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Journal of European Integration History - Centre d'études et de ...

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Europa als "Strahlenbün<strong>de</strong>l nationaler Kräfte" 15<br />

nehmungshorizont Hitlers schieben wollte, 16 dann kann man verstehen, warum die<br />

Bemühungen l<strong>et</strong>ztlich erfolglos blieben. Das Projekt konnte nämlich nicht jene –<br />

vermutlich angestrebte – Durchschlagkraft entwickeln, wie gewollte und konzertierte<br />

Aktionen von NSDAP und NS-Staat. Nicht nur <strong>de</strong>r fortgeschrittene Weltkrieg, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Gegner Schirachs in <strong>de</strong>r NSDAP verhin<strong>de</strong>rten einen parteiinternen und<br />

damit wirksamen politischen Erfolg. Aus Schirachs Perspektive erschien die Gründung<br />

eines solchen Verban<strong>de</strong>s bestehend aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen Staatsjugendorganisationen<br />

wohl als eine logische Genese <strong>de</strong>s bisherigen Weges <strong>de</strong>r HJ. 17 Die bilateralen<br />

Beziehungen zum faschistischen Italien und seiner Jugendorganisation<br />

(G.I.L.) sollten dafür eine bereits bewährte Grundlage bi<strong>et</strong>en. Die bei<strong>de</strong>n Regimes<br />

bewun<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>n Organisationsgrad <strong>de</strong>r jeweils an<strong>de</strong>ren Organisation. 18<br />

Dem Gründungstreffen in Wien 1942 waren zahlreiche gemeinsame Aktivitäten<br />

vorausgegangen. In <strong>de</strong>r Selbstwahrnehmung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Organisatoren waren dabei<br />

vor allem die Sommerkampfspiele <strong>de</strong>r HJ in Breslau im August 1941 von Be<strong>de</strong>utung.<br />

Bereits dort beschwor Schirach das europäisch Gemeinsame:<br />

„Gemeinsame I<strong>de</strong>ale verbin<strong>de</strong>n uns: das I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r Selbstführung <strong>de</strong>r Jugend, das I<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r<br />

sozialen Gerechtigkeit und <strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>r Schicksalsgemeinschaft <strong>de</strong>r jungen Generation<br />

Europas. Wir sind Brü<strong>de</strong>r und Schwestern im Kampf um die Freiheit <strong>de</strong>s europäischen<br />

Geistes gegen <strong>de</strong>n Terror <strong>de</strong>s Bolschewismus und gegen die Macht <strong>de</strong>s Gol<strong>de</strong>s. Für diese<br />

I<strong>de</strong>ale marschieren wir und kämpfen wir. […] Hier in Breslau verstehen wir auch, daß <strong>de</strong>r<br />

Streit <strong>de</strong>r eigenen Völker Europas untereinan<strong>de</strong>r einmal wesenslos sein wird vor <strong>de</strong>r Gemeinschaft,<br />

Einigkeit und Verbun<strong>de</strong>nheit jenes kommen<strong>de</strong>n Europas, das wir in <strong>de</strong>r Jugend<br />

heute schon bekennen“. 19<br />

Diese W<strong>et</strong>tkämpfe, an <strong>de</strong>nen bereits 14 Nationen teilnahmen, bewegten Schirach<br />

auch dazu, Benito Mussolini telefonisch Grüße auszurichten. 20 Schirach sah die Achse<br />

Berlin-Rom als zentrale Drehscheibe eines neuen Europas an. In seiner Re<strong>de</strong> „an<br />

die Jugend Europas“ führte er dazu in Breslau aus:<br />

„Uns allen, die wir in solchem Geist versammelt sind, geht in tiefer Dankbarkeit das Wun<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburt <strong>de</strong>s europäischen Geistes auf, wenn wir <strong>de</strong>ssen ge<strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>r heute,<br />

gemeinsam mit Benito Mussolini, Schwert und Fahne Europas in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hält“. 21<br />

Bereits bei dieser Gelegenheit sprach Schirach seine Vorstellungen über eine „Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>de</strong>r Jugend Europas“ an und dachte dabei an einen „Jugendverband“,<br />

in <strong>de</strong>m „alle Jugendorganisationen Europas nach freiem Willen und Ermessen<br />

16. Vgl. J. von LANG, op.cit., S.324. – Hitlers Antwort auf die telegraphischen Grüße von <strong>de</strong>r Gründungsveranstaltung<br />

fiel sehr knapp aus und ist wohl als Standardtext zu verstehen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ereignis<br />

keinerlei Be<strong>de</strong>utung beimisst. Völkischer Beobachter (VB), Wiener Ausgabe, 17.09.1942, S.1.<br />

17. Archiv <strong>de</strong>r Republik (AdR), Reichsstatthalter (RSTTH) Wien, Kt. 54, 281; Günter Kaufmann: Von<br />

Potsdam bis Wien. Die Einigung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und <strong>de</strong>r europäischen Jugend. – Kt. 53, 278; Presseberichte<br />

– vgl. Il Corriere <strong>de</strong>lla Sera, 15.09.1942.<br />

18. B. von SCHIRACH, Ich glaubte an Hitler, Mosaik-Verlag, Hamburg, 1967, S.223 f.<br />

19. AdR, RSTTH Wien, Kt. 53, 278. – Schirach an die europäische Jugend, in: Neues Wiener Tagblatt,<br />

29.08.1941, o.S.<br />

20. Vgl. Archivio Centrale di Stato (ACS), SPD, co 525.199.<br />

21. AdR, RSTTH Wien, Kt. 53, 278. – Schirach an die europäische Jugend, op.cit.

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