11.01.2018 Views

unternehmen Juli 2013

unternehmen Juli 2013

unternehmen Juli 2013

SHOW MORE
SHOW LESS

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 34 | <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

[titelthema]<br />

DieHerrinder<br />

glänzendenKessel<br />

Eigentlich ist UlrikeFreund gelernte Bankkauffrau. Doch als der Vater rief,<br />

trat sie ins Unternehmen ein: die Ulmer Brauerei Gold Ochsen. Das war vor<br />

28 Jahren. Heute steuert sie das Unternehmen durch stürmische Gewässer für<br />

die Branche – so erfolgreich, dass auch Konzerne Begehrlichkeiten zeigen.<br />

In Deutschland sind nur noch wenige große Brauereien<br />

in Familienhand – und noch weniger in Frauenhand.<br />

Fühlen Sie sich als Exotin in der Branche?<br />

Ja, es gibt in Deutschland nur noch rund 20 größere eigenständige<br />

Brauereien. Gold Ochsen gehört dazu.<br />

Höchstens fünf werden von Frauen geführt. Als Exotin<br />

fühle ich mich aber nicht. Der Begriff vermittelt etwas<br />

„Auswärtiges“ oder „Fremdländisches“. Ich bin mit Leib<br />

und Seele Brauereichefin und Ulmerin. Ich finde es<br />

schön, dass man als Frau in einer Männerdomäne etwas<br />

bewegen kann – auch wenn es nicht immer ganz<br />

einfach ist.<br />

Sie haben Bankkauffrau gelernt, stehen aber nicht<br />

hinter dem Schalter, dafür sicher öfters im Sudhaus.<br />

Welche Rolle spielt Ihre Ausbildung?<br />

Die Bankausbildung ist ein Vorteil, zumal sie fundierte<br />

Kenntnisse im betriebswirtschaftlichen Bereich vermittelt.<br />

In der Braubranche muss man heute scharf<br />

rechnen können. In unserer Brauerei habe ich ein zuverlässiges<br />

Team mit Spezialisten und Fachleuten. Meine<br />

Aufgabe besteht darin, dieses Team zu führen und<br />

gemeinsam zu einem guten Ergebnis zu kommen. Mit<br />

der Zeit lernt man automatisch vieles zum Handwerk,<br />

auch wenn man selbst keine Brauerausbildung absolviert<br />

hat. Ich hole die praktisch ausgebildeten Leute<br />

und die Akademiker an einen Tisch, um Aufgaben gemeinsam<br />

zu lösen. Das ist für mich das A und O.<br />

Sie sind in der Brauerei aufgewachsen. Wann fiel<br />

die Entscheidung, in den Betrieb Ihres Vaters einzusteigen?<br />

Ich hatte das eigentlich nie vor. Meine Geschwister haben<br />

den Betrieb mit umgetrieben. Sie haben sich dann<br />

aber andere Aufgaben gesucht. Ich kam 1985 nach Ulm<br />

zurück, weil mein Vater meinte, ich solle doch in der<br />

Brauerei einsteigen und ihn unterstützen. Ich fing bei<br />

Gold Ochsen in der Personalabteilung an, war im Einkauf<br />

und in der Buchhaltung – und habe mich von unten<br />

nach oben gearbeitet. Die Tragweite meiner Entscheidung<br />

habe ich allerdings damals noch nicht<br />

abgesehen. Mittlerweile arbeite ich seit 28 Jahren für<br />

das Familien<strong>unternehmen</strong>; Geschäftsführerin der<br />

Brauerei Gold Ochsen und deren Tochtergesellschaft<br />

UGV (Ulmer Getränke Vertrieb) bin ich seit 1991. Ehrlich<br />

gesagt: Bei meinem Einstieg hatte ich durchaus<br />

gemischte Gefühle.<br />

Warum das?<br />

Ich kam von der Bank, dort ging es vergleichsweise vornehm<br />

zu. In einer Brauerei ist der Ton auch mal rau,<br />

sozusagen hart, aber herzlich. Daran musste ich mich<br />

erst gewöhnen.<br />

Wo hat Ihre berufliche Karriere angefangen?<br />

Ich habe bei der Commerzbank in Ulm gelernt – es war<br />

eine gute Ausbildung. Dann wechselte ich zur Privatbank<br />

Merck Finck nach München. Eine Zeitlang habe<br />

ich auch bei der Löwenbrauerei München gearbeitet.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Ich wollte einfach mal etwas anderes machen. Bei der<br />

Löwenbrauerei wusste allerdings niemand, dass ich ein<br />

Kind der Branche bin.<br />

Gold Ochsen gibt es seit 1597. Was versteht eines<br />

der ältesten Unternehmen Ulms unter Tradition?<br />

Zu dem Begriff fällt mir ein wunderbares Zitat des englischen<br />

Staatsmannes Thomas Morus ein, der von 1478<br />

bis 1535 gelebt hat: „Tradition ist nicht das Halten der<br />

ZurPerson<br />

UlrikeFreundist Ulmerin<br />

und Brauereichefin<br />

mit Leib und<br />

Seele. Sie wurde 1955<br />

geboren und ist die<br />

Zweitälteste von vier<br />

Geschwistern. Die gelernte<br />

Bankerin ist<br />

verheiratet. 1985<br />

stieg sie ins Familien<strong>unternehmen</strong><br />

ein, das<br />

sie seit 1991 in fünfter<br />

Generation führt.<br />

Ihren Beruf empfindet<br />

Freund als Berufung<br />

und setzt sich<br />

für den Erhalt derTradition<br />

ein. Für die<br />

Hobbies Skifahren,<br />

Reisen und Opernbesuche<br />

bleiben ihr wenig<br />

Zeit.<br />

Eine Brauerei ist kein Streichelzoo. Aber es ist schön, als Frau in einer Männerdomäne etwas zu bewegen, sagt Ulrike Freund.<br />

11

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!