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70 Technical and tactical analysis<br />
Auch sie interpretierten ihre Rolle im Spiel nach vorne frei und<br />
wechselten permanent ihre Positionen. David Villa (7) rückte<br />
in den ersten Spielen aus dem offensiven Mittelfeld zur vorderen<br />
Spitze Torres (9) auf. Im Halbfi nale und Finale war er dann<br />
mehr in der Spitze anzutreffen, vor allem auch weil Torres in<br />
diesen Spielen durch Pedro (18) ersetzt wurde.<br />
Das Herzstück des 4-2-3-1-Systems war das zentrale<br />
defensive Mittelfeld. Die beiden hier angeordneten Spieler<br />
sorgten für Stabilität in der Abwehr und unterstützten<br />
je nach Spielsituation das Angriffsspiel der eigenen<br />
Mannschaft.<br />
Bei Deutschland waren es Schweinsteiger (7) und Khedira<br />
(6), bei den Niederlanden Van Bommel (6) und De<br />
Jong (8), bei Spanien Xabi Alonso (14) und Busquets<br />
(16), bei Uruguay Pérez (15) und Arevalo (17), die sich<br />
bei der Abwehrarbeit und im Offensivspiel hervorragend<br />
ergänzten.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die erfolgreichen<br />
Mannschaften dieser Weltmeisterschaft ihrer taktischen<br />
Grundausrichtung treu blieben. Es gab zwar situative<br />
Anpassungen wie z. B. bei Uruguay, das im Viertelfi nalspiel<br />
gegen Ghana mit Abreu (13) einen dritten Stürmer einwechselte,<br />
aber prinzipiell blieb die einmal gewählte Ordnung<br />
bestehen.<br />
Zu erwähnen ist noch, dass einige Teams in der Vorrunde<br />
ihre Formation nicht nur je nach Situation, sondern auch von<br />
Spiel zu Spiel änderten, was nicht unbedingt zu mehr Sicherheit<br />
in der Spielanlage führte.<br />
Die Bedeutung des ersten Gruppenspiels<br />
Die ersten Gruppenspiele waren von Vorsicht geprägt.<br />
Keine Mannschaft wollte verlieren und sich dadurch in eine<br />
unvorteilhafte Position bringen. Die Folge davon waren<br />
sehr wenige Tore. Nur Teams, die von Beginn weg mit dem<br />
notwendigen Selbstvertrauen antraten, gewannen ihre<br />
Auftaktspiele souverän (Argentinien, Niederlande, Deutschland).<br />
Die vorsichtige Spielweise setzte sich auch im weiteren<br />
Verlauf der Gruppenspiele durch und war ein Grund dafür,<br />
warum nach der ersten Phase nur gerade 101 Treffer (117 in<br />
Deutschland 2006) erzielt wurden.<br />
Turnierfaktoren und -elemente<br />
Folgende Faktoren bestimmten oder konnten den Turnierverlauf<br />
einer Mannschaft positiv oder negativ beeinfl<br />
ussen:<br />
Mentale und physische Fitness<br />
- Wie frisch waren die Spieler bei dieser WM? War die<br />
Erholungsphase lange genug für Akteure, die an nationalen<br />
Meisterschaften und kontinentalen Wettbewerben<br />
teilgenommen hatten? Im Gegensatz dazu die Spieler,<br />
die in ihren Klubs mehrheitlich auf der Reservebank<br />
gesessen hatten und nun beweisen wollten/konnten,<br />
was wirklich in ihnen steckt.<br />
Erwartungsdruck<br />
- Wie konnten die Mannschaften mit den zum Teil<br />
hohen oder sogar übersteigerten Erwartungen umgehen?<br />
Auf Gastgeber Südafrika lastete verständlicherweise<br />
grosser Druck, dem nicht einfach standzuhalten<br />
war. Andere afrikanische Mannschaften hatten ein<br />
ähnliches Problem. Sogar arrivierte Fussballnationen<br />
wie Italien, Frankreich und England, aber auch Brasilien<br />
hatten teilweise mit den hohen Erwartungshaltungen<br />
zu kämpfen.<br />
Überraschungen<br />
- Das frühe Scheitern von Italien, Frankreich (beide in<br />
den Gruppenspielen) und England (Achtelfi nale) waren<br />
die negativen Überraschungen des Turniers. Hingegen<br />
konnte man sich an den Leistungen neuer Teams wie<br />
Neuseeland (erstmals seit 1982 wieder an einer WM),<br />
der Slowakei (WM-Debüt), Chile, Paraguay, Uruguay<br />
oder Ghana erfreuen.