de</strong>r Eindruck, dass ausschließlich<br />
ein supranationaler Akteur tatsächliche inhaltliche Fortschritte erzielen konnte. Der<br />
eigene Führungsanspruch wur<strong>de</strong> so mit inhaltlichen Argumenten noch untermauert.<br />
7. Bun<strong>de</strong>sarchiv Koblenz [BARCH], B108/10150, Vertrauliches Memo <strong>de</strong>r Referatsleiter im Bun<strong>de</strong>sverkehrsministerium<br />
vom 21.05.1955.<br />
8. Politisches Archiv <strong>de</strong>s Auswärtigen Amts Berlin [PAB], B57-251, Bericht über die zweite Arbeitssitzung<br />
<strong>de</strong>s Regierungssachverständigenausschuss zur Beratung <strong>de</strong>r Kommission bei Kostenuntersuchungen<br />
im Verkehr, 12.07.1961.<br />
9. PAB, B57-251, Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>r zweiten Sitzung <strong>de</strong>s Sachverständigenausschuss zur Beratung <strong>de</strong>r<br />
Kommission bei Kostenuntersuchungen im Verkehr, 11.-12.07.1961.