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Money and Markets: Essays in Honor of Leland B. Yeager

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Lel<strong>and</strong>’s favorite economists 117notwendig, e<strong>in</strong>förmig, gleich unter Gleichen, regelmäßig und folglichberechenbar zu machen. Die ungeheure Arbeit dessen, was von mir“Sittlichkeit der Sitte” genannt worden ist (vgl. Morgenröte, S. 13 f., 18, 21)– die eigentliche Arbeit des Menschen an sich selber <strong>in</strong> der längsten Zeitdauerdes Menschengeschlechts, se<strong>in</strong>e ganze vorhistorische Arbeit hat hier<strong>in</strong> ihrenS<strong>in</strong>n, ihre große Rechtfertigung, wieviel ihr auch von Härte, Tyrannei,Stumpfs<strong>in</strong>n und Idiotismus <strong>in</strong>newohnt: der Mensch wurde mit Hilfe derSittlichkeit der Sitte und der sozialen Zwangsjacke wirklich berechenbargemacht. Stellen wir uns dagegen ans Ende des ungeheuren Prozesses, dorth<strong>in</strong>,wo der Baum endlich se<strong>in</strong>e Früchte zeitigt, wo die Sozietät und ihreSittlichkeit der Sitte endlich zutage br<strong>in</strong>gt, wozu sie nur das Mittel war: s<strong>of</strong><strong>in</strong>den wir als reifste Frucht an ihrem Baum das souveräne Individuum, das nursich selbst gleiche, das von der Sittlichkeit der Sitte wieder losgekommene,das autonome übersittliche Individuum (denn “autonom” und “sittlich”schließt sich aus), kurz den Menschen des eignen, unabhängigen, langenWillens, der versprechen darf – und <strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong> stolzes, <strong>in</strong> allen Muskelnzuckendes Bewußtse<strong>in</strong> davon, was da endlich errungen und <strong>in</strong> ihm leibhaftgeworden ist, e<strong>in</strong> eigentliches Macht-und Freiheits-Bewußtse<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>Vollendungs-Gefühl des Menschen überhaupt. Dieser Freigewordene, derwirklich versprechen darf, dieser Herr des freien Willens, dieser Souverän –wie sollte er es nicht wissen, welche Überlegenheit er damit vor allem voraushat, was nicht versprechen und für sich selbst gutsagen darf, wievielVertrauen, wieviel Furcht, wieviel Ehrfurcht er erweckt – er “verdient” allesDreies-und wie ihm, mit dieser Herrschaft über sich, auch die Herrschaftüber die Umstände, über die Natur und alle willenskürzeren und unzuverlässigerenKreaturen notwendig <strong>in</strong> die H<strong>and</strong> gegeben ist? Der “freie”Mensch, der Inhaber e<strong>in</strong>es langen unzerbrechlichen Willens, hat <strong>in</strong> diesemBesitz auch se<strong>in</strong> Wertmaß: von sich aus nach den <strong>and</strong>eren h<strong>in</strong>blickend, ehrt eroder verachtet er; und ebenso notwendig als er die ihm Gleichen, die Starkenund Zuverlässigen (die, welche versprechen dürfen) ehrt, – also jedermann,der wie e<strong>in</strong> Souverän verspricht, schwer, selten, langsam, der mit se<strong>in</strong>emVertrauen geizt, der auszeichnet, wenn er vertraut, der se<strong>in</strong> Wort gibt alsetwas, auf das Verlaß ist, weil er sich stark genug weiß, es selbst gegen Unfälle,selbst “gegen das Schicksal” aufrechtzuerhalten-: ebenso notwendig wird erse<strong>in</strong>en Fußtritt für die schmächtigen W<strong>in</strong>dhunde bereit halten, welcheversprechen, ohne es zu dürfen, und se<strong>in</strong>e Zuchtrute für den Lügner, der se<strong>in</strong>Wort bricht, im Augenblick schon, wo er es im Munde hat. Das stolze Wissenum das außerordentliche Privilegium der Verantwortlichkeit, das Bewußtse<strong>in</strong>dieser seltenen Freiheit, dieser Macht über sich und das Geschick hat sich beiihm bis <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e unterste Tiefe h<strong>in</strong>abgesenkt und ist zum Inst<strong>in</strong>kt geworden,zum dom<strong>in</strong>ierenden Inst<strong>in</strong>kt: – wie wird er ihn heißen, diesen dom<strong>in</strong>ierendenInst<strong>in</strong>kt, gesetzt, daß er e<strong>in</strong> Wort dafür bei sich nötig hat? Aber es ist ke<strong>in</strong>Zweifel: dieser souveräne Mensch heißt ihn se<strong>in</strong> Gewissen . . .(Nietzsche 1988)

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