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Stahlguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...

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3.4 Son<strong>der</strong>verfahren<br />

Der Bedarf an hochwertigen <strong>Stahlguss</strong>teilen<br />

mit hoher Oberflächengüte nimmt<br />

ständig zu. Die Erhöhung <strong>der</strong> Wirkungsgrade<br />

aller Motoren, Turbinen, Pumpen <strong>und</strong><br />

Verdichter, die Steigerung <strong>der</strong> Gestaltfestigkeit<br />

sowie die Reduzierung <strong>der</strong> Gewichte<br />

insbeson<strong>der</strong>e bewegter Komponenten sind<br />

wirtschaftlich <strong>und</strong> ökologisch motiviert. Dies<br />

betrifft alle Branchen des Kraftwerks-,<br />

Anlagen- <strong>und</strong> Maschinenbaus <strong>und</strong> in steigendem<br />

Maße auch die <strong>der</strong> Kraftfahrzeugindustrie<br />

[10].<br />

Hiermit steigen auch die Anfor<strong>der</strong>ungen, die<br />

an die Bauteile gestellt werden, wie die<br />

• Korrosionsbeständigkeit,<br />

• Hitzebeständigkeit,<br />

• Steigerung <strong>der</strong> mechanischen Eigenschaften,<br />

• Fehlerfreiheit <strong>der</strong> Oberflächen bis<br />

Hochglanz polierfähig,<br />

• Erhöhung <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Gussteilgeometrie,<br />

• Verringerung <strong>der</strong> Wanddicke.<br />

Diese Anfor<strong>der</strong>ungen stellen höchste Ansprüche<br />

an die Gießerei. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Metallurgie, die Gießtechnik sowie die Formtechnik<br />

