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Journal of European Integration History - Centre d'études et de ...

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134<br />

Christian HENRICH-FRANKE<br />

Die Verkehrspolitik <strong>de</strong>r Europäischen Konferenz <strong>de</strong>r Verkehrsminister<br />

Dass die Kommission in <strong>de</strong>n frühen Jahren <strong>de</strong>r EWG in eine Konkurrenzsituation<br />

mit <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n internationalen Verkehrsorganisationen geri<strong>et</strong>, kann am <strong>de</strong>utlichsten<br />

im Fall <strong>de</strong>r ECMT nachvollzogen wer<strong>de</strong>n. Dabei hatte diese ursprünglich<br />

nicht an Konkurrenz mit <strong>de</strong>r EWG gedacht. Im Gegenteil, in <strong>de</strong>n Jahren 1958<br />

bis 1961 lässt sich seitens <strong>de</strong>r ECMT eher eine Ten<strong>de</strong>nz zur Kooperation erkennen.<br />

Schon 1958 h<strong>of</strong>fte man, einen kontinuierlichen Dialog und feste Formen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Kommission installieren zu können. 28 Zu diesem Zeitpunkt war<br />

überhaupt nicht klar, in welche Richtung die Kommission ihre verkehrspolitischen<br />

Initiativen inhaltlich entwickeln wür<strong>de</strong>. Überdies gingen die Verkehrsminister wie<br />

selbstverständlich davon aus, dass die Kommission sich in die traditionellen Formen<br />

<strong>de</strong>r europäischen Verkehrszusammenarbeit einbringen wür<strong>de</strong>. 29<br />

Mehrere Faktoren ließen das Verhältnis von EWG und ECMT dann im Verlauf<br />

<strong>de</strong>r Jahre 1961 und 1962 in <strong>of</strong>fene Konkurrenz umschlagen. Neben <strong>de</strong>m oben beschriebenen<br />

Misstrauen <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r EWG-Verkehrsminister gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Kommission und ihrer marktwirtschaftlichen Ausrichtung stellte die ablehnen<strong>de</strong><br />

Haltung <strong>de</strong>r Kommission zur angebotenen Zusammenarbeit eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Ursache<br />

dar. Als Verkehrskommissar Lambert Schaus in einer Erklärung <strong>de</strong>r Kommission<br />

über die Beziehungen zur ECMT 30 ankündigte, nicht auf die bestehen<strong>de</strong>n Arbeitsgruppen<br />

<strong>de</strong>r ECMT zurückgreifen zu wollen und statt<strong>de</strong>ssen mit <strong>de</strong>m Gedanken<br />

spielte, eigene EWG-Ausschüsse eins<strong>et</strong>zen zu wollen, wert<strong>et</strong>en die Verkehrsministerien<br />

dies als Verstoß gegen die Gepflogenheiten <strong>de</strong>r internationalen Zusammenarbeit.<br />

31<br />

Das Verhältnis bei<strong>de</strong>r Organisationen trübte sich also schon spürbar ein, als die<br />

Kommission in ihrer Denkschrift erstmals eine inhaltliche Konzeption vorlegte. Diese<br />

weckte auch das Interesse <strong>de</strong>r ECMT am Thema Verkehrspolitik. Bereits vor <strong>de</strong>r<br />

EWG-Gründung hatte es dort implizit auf <strong>de</strong>r Tagesordnung gestan<strong>de</strong>n. Im Gegensatz<br />

zur EWG lag <strong>de</strong>r inhaltliche Schwerpunkt seinerzeit jedoch nicht auf einer gemeinsamen,<br />

die nationalen Verkehrspolitiken überwölben<strong>de</strong>n Politik. Entsprechend <strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r ECMT üblichen Handlungsweise, die nationale Souveränität zu achten und<br />

europäische Verkehrsmärkte als die Summe nationaler Märkte zu b<strong>et</strong>rachten, hatte<br />

sich die Diskussion auf die Auswirkungen von grenzüberschreiten<strong>de</strong>n Verkehrsströmen<br />

auf die nationalen Verkehrspolitiken konzentriert.<br />

Im Mai 1961 s<strong>et</strong>zte die Ministertagung schließlich eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung<br />

<strong>de</strong>r Verkehrspolitik ein. Offiziell wollte die Mehrheit <strong>de</strong>r ECMT-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

nicht in Konkurrenz zur EWG tr<strong>et</strong>en, obwohl in einigen europäischen Verkehrsministerien<br />

genau dies beabsichtigt wur<strong>de</strong>. In Anb<strong>et</strong>racht <strong>de</strong>r divergenten ver-<br />

28. BARCH, B108/6178, Protokoll <strong>de</strong>r ECMT-Ministertagung vom 10.04.1957.<br />

29. BARCH, B108/6178, Protokoll <strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>s Ausschuss <strong>de</strong>r Stellvertr<strong>et</strong>er <strong>de</strong>r ECMT, 01.04.1957.<br />

30. BARCH, B108/31162, Protokoll <strong>de</strong>r 83. Tagung <strong>de</strong>s Ministerrats <strong>de</strong>r EWG (Verkehrsfragen),<br />

29.-30.10.1962.<br />

31. Ebd.

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