Stahlguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
Stahlguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
Stahlguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Tabelle 10: Chemische Zusammensetzung nach <strong>der</strong> Schmelzanalyse <strong>der</strong> hochfesten <strong>Stahlguss</strong>sorten mit guter Schweißeignung nach SEW 520<br />
Verwendungszwecke an (siehe Tabellen<br />
6 <strong>und</strong> 7), bietet aber deutlich erhöhte<br />
Streckgrenzen. Bis zu einer Streckgrenze<br />
von 700 MPa <strong>und</strong> Wanddicken von 50 bis<br />
80 mm kommt nickelfreier <strong>Stahlguss</strong> zum<br />
Einsatz, während höhere Festigkeitseigenschaften<br />
statt eines Mangan- einen Nickelzusatz<br />
erfor<strong>der</strong>n, um als Voraussetzung für<br />
die gewünschte Eigenschaftskombination<br />
das nötige Gefüge aus Martensit <strong>und</strong><br />
unterem Bainit einstellen zu können.<br />
Die Reihe <strong>der</strong> <strong>Stahlguss</strong>sorten für größere<br />
Wanddicken beginnt mit dem mikrolegierten<br />
Feinkornbaustahlguss G12MnMo7-4<br />
(1.5431), bei dem aufgr<strong>und</strong> seiner Fähigkeit<br />
zum Ausscheidungshärten weitgehend<br />
unabhängig von <strong>der</strong> Wanddicke die gewünschten<br />
Eigenschaften eingestellt werden<br />
können. Dieser Werkstoff hat ebenso<br />
wie G8MnMo7-4 (1.5430) ein extrem niedriges<br />
Kohlenstoffäquivalent <strong>und</strong> ist daher<br />
auch noch in größeren Wanddicken ohne<br />
Vorwärmen zu schweißen. G12MnMo7-4<br />
(1.5431) entspricht in seinen mechanischen<br />
Eigenschaften <strong>und</strong> seiner Schweißbarkeit<br />
den gewalzten o<strong>der</strong> geschmie-<br />
Bild 58: Schlaghaube aus GX5CrNi13-4 zum<br />
Einrammen von Rohren; Masse 28 t<br />
32<br />
deten Feinkornbaustählen P460N (1.8905)<br />
<strong>und</strong> S500N (1.8907) <strong>und</strong> bietet sich daher<br />
für hochfeste Schweißverb<strong>und</strong>konstruktionen<br />
im Maschinen- <strong>und</strong> Hochbau sowie<br />
im Offshore-Bereich an.<br />
Die weiteren <strong>Stahlguss</strong>sorten für Wanddicken<br />
über 100 mm sind mit steigen<strong>der</strong><br />
Streckgrenze zunehmend legiert. Die<br />
Schweißbarkeit wird hierdurch jedoch<br />
nur wenig beeinträchtigt. Eine Son<strong>der</strong>stellung<br />
nimmt <strong>der</strong> nichtrostende 13%ige<br />
Chromstahlguss GX4CrNi13-4 (1.4317)<br />
ein, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Martensitstufe umwandelt<br />
<strong>und</strong> dessen Perlitumwandlung erst nach<br />
längeren Zeiten einsetzt. Auch in größten<br />
Wanddicken ist er mit Luftabkühlung durchvergütbar.<br />
Größere <strong>und</strong> kompliziert gestaltete<br />
Gussstücke können vorteilhaft <strong>und</strong><br />
mit großer Sicherheit aus dieser <strong>Stahlguss</strong>sorte<br />
hergestellt werden. Der extrem<br />
niedrige Kohlenstoffgehalt führt darüber<br />
hinaus zu einem hochzähen <strong>und</strong><br />
gut schweißbaren Gefüge. Je nach Beanspruchung<br />
kann dieser Werkstoff sogar<br />
ohne Wärmebehandlung geschweißt werden.<br />
