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DIE WOCHE 16./17. Februar 2013 / Nr. 7<br />
Vor 400 Jahren<br />
Historisches & Namen der Woche<br />
Vom Kloster auf den Thron<br />
In Russland begann die Herrschaft der Romanows<br />
Zar Michail I. auf dem Portrait eines<br />
unbekannten Künstlers von der<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts. Foto: KNA<br />
Am Anfang steht eine Legende:<br />
An einem bitterkalten Wintertag<br />
1613 war ein Trupp Soldaten<br />
auf der Suche nach einem jungen<br />
Mann, der sich im Kloster Ipatjew<br />
nahe Kostroma aufhalten sollte.<br />
Sie rekrutierten einen Bauern namens<br />
Iwan Sussanin als Führer, der<br />
von einer Abkürzung sprach. Doch<br />
in Wahrheit marschierte der Trupp<br />
immer tiefer in die eisigen Wälder<br />
und ward nicht wieder gesehen.<br />
Denn es waren keine russischen Eskorten,<br />
die von dem todesmutigen<br />
Sussanin absichtlich in die Irre geführt<br />
wurden, sondern polnische<br />
Späher, welche den gewählten Zaren<br />
Michail vor seiner Abreise nach<br />
Moskau töten sollten.<br />
Der ersehnte junge Zar Michail sollte<br />
endlich die „Zeit der Wirren“, die „Smuta“,<br />
beenden: Sieben Jahrhunderte<br />
regierte die Dynastie der Rurikiden.<br />
Einer von ihnen, Ivan IV. der Schreckliche,<br />
nahm sich 1547 Anastasia Sacharina<br />
aus einem uralten Adelsgeschlecht<br />
zur Frau, welches aus Litauen<br />
stammte und sich von Sacharin umbenannte<br />
in Romanow. 1598 war mit<br />
Anastasias zweitem Sohn Fjodor I. der<br />
letzte Rurikiden-Zar gestorben. Nach<br />
brutalen Machtkämpfen setzte sich<br />
1599 der Usurpator Boris Godunow<br />
gegen die Romanows durch und ließ<br />
viele Mitglieder der Familie töten. Der<br />
Oberste des Hauses, Fjodor Nikititsch<br />
Romanow, musste unter dem neuen<br />
Namen Philaret ins Kloster gehen.<br />
Die Rivalen Polen und Schweden<br />
sahen ihre Chance zur Intervention.<br />
1605 wurde Moskau von den Truppen<br />
des polnischen Königs Sigismund III.<br />
erobert. Dieser setzte seinen eigenen<br />
Zaren ein, doch jener „falsche<br />
Dimitri“ wurde bald ermordet. Als<br />
nächstes protegierten die Schweden<br />
ihren Zaren-Kandidaten, doch er wurde<br />
gestürzt, als 1610 die Polen ein<br />
weiteres Mal Moskau einnahmen.<br />
Sigismund strebte danach, entweder<br />
seinen Kronprinzen oder sich selbst<br />
zum Zaren zu proklamieren.<br />
Nach Jahren der Anarchie gingen<br />
1612 die Russen auf die Barrikaden<br />
und vertrieben von Nischni Nowgorod<br />
aus die Polen. Einer der Initiatoren<br />
jenes Volksaufstandes war der<br />
Moskauer Patriarch – inzwischen kein<br />
anderer als Philaret. Ihm trugen die<br />
versammelten Stände die Krone an,<br />
doch er und einige andere Fürsten<br />
lehnten ab.<br />
Krönung mit 16 Jahren<br />
So blieb als einziger Kandidat der<br />
16-jährige Michail Romanow, Philarets<br />
Sohn. In Abwesenheit wurde er<br />
am 21. Februar 1613 zum Zaren gewählt,<br />
aber es sollte bis zum März<br />
dauern, ehe eine Delegation von<br />
Bojaren den jungen Mann und seine<br />
Mutter im Kloster Ipatjew aufgespürt<br />
hatte. Nach der Legende um den Bauern<br />
Sussanin, Vorlage für Glinkas Oper<br />
„Ein Leben für den Zaren“, sollen die<br />
Mönche Michail vor den Polen versteckt<br />
haben. Sussanins Pflegesohn<br />
soll sie gewarnt haben.<br />
Als Michail von der Offerte hörte,<br />
brach er voller Verzweiflung in Tränen<br />
aus – der Zarenthron war eine sichere<br />
Garantie für vorzeitiges Ableben. Nur<br />
unter dem Drängen seiner Mutter akzeptierte<br />
