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Augsburg

Respekt in aller Welt für Rücktritt des Papstes

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16./17. Februar 2013 / Nr. 7 THEMA DER WOCHE<br />

Das Konklave zur Wahl eines<br />

neuen Papstes – an dem der Zurückgetretene<br />

nicht teilnimmt –<br />

wird im März stattfinden. Es ist damit<br />

zu rechnen, dass den Kar- und<br />

Osterfeierlichkeiten in Rom bereits<br />

ein neuer Papst vorsteht. „Ich bitte<br />

euch um Verzeihung für alle meine<br />

Fehler“, sagte der Papst auf Latein in<br />

seiner Ankündigung.<br />

Unmittelbar nach dem Papst ergriff<br />

Kardinal Angelo Sodano das<br />

Wort: „In Ihren Worten haben wir<br />

die große Liebe bemerkt, die Sie<br />

immer für die heilige Kirche Gottes<br />

hatten, für diese Kirche, die Sie<br />

so geliebt hat“, sagte der Dekan des<br />

Kardinalskollegiums. „Natürlich<br />

leuchten auch die Sterne am Himmel<br />

immer weiter, und so wird unter<br />

uns immer der Stern Ihres Pontifikats<br />

weiterstrahlen.“<br />

Kardinal Koch sagte unserer<br />

Zeitung, dass auch er große Dankbarkeit<br />

auszusprechen habe, „weil<br />

es sehr schön ist, im Auftrag eines<br />

Papstes arbeiten zu können, der<br />

die Arbeit schätzt, der einen trägt,<br />

viel Freiheit in der Ausübung dieses<br />

Amtes schenkt und immer ein<br />

gutes Wort für einen hat“. Persönlich<br />

wünsche er Benedikt XVI. alles<br />

Gute. „Ich hoffe, dass er nun ein<br />

bisschen ruhen und dass er das Alter<br />

noch ein bisschen genießen kann“,<br />

sagte Koch. „Er wird sicher seine<br />

Liebe für die Theologie und seine<br />

Liebe für die Kirche weiter tragen,<br />

aber auf einer anderen Ebene.“<br />

Auch Vatikansprecher Pater Federico<br />

Lombardi war überrascht: „Der<br />

Papst hat uns ein wenig überrumpelt“<br />

– mit diesen Worten trat der Jesuitenpater<br />

an diesem Montagmittag, nur<br />

eine knappe Stunde nach der Rücktrittserklärung<br />

des Papstes, vor die<br />

Presse. Der Schritt des Papstes sei eine<br />

freie Entscheidung, die von großer<br />

Kohärenz zeuge, unterstrich Lombardi<br />

vor dem mit Journalisten prall gefüllten<br />

Pressesaal des Heiligen Stuhls.<br />

Lombardi verwies darauf, dass ab dem<br />

Zeitpunkt des offiziellen Rücktritts<br />

am 28. Februar 2013 um 20 Uhr die<br />

Sedisvakanz – also die papstlose Zeit –<br />

beginnt und das übliche Prozedere vor<br />

der Wahl eines neuen Papstes greift.<br />

Papst Benedikt XVI. will nach<br />

seinem Amtsverzicht in das bisherige<br />

Klausurkloster innerhalb der Vatikanmauern<br />

ziehen, gab Lombardi<br />

weiter an. Dort wolle er ein Leben<br />

in Gebet und Meditation führen.<br />

Bis die notwendigen Umbauarbeiten<br />

abgeschlossen seien, werde er im<br />

päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo<br />

wohnen, hieß es.<br />

Die Wahl eines Nachfolgers von<br />

Papst Benedikt XVI. wird vermutlich<br />

im Lauf des März erfolgen, erläuterte<br />

Lombardi weiter. Nach den<br />

geltenden Bestimmungen muss ein<br />

Konklave zur Papstwahl zwischen<br />

dem 15. und 20. Tag nach Beginn<br />

der Sedisvakanz beginnen. Der Pressesprecher<br />

ist sich sicher: „Damit<br />

dürften wir zu Ostern einen neuen<br />

Papst haben.“ Mario Galgano<br />

Der Deutschland-Besuch 2011 war für den Papst bereits eine große Anstrengung.<br />

Die Teilnehmer des Kardinals-Konsistoriums erfuhren persönlich vom Papst, dass er am 28. Februar zurücktritt.<br />