sind gefor<strong>der</strong>t, da zunehmend<br />

gießtechnisch problematische Werkstoffe<br />

wie Duplex-Stähle o<strong>der</strong> Nickelbasis-Legierungen<br />

verarbeitet werden müssen.<br />

Höhere Reinheitsgrade <strong>der</strong> Schmelzen, <strong>der</strong><br />

Einsatz hochwertiger Formstoffe <strong>und</strong> die<br />

simulationsgestützte Auslegung <strong>der</strong> Gießtechnik<br />

führen zu hochwertigen Gussteiloberflächen<br />

<strong>und</strong> schaffen die Basis für eine<br />

ausgeklügelte Gefügekontrolle <strong>der</strong> Werkstoffe.<br />

Mit speziellen Formtechniken sind<br />

solche hochwertigen <strong>Stahlguss</strong>teile heute<br />

herstellbar.<br />

konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1<br />

3.4.1 Feingießverfahren<br />

Bild 19: Hochverschleißfeste Feingussteile aus CrV-Stahl für Anwendungen<br />

unter extremen Einsatzbedingungen<br />

Das oft auch als Wachsausschmelzverfahren<br />

bezeichnete Feingießverfahren<br />

arbeitet im Gegensatz zu den meisten an<strong>der</strong>en<br />

Gieß- <strong>und</strong> Formverfahren mit verlorenen,<br />

ausschmelzbaren Modellen <strong>und</strong><br />

verlorenen ungeteilten Sand-Keramik-<br />

Formschalen. Die hergestellten Gussteile<br />

sind meist vorgefertigte Halbfabrikate, die<br />

neben sehr guter Oberflächen- <strong>und</strong>Abbildegenauigkeit<br />

über einen Endkontur nahen<br />

Zustand verfügen, weshalb das Verfahren<br />

auch zu den Genaugießverfahren gezählt<br />

wird. Technisch machbar sind heute komplexe<br />

Bauteile von wenigen Gramm bis zu<br />

über 100 kg Masse (Bil<strong>der</strong> 19 bis 20).<br />

Die hohe Abbildegenauigkeit lässt das<br />

Feingießverfahren mit zunehmen<strong>der</strong> Bauteilkomplexität<br />

<strong>und</strong> steigendem Bearbeitungsaufwand<br />

wirtschaftlicher werden.<br />

Feingussteile haben eine glatte <strong>und</strong> reproduzierbare<br />

Oberfläche, so dass in vielen<br />

Fällen auch auf eine Bearbeitung <strong>der</strong> Gussoberflächen<br />

verzichtet werden kann. Das<br />

ist beson<strong>der</strong>s dann von Vorteil, wenn es<br />

sich um schwer zerspanbare Legierungen<br />

handelt. Die sehr hohe Maßgenauigkeit <strong>und</strong><br />

die realisierbaren geringen Rautiefen sind<br />

verantwortlich für eine hohe Reproduzierbarkeit<br />

in <strong>der</strong> Serie. Feingussteile sind<br />

deshalb auch in vielen Fällen einbaufertige<br />

Teile, die in größeren Stückzahlen gefertigt<br />

werden. Die engen Toleranzen <strong>und</strong> hohe<br />

Oberflächengüte lassen zudem eine<br />

Minimierung des Bearbeitungsaufwandes<br />

zu.<br />

Je nach Anfor<strong>der</strong>ung können die Gussteile<br />

durch Wärme- <strong>und</strong> Oberflächenbehandeln<br />

sowie auch durch mechanische Be-<br />

arbeitung in <strong>der</strong> Gießerei an die Funktionalität<br />

<strong>und</strong> die Einsatzbedingungen angepasst<br />

werden.<br />

Im Bauteilentwicklungsprozess ermöglicht<br />

das Feingießen dem Konstrukteur ein<br />

Höchstmaß an gestalterischem Spielraum.<br />

Die Restriktionen für die Formenfertigung<br />

mit Dauermodellen gelten nicht, so dass<br />

Bauteile wirtschaftlich herstellbar sind, die<br />

auch über Hinterschneidungen <strong>und</strong> hochkomplexe<br />

Konstruktionsdetails verfügen.<br />

Der Einsatz von Kernen für die Gestaltung<br />

von komplexen Innenräumen, engen<br />

Schlitzen, tiefen Bohrungen mit geringem<br />

Durchmesser <strong>und</strong> engen kompliziert gestalteten<br />

Hinterschneidungen ist möglich.<br />

Spezielle Informationen zu den konstruktiven<br />

Potenzialen des Feingusses sind in<br />

dem VDG-Merkblatt P 690 [11] enthalten.<br />

Neben keramischen Kernen, die in <strong>der</strong><br />

Form mit abgegossen werden, kommen<br />

auch wasserlösliche Kerne zum Einsatz,<br />

die noch vor <strong>der</strong> Modellmontage entfernt<br />

werden <strong>und</strong> dann zum Einsatz kommen,<br />

wenn bei <strong>der</strong> Formenfertigung Hinterschneidungen<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e schwer zu<br />

entfernende Formteile vorhanden sind.<br />

Alle metallischen Werkstoffe können feingegossen<br />

werden, so auch alle <strong>Stahlguss</strong>sorten.<br />

Die Feingießereien sind schmelztechnisch<br />

deshalb in <strong>der</strong> Lage, eine breite<br />

Palette an unterschiedlichen niedrig <strong>und</strong><br />

hoch legierten <strong>Stahlguss</strong>sorten zu fertigen.<br />

Diese breite Werkstoffpalette <strong>und</strong> die verfahrensbedingten<br />

Qualitätsvorteile haben<br />

dazu geführt, dass Feingussteile heute in<br />

allen Industriezweigen Einsatz finden, so<br />

auch in den Spezialbereichen Luftfahrt<br />

sowie Medizin- <strong>und</strong> Implantattechnik. Diese<br />

Entwicklung basiert im wesentlichen auf<br />

den folgenden For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Verbraucher<br />

[12]:<br />

Bild 20: Feingussteil Stator für eine Strömungsbremse (Retar<strong>der</strong>)<br />

mit 320 mm Dmr. aus GX45CrNiW18-9<br />

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