er. Am 11. Juli 1613 wurde<br />
er als Michail I. zum Zaren gekrönt:<br />
Es war der Beginn der 300-jährigen<br />
Herrschaft der Romanows. Immer<br />
wieder sollte es zu dynastischen Krisen<br />
kommen, und nur mit Glück avancierte<br />
Michails Enkel zum Zaren: Der<br />
radikale Reformer Peter der Große<br />
zwang das rückständige Land in die<br />
Moderne. Sein Petersburg wurde zur<br />
steinge wordenen Vision von Russland<br />
als europäischer Großmacht.<br />
Die Familiengeschichte schlug einen<br />
neuen Weg ein, als 1744 eine deutsche<br />
Prinzessin an den Hof der Zarin<br />
Elisabeth kam – die spätere Katharina<br />
die Große. 200 Jahre nach Michails<br />
Wahl bezwang Zar Alexander I. den<br />
Herrscher Europas, Kaiser Napoleon.<br />
Ihr tragisches Ende fand die Romanow-Herrschaft<br />
mit der Abdankung<br />
von Nikolaus II. und der Ermordung<br />
seiner Familie. Michael Schmid<br />
17. Februar<br />
Lukas Belludi, Mangold,<br />
die sieben Stifter des Servitenordens<br />
Vor 125 Jahren, am 17. Februar<br />
1888, wurde Otto Stern im oberschlesischen<br />
Sohrau geboren († 1969<br />
in Berkeley). Der deutsche und später<br />
in die USA emigrierte Physiker<br />
maß erstmals direkt die Geschwindigkeit<br />
von Atomen.<br />
18. Februar<br />
Konstantia, Angilbert, Fra Angelico,<br />
Simon, der „Bruder des Herrn“<br />
Vor 80 Jahren, am 18. Februar 1933,<br />
teilte die Friedrich Krupp AG in Essen<br />
mit, dass es ihr erstmals gelungen<br />
sei, einen luftgekühlten Dieselmotor<br />
für Automobile herzustellen.<br />
19. Februar<br />
Bonifatius von Lausanne,<br />
Hadwig von Cappenberg<br />
180 Jahre sind vergangen, seitdem<br />
Therese von Wüllenweber am<br />
19. Februar 1833 in Korschenbroich<br />
geboren wurde († 1907 in<br />
Rom). 1888 gründete sie in Tivoli<br />
bei Rom die Ordensgemeinschaft<br />
der „Schwestern vom Göttlichen<br />
Heiland“ (Salvatorianerinnen), gemeinsam<br />
mit Pater Franziskus Maria<br />
vom Kreuze Jordan, der 1881 die<br />
Salvatorianer gegründet hatte.<br />
20. Februar<br />
Eucherius von Orléans, Falko, Amata,<br />
Jordan Mai<br />
Vor 125 Jahren, am 20. Februar<br />
1888, wurde der französische<br />
Schriftsteller Georges Bernanos in<br />
Paris geboren († 1948). Der engagierte<br />
Monarchist und Katholik<br />
beeinflusste das katholische Milieu<br />
in Europa durch seine religiös geprägten<br />
Romane („Tagebuch eines<br />
Landpfarrers“).<br />
21. Februar<br />
Petrus Damiani, Germanus, Gunhild,<br />
Leodegar von Lechsgemünd<br />
Julius II., italienischer Papst (Foto<br />
unten), starb vor 500 Jahren in<br />
Rom. Er gehörte zur Familie der Rovere<br />
und war Papst von 1503 bis zu<br />
seinem Lebensende am 21. Februar<br />
1513. Er berief das fünfte Laterankonzil<br />
ein.<br />
22. Februar<br />
Isabella von Frankreich, Margareta<br />
von Cortona, Marhold<br />
Arthur Schopenhauer, deutscher<br />
Philosoph, wurde vor 225 Jahren,<br />
am 22. Februar<br />
1788, in<br />
Danzig geboren<br />
(† 1860 in<br />
Frankfurt am<br />
Main). Seine<br />
Philosophie<br />
ist vor allem<br />
durch Skepsis<br />
geprägt.<br />
23. Februar<br />
Otto von Cappenberg, Polykarp von<br />
Smyrna, Romana, Willigis von Mainz<br />
Vor 200 Jahren, am 23. Februar<br />
1813, wurde der deutsche Theologe<br />
Franz Delitzsch in Leipzig geboren<br />
(† 1890 dort). Er lehrte vor allem<br />
das Alte Testament und war ein großer<br />
Kenner des Hebräischen.<br />
Zusammengestellt von Agnes Neumann;<br />
Foto: KNA<br />
Papst Julius II. auf<br />
einem Mosaik in der<br />
Kirche St. Paul vor<br />
den Mauern in<br />
Rom.<br />
Foto: KNA