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Journal of European Integration History - Centre d'études et de ...

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Gescheiterte <strong>Integration</strong>: Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 133<br />

terien und Fachverbän<strong>de</strong> die Berücksichtigung <strong>de</strong>r Eigenarten <strong>de</strong>r einzelnen Verkehrsträger<br />

an. Gleiche Regelungen für die kleinen Unternehmer <strong>de</strong>r Binnenschifffahrt<br />

und die großen Eisenbahngesellschaften ergaben für sie keinen Sinn. Da die<br />

inhaltlichen Gräben im Herbst 1962 unüberwindbar blieben, verständigten sich die<br />

Verkehrsminister im November im Rat darauf, die Frage <strong>de</strong>r W<strong>et</strong>tbewerbsregeln für<br />

<strong>de</strong>n Verkehr bis zum 31. Dezember 1964 auszus<strong>et</strong>zen. In einer sehr symbolischen<br />

Art und Weise hielten die Verkehrsminister die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Tagung <strong>de</strong>s EWG-<br />

Rates im Rahmen einer ECMT-Ministertagung ab, zu <strong>de</strong>r man auch die Kommission<br />

gela<strong>de</strong>n hatte. Man h<strong>of</strong>fte, bis dahin die gemeinsame Verkehrspolitik auf <strong>de</strong>n Weg<br />

gebracht zu haben, um sich dann fundierter mit <strong>de</strong>n W<strong>et</strong>tbewerbsregeln auseinan<strong>de</strong>rs<strong>et</strong>zen<br />

zu können. 25<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion über die W<strong>et</strong>tbewerbsregeln zeigte sich sehr <strong>de</strong>utlich eine<br />

grundlegen<strong>de</strong> Differenz in <strong>de</strong>r Herangehensweise an die Verkehrspolitik, die kontinuierlich<br />

in Kommunikationsschwierigkeiten zwischen <strong>de</strong>r Kommission und <strong>de</strong>n<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn im Rat resultierte. So pochte die Kommission permanent auf eine exakte<br />

Auslegung <strong>de</strong>s EWG-Vertrags. Wie<strong>de</strong>rholt rief sie ihren juristischen Dienst zur Klärung<br />

an, was in Verkehrskreisen Irritation und Ablehnung hervorrief. So notierte <strong>et</strong>wa<br />

<strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Abteilung A im Bun<strong>de</strong>sverkehrsministerium Wilhelm Ter-Ned<strong>de</strong>n sehr<br />

gereizt, dass „wir nur ein einfaches aber bestimmtes Zeichen wollten, […]. J<strong>et</strong>zt<br />

müssen wir jedoch <strong>de</strong>n gesamten Urtext lesen, da es hierbei auf die Be<strong>de</strong>utung je<strong>de</strong>n<br />

Wortes ankommt“. 26 In <strong>de</strong>n traditionellen Verkehrsorganisationen verhan<strong>de</strong>lte man<br />

kontroverse Positionen so lange, bis eine einvernehmliche Lösung gefun<strong>de</strong>n war.<br />

S<strong>of</strong>ern dies nicht gelang, akzeptierte man das ebenfalls.<br />

Die Diskussionen über das Aktionsprogramm und die W<strong>et</strong>tbewerbsregeln markierten<br />

auch eine Zäsur in <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>de</strong>r Kommission durch die Sachverständigen.<br />

Sicherlich bestand weiterhin ein inhaltlicher Dissens in vielen Einzelfragen<br />

und die liberale Grun<strong>de</strong>instellung <strong>de</strong>r Kommission stieß in <strong>de</strong>r Regel auf wenig<br />

Gegenliebe. Dennoch begannen sogar die härtesten Gegner, die Kommission als Akteur<br />

zu akzeptieren. Ressentiments bezüglich fehlen<strong>de</strong>r Expertise begannen allmählich<br />

zu schwin<strong>de</strong>n. Statt<strong>de</strong>ssen zollte man <strong>de</strong>r Kommission im Bun<strong>de</strong>sverkehrsministerium<br />

sogar in internen Besprechungen Anerkennung für die erbrachte Leistung.<br />

So schätzte man das Aktionsprogramm als<br />

„eine beachtliche Leistung <strong>de</strong>r Kommission. Es verdient Anerkennung wegen seiner umfassen<strong>de</strong>n<br />

Gründlichkeit und seines Bemühens, einen brauchbaren Kompromiss <strong>de</strong>r abweichen<strong>de</strong>n<br />

Meinungen zu fin<strong>de</strong>n“. 27<br />

25. G. AMBROSIUS, C. HENRICH-FRANKE, Alte Pfa<strong>de</strong> und neue Wege <strong>de</strong>r <strong>Integration</strong> – das Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Infrastrukturen in Europa, in: Historische Sozialforschung, 4(2007), S.275-304.<br />

26. BARCH, B108/13105, Schriftliche Anmerkung <strong>de</strong>s Abteilungsleiter A im Bun<strong>de</strong>sverkehrsministerium<br />

Ter-Ned<strong>de</strong>n auf einem Bericht <strong>de</strong>r Ständigen Vertr<strong>et</strong>ung über <strong>de</strong>n Fortgang <strong>de</strong>r Beratungen<br />

von Ausnahm<strong>et</strong>arifen, 20.12.1962.<br />

27. BARCH, B108/10158, Protokoll über die Referatsbesprechung vom 05.06.1962.

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