Mit Beginn der Sedisvakanz verlieren<br />

alle Leiter von vatikanischen Kurienbehörden<br />

ihre Ämter: der Kardinalstaatssekretär<br />

wie die Präfekten<br />

der Kongregationen und Präsidenten<br />

der Räte. Nur wenige Leitungsämter,<br />

etwa der Camerlengo der Kirche, der<br />

für das Buß- und Ablasswesen zuständige<br />

Großpönitentiar oder der<br />

Kardinalvikar für Rom bleiben in ihren<br />

Funktionen. Die Kardinäle der Weltkirche<br />

müssen sich nach Rom begeben.<br />

In Rom lädt Kardinaldekan Angelo<br />

Sodano die bereits angereisten<br />

Kardinäle zu täglichen Generalkongregationen<br />

zusammen. Bei diesen<br />

Sitzungen müssen alle anfallenden<br />

Amtsgeschäfte der Kirche behandelt<br />

werden; wichtige Entscheidungen<br />

sind jedoch dem neuen Papst vorbehalten.<br />

Dieses „Vorkonklave“ muss<br />

auch die Papstwahl vorbereiten. An<br />

den Kongregationssitzungen können<br />

auch die über 80-jährigen Kardinäle<br />

teilnehmen, die bei der Wahl selbst<br />

nicht mehr dabei sind.<br />

Zwischen dem 15. und 20. Tag nach<br />

Beginn der Sedisvakanz muss das Konklave<br />

zur Wahl eines neuen Papstes<br />

beginnen. Teilnahmeberechtigt sind<br />

ausschließlich jene Kardinäle, „die<br />

vor dem Todestag des Papstes oder<br />

vor dem Tag der Vakanz des Apostolischen<br />

Stuhles“ das 80. Lebensjahr<br />

noch nicht überschritten haben. Am<br />

Abend des 28. Februar sind das 117.<br />

Da Kardinaldekan Sodano mit seinen<br />

85 Jahren nicht mehr ins Konklave<br />

einzieht, wird der dienstälteste Kardinalbischof,<br />

der Italiener Giovanni Battista<br />

Re (79), das Konklave leiten.<br />

Die Wahl findet traditionsgemäß<br />

unter strengsten Sicherheits- und<br />

Info<br />

Sedisvakanz und Konklave<br />

Geheimhaltungsvorkehrungen in der<br />

Sixtinischen Kapelle statt. Allerdings<br />

wohnen die Kardinäle während ihres<br />

Romaufenthaltes einigermaßen komfortabel<br />

im vatikanischen Gästehaus<br />

Santa Marta. In früheren Zeiten waren<br />

die Wahlmänner provisorisch in Räumen<br />

des Apostolischen Palastes rund<br />

um die Kapelle untergebracht. Vor der<br />

Wahl muss jeder Kardinal geloben,<br />

den für ihn geeignetsten Kandidaten<br />

zu wählen. Dann muss er dessen Namen,<br />

gegebenenfalls mit verstellter<br />

Schrift, auf einen Stimmzettel schreiben<br />

und in einen Kelch legen.<br />

Im Konklave finden täglich bis zu<br />

vier Wahlgänge statt. Die Wahl wird<br />

für einen Tag des Gebets und der Meditation<br />

unterbrochen, wenn die Wahlen<br />

drei Tage lang erfolglos waren.<br />

Erforderlich ist eine Zweidrittelmehrheit.<br />

Anders als noch in der Wahlordnung<br />

von Johannes Paul II. (1978 bis<br />

2005) gilt diese Mehrheit auch, wenn<br />

34 Wahlgänge erfolglos waren. Wenn<br />

das Konklave bis zu diesem Zeitpunkt<br />

ohne Ergebnis ist, sollen die Kardinäle<br />

zu einer Stichwahl zwischen den<br />

beiden Kandidaten mit der höchsten<br />

Stimmenzahl übergehen; diese beiden<br />

dürften an der weiteren Wahl<br />

nicht mehr teilnehmen.<br />

Der Gewählte muss die Wahl annehmen.<br />

Dann teilt – obwohl es nicht<br />

mehr ausdrücklich in der Papstwahlordnung<br />

festgelegt ist – weißer Rauch<br />

das Ergebnis des Wahlgangs den auf<br />

dem Petersplatz wartenden Menschen<br />

mit. Und der Kardinal-Proto diakon,<br />

derzeit der Franzose Jean- Louis Tauran<br />

(69), verkündet „Habemus Papam“ –<br />

ein neuer Papst ist gewählt.<br />

Johannes Schidelko

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