atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2019
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<strong>atw</strong> Vol. 64 (2019) | Issue 4 ı April<br />
dieses insoweit lex specialis werde. In<br />
den Fachbereichen mit Gesetzgebungszuständigkeit<br />
der Länder werde<br />
dagegen der Verwaltungsvollzug<br />
weiterhin grundsätzlich durch Landesrecht<br />
geregelt. Hier greife das „Verzahnungsmodell.<br />
Der Bund erhalte<br />
über das StrlSchG Verordnungsermächtigungen<br />
und Ermächtigungen<br />
für Notfallvorsorge/Notfallpläne,<br />
um durch materielle Vorgaben eine<br />
einheitliche Verwaltungspraxis zu<br />
erreichen. Notfallschutzregelungen<br />
im Bereich des Strahlenschutzes fielen<br />
als ungeschriebene Annex- Kompetenz<br />
regeln in die Kompetenz des<br />
Bundes und sollten daher, so Mann,<br />
nach der Rechtsprechung des BVerfG<br />
keinen verfassungsrechtlichen Bedenken<br />
begegnen.<br />
Gerrit Niehaus, Umweltministerium<br />
Baden-Württemberg, erläuterte<br />
in seinem Beitrag „Entlassung von<br />
Gegenständen aus der atomrechtlichen<br />
Überwachung beim Abbau<br />
von Kernkraftwerken“, dass im<br />
neuen Strahlenschutzrecht mit der<br />
Freimessung nicht mehr zeitgleich<br />
eine Entlassung als radioaktiver Stoff<br />
aus dem Strahlenschutzregime vorgesehen<br />
sei. Ferner wies Niehaus auf<br />
§ 33 Abs. 4 StrlSchG hin, der in Erweiterung<br />
des bisherigen Rechts<br />
zulässt, die Beendigung der staatlichen<br />
Aufsicht mit einer Bedingung,<br />
einem Vorbehalt des Widerrufs oder<br />
einem Vorbehalt der nachträglichen<br />
Aufnahme, Änderung oder Ergänzung<br />
einer Auflage zu verknüpfen. Zum<br />
Abbau von KKW stellte Niehaus fest,<br />
das Abbaugenehmigungsregime könne<br />
festlegen, dass und wie neben der<br />
Freigabe Stoffe aus der Anlagenüberwachung<br />
herausgegeben werden<br />
könnten, soweit eine Aktivierung und<br />
Kontamination ausgeschlossen sei.<br />
Nach Beantragung des Abbaus sei<br />
für Veränderungsgenehmigungen zur<br />
Einschränkung des Anlagebegriffs<br />
kein Raum mehr. Der Abbau ende,<br />
wenn die nukleare Last beseitigt sei<br />
und die notwendigen Freigaben und<br />
Herausgaben im Rahmen des Abbauregimes<br />
erfolgt seien. Zu der Frage,<br />
welcher Anlagenbegriff – der (inzwischen<br />
stark gewandelte) materielle<br />
oder der <strong>for</strong>melle Anlagenbegriff –<br />
zugrunde zulegen sei, bemerkte<br />
Niehaus, dass nach seiner Auffassung<br />
beim Abbau beide Begriffe zugrunde<br />
gelegt werden müssten.<br />
Im Anschluss an den Vortrag von<br />
Niehaus kamen zum Thema „Freigabe<br />
radioaktiver Stoffe – Rechtsund<br />
Vollzugsfragen aus Betreibersicht“<br />
Dr. Andreas Schirra und Dr.<br />
Alexander Nüsser, PreussenElektra<br />
GmbH, zu Wort. Sie begrüßten, dass<br />
auch das neue Strahlenschutzrecht<br />
am 10-Mikrosievert-Konzept festhalte<br />
und die Freigabe nach Tabellenwerten<br />
erfolge. Die neue Begründung zeige<br />
allerdings, dass der Gesetzgeber verhindern<br />
wolle, dass eine Beweislastumkehr<br />
zugunsten des Antragstellers<br />
angenommen werde. Jedoch bliebe<br />
es bei der Vermutungswirkung der<br />
Tabellenwerte und bei der Freigabe<br />
als einer gebundenen Entscheidung:<br />
Bei Einhaltung dieser Werte sei<br />
weiter hin die Freigabe zu erteilen,<br />
wenn nicht triftige Gründe dagegen<br />
sprächen. Weiterhin sei auch die<br />
Möglichkeit des Einzelfallnachweises<br />
gegeben. Klarstellend betonte<br />
Schirrer, dass das Dosiskriterium kein<br />
Grenzwert sondern ein „Trivialwert“<br />
sei, so dass auch andere Maßstäbe als<br />
bei einem Grenzwert herangezogen<br />
werden dürften. Zu § 33 Abs. 3<br />
StrlSchV stellte Schirrer fest, dass der<br />
Gesetzgeber mit dieser Vorschrift eine<br />
teilweise in den letzten Jahren geübte<br />
Praxis gesetzlich fixiere. Zu der Regelung<br />
in § 33 Abs. 4 StrlSchV merkte<br />
Schirrer an, dass zwar die Rücknehmbarkeit<br />
einer rechtswidrigen Freigabe<br />
nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen<br />
immer möglich sei, dass aber die Freigabe<br />
einen statusändernden Verwaltungsakt<br />
darstelle, zu dessen<br />
Natur ein Widerruf im Grunde im<br />
Widerspruch stehe. Trotz des Wortlauts<br />
des § 33 Abs. 4 StrlSchV komme<br />
ein Widerruf daher nur in besonderen<br />
Fällen in Betracht.<br />
In der Diskussion betonte Dr.<br />
Renate Sefzig, BMU, dass mit der Ausweitung<br />
der Paragraphen zur Freigaberegelung<br />
keine Änderung bei der<br />
Freigabe intendiert gewesen sei. Eine<br />
Freigabe zur Untertagedeponierung<br />
z.B. sei weiterhin im Einzelfall<br />
möglich. Die Erweiterung der<br />
Paragraphen zur Freigabe sei eine<br />
Folge der <strong>for</strong>malen An<strong>for</strong>derungen<br />
des Bundesjustizministeriums.<br />
Den nachfolgenden Vortrag „Aufsicht<br />
und Öffentlichkeitsbeteiligung<br />
im Rahmen der Standortauswahl<br />
als integrative Aufgabe des<br />
BfE“ hielt die Vizepräsidentin des BfE<br />
Dr. Silke Albin anstelle des im Programm<br />
angekündigten Präsidenten<br />
des BfE Wolfram König und eröffnete<br />
damit den Reigen der Vorträge<br />
des 4. Themenblocks „Fragen des<br />
Standortauswahlverfahrens“.<br />
Albin skizzierte die Neuorganisation<br />
der Verantwortung in der kerntechnischen<br />
Entsorgung, wies auf die<br />
nunmehr klare Trennung von Aufsichts-<br />
und Vorhabenträgerfunktion<br />
hin, erläuterte die Aufsichtsfunktion<br />
des BfE (Überwachung des Vollzugs<br />
des StandAG) über die BGE GmbH<br />
während des gesamten Standortauswahlverfahrens<br />
sowie die neuen<br />
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 211<br />
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