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Journal of European Integration History - Centre d'études et de ...

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Europa als "Strahlenbün<strong>de</strong>l nationaler Kräfte" 13<br />

wur<strong>de</strong>n. 6 Erst <strong>de</strong>r Zweite Weltkrieg führte zu einer verstärkten Auseinan<strong>de</strong>rs<strong>et</strong>zung<br />

mit Europa als Raum. Der Krieg und die anfänglichen <strong>de</strong>utschen Siege s<strong>et</strong>zen angesichts<br />

<strong>de</strong>r gewaltsamen Vereinheitlichung Europas unter nationalsozialistischer Herrschaft<br />

ein Denken in kontinentalen Zusammenhängen auf die politische Agenda. Am<br />

spürbarsten wur<strong>de</strong> die „europäische Dimension“ zuerst im wirtschaftlichen Bereich,<br />

wo Göring im Juni 1940 im Rahmen <strong>de</strong>r Überlegungen zum Vier-Jahres-Plan eine<br />

neue europäische Wirtschaftsordnung auf <strong>de</strong>n Weg brachte. 7 Gleichzeitig verkörperte<br />

<strong>de</strong>r Nationalsozialismus<br />

„für eine nicht unerhebliche Zahl von Intellektuellen [in <strong>de</strong>n bes<strong>et</strong>zen Län<strong>de</strong>rn Westeuropas]<br />

<strong>de</strong>n Fortschritt, <strong>de</strong>r mit Waffen einen großen zukunftsfähigen Wirtschaftsraum Europa<br />

schaffe, ein europäisches Europa in Bewegung; sie träumten von einer europäischen<br />

Wie<strong>de</strong>rgeburt, einer europäischen Revolution, einer europäischen faschistischen Zivilisation,<br />

von einem schöpferischen und vitalen kontinentalen Block“. 8<br />

Die NS-Propaganda bediente gerne <strong>de</strong>rartige Visionen. Aus machtstrategischen und<br />

propagandistischen Erwägungen heraus entwickelten die Nationalsozialisten – so<br />

Wolfgang Schmale – Europakonzepte, die gemessen an <strong>de</strong>n Traditionen <strong>de</strong>r Europai<strong>de</strong>e<br />

heute eher als anti-europäisch eingestuft wer<strong>de</strong>n sollten. 9<br />

Der Krieg führte so zur Konjunktur <strong>de</strong>s Europäischen. Während auf <strong>de</strong>r einen<br />

Seite sich ein <strong>de</strong>mokratischer und ein kommunistischer Wi<strong>de</strong>rstand in Europa formierte,<br />

feierten Teile <strong>de</strong>r rechts-konservativen, faschistischen bzw. imitationsfaschistischen<br />

Strömungen <strong>de</strong>n nationalsozialistischen Siegeszug durch Europa. Aus<br />

taktischen Grün<strong>de</strong>n mussten die <strong>de</strong>utschen Nationalsozialisten von <strong>de</strong>n ursprünglich<br />

propagierten germanozentrischen Konzepten Abschied nehmen. Mit Germanen- und<br />

Deutschtum konnte <strong>de</strong>r neu eroberte Herrschaftsraum nicht Aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Selbst Adolf Hitler versuchte vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s Kriegseintrittes <strong>de</strong>r USA<br />

in einer Re<strong>de</strong> von 1941 diese notwendige Neuausrichtung auszubalancieren und verwies<br />

auf die „europäische Front“ bestehend aus Deutschland, Italien, Spanien und<br />

Kroatien, die <strong>de</strong>n Kontinent mit Freiwilligen aus Nord- und Westeuropa verteidigen<br />

wür<strong>de</strong>. 10 Hitlers Zugeständnisse müssen jedoch eher als propagandistische Lippenbekenntnisse<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn im engeren Kreis seines Führerka<strong>de</strong>rs machte<br />

er auch zu diesem Zeitpunkt unmissverständlich <strong>de</strong>utlich, dass die bei Rosenberg<br />

bereits Anfang <strong>de</strong>r dreißiger Jahre zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>ologeme nicht überwun<strong>de</strong>n sei-<br />

6. G. BRAUN, Die Europäische Einigung, Reclam, Stuttgart, 2002, S.26.<br />

7. M. SALEWSKI, op.cit., S.42 f.<br />

8. G. BRAUN, Die Europäische Einigung, Reclam, Stuttgart, 2002, S.27.<br />

9. W. SCHMALE, Geschichte und Zukunft <strong>de</strong>r Europäischen I<strong>de</strong>ntität, Kohlhammer, Stuttgart, 2008,<br />

S.59.<br />

10. Vgl. M. DOMARUS, Hitler. Re<strong>de</strong>n und Proklamationen. 1932-1945, Bd. II/2, Süd<strong>de</strong>utscher Verlag,<br />

München, 1962, S.1796 ff. – Reichstagsre<strong>de</strong> Hitlers vom 11.12.1941. Michael Salewski sieht im<br />

Angriff auf die Sowj<strong>et</strong>union (Juni 1941) <strong>de</strong>n Wen<strong>de</strong>punkt in <strong>de</strong>r Wahrnehmung von Europa als<br />

Einheit, wenn auch im nationalsozialistischen Verständnis als Einheit gegen das „asiatisch-jüdischbolschewistische“<br />

und anglo-amerikanisch An<strong>de</strong>re. Vgl. M. SALEWSKI, op.cit., S.48 f.

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