Nach den geltenden Regeln ist die<br />
Schweißeignung aller <strong>Stahlguss</strong>sorten<br />
nach Tabelle 11 als gut zu bezeichnen.<br />
Das bedeutet, dass dünnwandige Gussstücke<br />
ohne Vorwärmen geschweißt werden<br />
können. Jedoch ist bei hochbeanspruchten<br />
Nähten ein Vorwärmen dann<br />
vorzunehmen, wenn es für das entsprechende<br />
Feinkornblech vorgeschrieben<br />
ist. Eine Wärmenachbehandlung ist aus<br />
Werkstoffgründen nicht erfor<strong>der</strong>lich. Hinweise<br />
für das Schweißen <strong>und</strong> die Schweißzusatzwerkstoffe<br />
werden in Tabelle 12<br />
gegeben.<br />
Die Eigenschaften <strong>der</strong> hochfesten <strong>Stahlguss</strong>sorten<br />
mit guter Schweißeignung werden<br />
bei Anwendung geeigneter Schweißverfahren<br />
<strong>und</strong> Schweißzusatzwerkstoffe<br />
nicht beeinflusst. Voraussetzung ist jedoch,<br />
dass die Streckgrenze nach oben begrenzt<br />
wird. Sie ist so einzustellen, dass je nach<br />
Schweißverfahren, Nahtdicke <strong>und</strong> Nahtform<br />
sowie gegebenenfalls je nach gewählter<br />
Vorwärmtemperatur die Abkühldauer<br />
von 800 auf 500 °C zwischen 10 <strong>und</strong><br />
25 s liegt.<br />
Im Interesse <strong>der</strong> Kaltrisssicherheit <strong>der</strong><br />
Schweißverbindung sollten zum Schweißen<br />
nur Zusätze verwendet werden, die ein<br />
Schweißgut mit sehr niedrigem Wasserstoffgehalt<br />
haben.<br />
Spannungsarmglühen nach dem Schweißen<br />
ist im Hinblick auf die mechanischen<br />
Eigenschaften <strong>der</strong> Schweißverbindung<br />
nicht erfor<strong>der</strong>lich. Wenn aufgr<strong>und</strong> von Bauvorschriften<br />
o<strong>der</strong> aus konstruktiven Gründen<br />
ein Spannungsarmglühen in Betracht<br />
kommt, sollte es im Temperaturbereich<br />
von 530 bis 600 °C durchgeführt werden.<br />
Die gute <strong>und</strong> problemlose Schweißbarkeit,<br />
für die diese <strong>Stahlguss</strong>sorten konzipiert<br />
sind, macht sie für Konstruktionsschweißungen<br />
je<strong>der</strong> Art geeignet.<br />
8.5 Vergütungsstahlguss<br />
Die als Vergütungsstahlguss bezeichneten<br />
niedriglegierten <strong>Stahlguss</strong>sorten werden im<br />
vergüteten Zustand bei Temperaturen bis<br />
etwa 300 °C verwendet. Als Gr<strong>und</strong>lage für<br />
die Berechnung einer Konstruktion dient<br />
bei diesen zähen Werkstoffen die Streckgrenze.<br />
Von großem Einfluss auf die Vergütbarkeit<br />
eines Werkstoffs ist die Bauteilwanddicke,<br />
da auch für die Kernzone eine Mindestabkühlgeschwindigkeit<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist. Bei<br />
unlegiertem <strong>Stahlguss</strong> liegt die Grenze <strong>der</strong><br />
Durchvergütbarkeit bei einer Wanddicke<br />
von etwa 20 mm. Durch geeignete Legierungselemente<br />
wird dieser Grenzwert zu<br />
größeren Wanddicken verschoben. Dabei<br />
muss allerdings berücksichtigt werden,<br />
dass die erreichbaren Festigkeitswerte teilweise<br />
mit steigen<strong>der</strong> Wanddicke etwas ab-<br />
konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1