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unternehmen Juli 2013

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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 34 | <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

[führen]<br />

Drittel der Arbeitnehmer arbeite auch an<br />

Sonn- und Feiertagen. Aber 70 Prozent der Firmen<br />

in Deutschland haben sich mit diesem<br />

Problem noch nie auseinandergesetzt.<br />

In der Gründungsphase kennt der Chef noch<br />

jeden Mitarbeiter persönlich, die Mannschaft<br />

ist überschaubar, und er verfügt über sämtliche<br />

Informationen. Sind es erst einmal 50, 100<br />

oder mehr, sei dies nicht mehr möglich. Jetzt<br />

sei es entscheidend, erläutert Hoffmann, eine<br />

passende Struktur aufzubauen und das betriebsinterne<br />

Informationssystem an sie anzupassen.<br />

„Zwangsläufig sind die meisten der<br />

Mitarbeiter nicht mehr nah am Chef dran.<br />

Das Familiäre, lässt unweigerlich nach. Bei<br />

einzelnen Mitarbeitern kann so der Eindruck<br />

entstehen, die Wertschätzung ihnen gegenüber<br />

habe nachgelassen. Die Betroffenen fühlten<br />

sich nicht mehr richtig eingebunden. Ihre<br />

Motivation und Leistung sinken, weil sie meinen:<br />

„Ich bin ja nur noch ein anonymes Rädchen,<br />

das funktionieren muss“.<br />

nurnicHTsänDern<br />

Wandel und Anpassungen an das sich ständige<br />

ändernde Umfeld stehen zwar für Unternehmen<br />

an der Tagesordnung. Doch diese geschehen<br />

häufig nur langsam. „Nur 20 Prozent<br />

der Mitarbeiter sind gegenüber Veränderungen<br />

spontan offen“, zeigt Hoffmann die hohe<br />

Hürde auf, 60 Prozent hingegen reagierten<br />

erst einmal abwartend, 20 Prozent neigten sogar<br />

eher zur Blockade.<br />

Zwangsläufig verändere sich die Firmenkultur<br />

durch eine Expansion. Daher gelte es, „die<br />

Mitarbeiter mitzunehmen“ und begleitend<br />

„fördernde Rahmenbedingungen zu schaffen“.<br />

Organisatorische Faktoren wie Klarheit<br />

und Konsequenz in der Umsetzung seien mit<br />

menschlichen Faktoren wie Wertschätzung<br />

zu kombinieren.<br />

Wer als Unternehmer oder Geschäftsführer<br />

ins Unternehmen hineinwirken will, sollte<br />

seine Strategie und Ziele nicht nur verständlich<br />

kommunizieren, authentisch und glaubwürdig<br />

sein, sondern auch über gute Führungskräfte<br />

verfügen. Hoffmanns dringender<br />

Rat: Die Auswahl muss sorgfältig geschehen.<br />

Zudem müssen die Personen gut auf ihre neue<br />

Rolle vorbereitet werden. Hohe Motivation<br />

und großes Engagement böten noch keine<br />

Gewähr für eine Eignung zur Führungskraft.<br />

Fehlten die psychologische Stabilität und die<br />

innere Balance, stehe sie sich oft selbst im<br />

Weg – und damit auch dem Unternehmenserfolg.<br />

ratgeberfürdiesuchenachinnererBalance<br />

„Scheinriesen“ nennt die Trainerin diese Starken;<br />

ihre Schwäche: Sie neigten dazu, vor sich<br />

selber zu fliehen. Motivation aus der Kompensation<br />

eigener Defizite heraus hält Hoffmann<br />

für sehr riskant: „Je vergeblicher die Flucht in<br />

den Aktionismus, je abhängiger die Person<br />

von Statusdenken, je mehr für sie ein höheres<br />

Einkommen nach vorne rückt und je weniger<br />

sie einem Werte-Kompass folgt, desto größer<br />

das Risiko einer späteren psychischen Erkrankung.<br />

Selbst wenn das Unternehmen fördernde<br />

Rahmenbedingungen schafft.“<br />

Um die wirkliche Eignung für leitende Funktionen<br />

zu testen, greift Hoffmann zum klassischen<br />

Mittel des langen Gesprächs. Da merke<br />

man schnell, wenn der Gegenüber etwas vorspiele.<br />

Dabei komme es darauf an, die richtigen<br />

Fragen zu stellen und gegebenenfalls dafür<br />

zu sorgen, dass der Gesprächspartner ohne<br />

Gesichtsverlust aus der Situation hervorgehe.<br />

Um den Kopf frei zu bekommen für Führungsthemen,<br />

sollten sich die Entscheider in<br />

gewissen Abständen „aus dem operativen<br />

Hamsterrad rausnehmen und eine Adlerperspektive<br />

einnehmen“. Aus der Distanz erkenne<br />

Dr.PetraHoffmann, Jahrgang 1969,<br />

studierte Psychologin, Pädagogin und<br />

Germanistin, in Ludwigsburg wohnhaft,<br />

ist seit 15 Jahren als freie Trainerin und<br />

Beraterin für Unternehmen wie Institutionen<br />

sowie als Coach für Führungskräfte<br />

tätig. Ihr theoretisches Wissen<br />

und die geballten Erfahrungen aus ihrer<br />

beruflichen Praxis hat sie jetzt in einem<br />

kompakten Buch zusammengefasst: „Auf<br />

Leistung getrimmt. Dem Hamsterrad entkommen“<br />

ist bei www.book­on­demand.<br />

de für 19,80 Euro abrufbar. In dem Sachbuch<br />

beschreibt sie, was passiert, wenn<br />

Leistungsträger angesichts von Arbeitsverdichtung,<br />

Wettbewerbsdruck und kollektiver<br />

Beschleunigung im Hamsterrad<br />

rotieren – und wie Unternehmen das vermeiden<br />

können. Darüber hinaus zeigt<br />

Hoffmann Wege auf, was der Einzelne<br />

tun kann, um sein Gleichgewicht zu bewahren.<br />

TV<br />

man leichter „Flaschenhälse“, sei es bei Führungskräften<br />

oder Spezialisten. Beseitigt werden<br />

könnten diese durch das Umverteilen von<br />

Aufgaben oder das Schaffen neuer Stellen. Das<br />

Ziel laute: Diejenigen im Hamsterrad werden<br />

entlastet, damit sie sich wieder auf ihre Kernkompetenzen<br />

konzentrieren können. Davon<br />

profitiert die Firma.<br />

Bei der Berufung von Führungskräften setzen<br />

viele Unternehmen routinemäßig auf „alte<br />

Hasen“. Das birgt eine Gefahr, warnt Hoffmann.<br />

„Die Unternehmen verlieren gute<br />

Fachkräfte und gewinnen mittelmäßige Führungskräfte.“<br />

Für Unternehmer selbst ist eine<br />

gute Selbstorganisation die Basis, um sich auf<br />

die wichtigen und dringenden Themen zu<br />

konzentrieren. Sie müssten lernen, weniger<br />

wichtige Aufgaben abzugeben und bewusst,<br />

nein zu sagen. Vor allem aber sei es wichtig,<br />

dass sie sich nicht an sieben Tagen 24 Stunden<br />

lang verschleißen. Wer sich Zeit nehme für<br />

andere Werte im Leben, komme energiegeladen<br />

zurück und gewinne den nötigen Abstand,<br />

um Aufgaben im Arbeitsalltag zu<br />

lösen. [!]<br />

Thomas Vogel<br />

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