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Aphoristic Writings, Notebook, and Letters to a Friend, by Otto ...

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Der Dualismus liegt darin, daß wir die Empfindungen nicht schaffen, über die wir<br />

denken.<br />

––––––––––––<br />

Der Idealismus aller Philosophie: „die Welt ist meine Vorstellung“, zeigt die<br />

Resorption der Dinge durch das Ich des Philosophen am klarsten. Für den Künstler ist<br />

der Mensch eher ein Teil der Welt, er nähert sich den Dingen an und hebt so die<br />

Niveaudifferenz zwischen Mensch und Natur auf.<br />

––––––––––––<br />

Da das Psychische das Physische schafft, muß der Mensch sterben. So findet der<br />

Tod seine Erklärung: entweder nämlich der Mensch ist dem Absoluten gleich<br />

geworden, ins ewige Leben eingegangen, dann kann er nicht in materieller Form<br />

existieren, begrenzt in Raum und S<strong>to</strong>ff; er wird, wenn es einen psychophysischen<br />

Parallelismus gibt, einen Leib bekommen, der mit der ganzen sichtbaren Natur eins<br />

geworden ist, er wird die Seele der Natur, die Natur sein Körper, so wie der Baum,<br />

unter dem Buddha starb, bei seinem Tode plötzlich zu blühen angefangen haben soll:<br />

weil neues Leben die ganze Natur durchdrang.<br />

Die <strong>and</strong>ere Möglichkeit ist für den Menschen, daß er dem Nichts anheimfalle; er<br />

löst sich in lauter materielle A<strong>to</strong>me auf: der absolute Verbrecher. Die Vorbereitungen<br />

zu dieser psychischen Disgregation werden vom Verbrecher schon im Laufe seines<br />

Lebens getroffen. Die Hölle ist die Furcht des Guten vor dem Bösen: weil das Feuer<br />

das Agens ist, um Geformtes zu zertreiben und zu zerstäuben. Aber es gibt keine<br />

Hölle: der Gute schafft sich, der Böse vernichtet sich selbst.<br />

––––––––––––<br />

Der Mensch entsteht körperlich durch Vater und Mutter; geistig durch das<br />

Verlangen des Etwas, des Absoluten zum Nichts. Mythus von Uranos und Gaia.<br />

Insofern sind wir Kinder Gottes und Söhne des Staubes (der Materie) zugleich. Der<br />

Mensch kann auch geistig dem Vater oder der Mutter nachgeraten: dem Vater, indem<br />

er Gott wird, der Mutter, indem er psychisch zugrunde geht. So entsteht der Mensch<br />

durch eine höhere Art von Vererbung, als das Tier; er kehrt zum Vater zurück, wenn<br />

er die Erbsünde verneint, er taucht in die Verborgenheit des Mutterschoßes unter,<br />

wenn er sie bejaht.<br />

––––––––––––<br />

Ist die Epilepsie nicht die Einsamkeit des Verbrechers? Fällt er nicht, weil er<br />

nichts mehr hat, an das er sich anhalten könne?<br />

––––––––––––<br />

Inwiefern es um die psychischen Phänomene ein <strong>and</strong>eres ist als um die<br />

physischen, kann man aus folgendem erkennen. Gesetzt, es wäre festgestellt, daß eine<br />

unmoralische Regung stets mit einer bestimmten Körperbewegung, einem<br />

bestimmenten Gefühle im Herzen assoziiert wäre, eine moralische Regung stets mit<br />

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