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Journal of European Integration History - Centre d'études et de ...

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Book reviews – Comptes rendus – Buchbesprechungen<br />

bei <strong>de</strong>r Internationalen Konferenz über das frühere Jugoslawien und leit<strong>et</strong>e nach seiner<br />

Pensionierung von 1999 bis 2002 die OSZE-Präsenz in Albanien und von August<br />

2004 bis Januar 2005 die OSZE/ODIHR-Wahlbeobachtungsmission zu <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>ntschaftswahlen<br />

in <strong>de</strong>r Ukraine. Für seine Tätigkeit im früheren Jugoslawien war<br />

Ahrens auch <strong>de</strong>shalb in beson<strong>de</strong>rer Weise qualifiziert, weil er bereits seit Mitte <strong>de</strong>r<br />

1950er Jahre privat und beruflich die Region umfassend kennengelernt hatte; er lernte<br />

vier südslawische Sprachen und erwarb tiefe Einblicke in Geschichte, Kultur und<br />

Mentalitäten dieser von jeher konfliktträchtigen Region. Außer<strong>de</strong>m war Ahrens wissenschaftlich<br />

tätig als Fellow am Center for International Affairs <strong>de</strong>r Harvard University<br />

(1983/84), am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington<br />

D.C. (2002/03) und am Zentrum für Europäische <strong>Integration</strong>sforschung in<br />

Bonn (2003/04).<br />

Der Zerfall Jugoslawiens mit all seinen Folgen stellte für die Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland eine Art außenpolitische Bewährungsprobe im Hinblick auf seine durch<br />

die Wie<strong>de</strong>rvereinigung nolens volens gewachsene weltpolitische Be<strong>de</strong>utung dar –<br />

und dies gleichsam vor <strong>de</strong>r eigenen Haustüre und in einem Raum, <strong>de</strong>r seit <strong>de</strong>r Reichsgründung<br />

eine Art machtpolitisches Vorfeld und Interessengebi<strong>et</strong> Deutschlands gewesen<br />

war. Entsprechend kompliziert war die Situation gera<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>n westlichen<br />

Verbünd<strong>et</strong>en, die vor 1945 überwiegend machtpolitische Konkurrenten<br />

Deutschlands auf <strong>de</strong>m Balkan gewesen waren. Ahrens ist sich <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

weiteren Vorgeschichte für die aktuellen Balkanprobleme wohl bewusst, die einzelnen<br />

Kapitel <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb st<strong>et</strong>s mit knappen historischen Überblicken<br />

eingeleit<strong>et</strong>. In <strong>de</strong>n Bür<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vergangenheit, zumal <strong>de</strong>r Großmacht-Rivalitäten <strong>de</strong>s<br />

19. und frühen 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts um die Hegemonie in Südosteuropa erkennt Ahrens<br />

einen maßgeblichen Grund für die vor allem in <strong>de</strong>r Anfangsphase schwächliche Reaktion<br />

<strong>de</strong>s Westens auf die Ereignisse in Jugoslawien; hier brach bei <strong>de</strong>n alten Großmächten<br />

<strong>de</strong>s Westens das Misstrauen gegenüber Deutschland und Österreich und<br />

<strong>de</strong>ren traditionellen Verbünd<strong>et</strong>en auf <strong>de</strong>m Balkan und, wie man meinte, auch potentiellen<br />

Partnern in <strong>de</strong>r Zukunft (Kroaten, Bosniaken) wie<strong>de</strong>r auf. Der Leser erfährt<br />

hier viele interessante Einzelheiten und Hintergrün<strong>de</strong>, wie Ahrens auch, durchaus mit<br />

Verbitterung, <strong>de</strong>utlich macht, dass die Regierungen Europas und <strong>de</strong>r USA die Frie<strong>de</strong>nsbemühungen<br />

auf <strong>de</strong>m Balkan allenfalls halbherzig unterstützten und so die weitere<br />

Eskalation in gewisser Weise billigend in Kauf nahmen. Es wird eine interessante<br />

Aufgabe zukünftiger Historiker sein, die tiefer liegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong> für diese Zurückhaltung<br />

unmittelbar aus Archivquellen herauszuarbeiten und dadurch das von Ahrens<br />

gezeichn<strong>et</strong>e Bild weiter zu differenzieren.<br />

Memoiren müssen nicht objektiv sein. „Diplomacy in the Edge“ zeichn<strong>et</strong> aus, dass<br />

es sich bei aller Subjektivität im D<strong>et</strong>ail um einen wichtigen Mosaikstein für eine noch<br />

zu schreiben<strong>de</strong> Geschichte <strong>de</strong>s Untergangs <strong>de</strong>s jugoslawischen Vielvölkerstaats han<strong>de</strong>lt;<br />

künftige Forscher wer<strong>de</strong>n an diesem Werk von Ahrens nicht vorbeigehen können.<br />

PD Dr. Matthias Stickler<br />

Julius-Maximilians-Universität Würzburg

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