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Aphoristic Writings, Notebook, and Letters to a Friend, by Otto ...

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Sind die B.s in P.? (Entschuldige! Eine lange Assoziationskette!) Und was hört<br />

man über die Frau K. und den Grafen Taugenichts? Und . . . Schrieb’ mir doch auch<br />

etwas über das heurige P. und Dein Verhältnis zu ihm, was Du tust, wenn Du nicht<br />

lernst. – Ich habe jetzt die leibhaftige Sixtinische Madonna gesehen. Sie ist – schön.<br />

Aber nicht bedeutend; nicht großartig; nicht irgendwie erschütternd. Und die Leute<br />

davor! Ich habe mich herzlich amüsiert. Es gibt weit hervorragendere Bilder hier.<br />

Einen hab’ ich entdeckt, einen tiefen Kenner des Weibes: Palma Vecchio. Ich<br />

weiß nicht, ob Du dessen Bilder gesehen hast. Es interessiert mich aber, was Du über<br />

die Madonna Raphaels denkst.<br />

*<br />

Servus!<br />

(Stenographiert) 15. August 1902<br />

Im Eisenbahnwagen nach Saßnitz.<br />

Herzlichen Dank für Deinen Brief, der mir von Dresden nachgeschickt wurde.<br />

Nachdem Du selbst die Rede auf das Thema gebracht hast, das ich, Deiner<br />

Stimmung Rechnung tragend, zu berühren vermied, so will ich nur bemerken, daß ich<br />

Dir hauptsächlich in einem Punkte widersprochen habe, in dem ich Recht behalten zu<br />

haben scheine . . .<br />

Daß sie lüstern, lügnerisch, gefallsüchtig ist, daß sie sofort in Aktion tritt, sobald<br />

jem<strong>and</strong> sie weniger zu beachten scheint, daß sie den, der ihr naiv den Hof macht und<br />

sie offensichtlich bewundert, stehen läßt, ja daß sie die Prostituierte ganz in sich hat,<br />

ist mir nicht so neu, wie Du zu glauben scheinst, und hat mich auch weniger aufgeregt<br />

als meine, kurz vor meiner Abreise gemachte Wahrnehmung, daß sie unter all diesen<br />

Eigenschaften nicht leidet und sie nicht kontrolliert, sich nicht selbst niederhält.<br />

Von mir hast Du eine viel zu gute Meinung, das sehe ich immer wieder. Freilich<br />

ist auch dieses Bekenntnis, das ich Dir mache, von meiner verfluchten Eitelkeit<br />

wieder begleitet.<br />

Das Gefühl, nicht wieder lieben zu können, kenne ich leider auch sehr genau. Dir<br />

glaube ich es nicht ganz. Hoffentlich bist Du einverst<strong>and</strong>en mit dieser ersten<br />

Stenographie.<br />

Das Meer . . . .<br />

*<br />

Ansichtskarte Bad Altfähr (Rügen)<br />

16. August 1902<br />

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