Stahlguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
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Tabelle 14: Langzeitfestigkeit (Zeitstandfestigkeit <strong>und</strong> 1-%-Dehngrenze) <strong>der</strong> warmfesten ferritschen <strong>Stahlguss</strong>sorten nach DIN EN 10213<br />
<strong>Stahlguss</strong>sorten in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />
Temperatur dargestellt [19]. Anhand von<br />
Kriechversuchen hat sich gezeigt, dass die<br />
CrMo- <strong>und</strong> CrMoV-legierten <strong>Stahlguss</strong>sorten<br />
bei einem Gefüge von oberem<br />
Bainit mit nur geringen Ferritgehalten die<br />
besten Zeitstandeigenschaften haben. Ein<br />
solches Gefüge führt aber zu geringeren<br />
Werten <strong>der</strong> Kerbschlagarbeit bei Raumtemperatur,<br />
das heißt, Zeitstandverhalten<br />
<strong>und</strong> Zähigkeit sind bis zu einem gewissen<br />
Grade gegenläufig. Da bei warmfesten<br />
Stählen das Zeitstandverhalten im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />
steht, dürfen an die Zähigkeit also<br />
keine allzu hohen Anfor<strong>der</strong>ungen gestellt<br />
werden. Entsteht beim Vergüten Martensit,<br />
<strong>der</strong> die Zähigkeit bei Raumtemperatur verbessert,<br />
so kann neben einer vermin<strong>der</strong>ten<br />
Zeitstandfestigkeit eine unerwünschte,<br />
allerdings vorübergehende Zeitstand-Kerbversprödung<br />
auftreten. Dies gilt vor allem<br />
für die CrMoV-legierten Sorten.<br />
Die warmfesten <strong>Stahlguss</strong>sorten sind gut<br />
schweißbar, die Zeitstandfestigkeit <strong>der</strong><br />
Schweißverbindung soll innerhalb des<br />
Streubandes <strong>der</strong> Zeitstandfestigkeit des<br />
Gr<strong>und</strong>werkstoffes liegen. Die Schweißzusatzwerkstoffe<br />
für Stabelektroden für warmfeste<br />
Stähle sind in DIN EN 1599 genormt,<br />
jene für Drahtelektroden in DIN EN 12070.<br />
Die unlegierten <strong>Stahlguss</strong>sorten GP240GR<br />
(1.0621), GP240GH (1.0619) <strong>und</strong> GP280GH<br />
(1.0625) haben nur eine geringe Zeitstandfestigkeit<br />
<strong>und</strong> werden daher meist nur im<br />
Bereich <strong>der</strong> Warmstreckgrenze, in erster<br />
Linie für Armaturen, eingesetzt. Durch Wasservergüten<br />
können neben besserer Kerbschlagarbeit<br />
auch eine höhere 0,2-%-<br />
Dehngrenze <strong>und</strong> Zugfestigkeit gegenüber<br />
den Angaben in Tabelle 9 eingestellt werden.<br />
36<br />
Die im Kraftwerksbereich für Turbinenkomponenten<br />
hauptsächlich eingesetzten<br />
<strong>Stahlguss</strong>werkstoffe sind die Mo-, CrMo-,<br />
bzw. CrMoV-legierten Typen G20Mo5,<br />
G17CrMo5-5, G17CrMo9-10, G17CrMo-<br />
V5-10. Diese niedriglegierten, warmfesten<br />
Werkstoffe werden im Zeitstandbereich<br />
bis zu einer Einsatztemperatur von 550 °C<br />
ver-wendet.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Anstrengungen zur Verringerung<br />
des Schadstoff- <strong>und</strong> CO 2 -Ausstoßes<br />
ist man bestrebt, immer höhere<br />
Wirkungsgrade in den Kraftwerksprozessen<br />
zu erreichen, siehe Bild 64. Dies<br />
kann in thermischen Kraftwerken, neben<br />
<strong>der</strong> ständigen Verbesserung <strong>der</strong> Turbinen-<br />
Designs, durch die Kombination von Gas<strong>und</strong><br />
Dampfprozess bzw. über eine Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Prozesstemperaturen <strong>und</strong><br />
-drücke (Frischdampf, überhitzter Dampf)<br />
erreicht werden.<br />
Für Temperaturen bis 580 °C wurde bisher<br />
<strong>der</strong> hochlegierte <strong>Stahlguss</strong> GX23CrMoV12-1<br />
eingesetzt. Er wird außerhalb des Turbinenbaus<br />
auch zum Beispiel für Haspelsegmente<br />
von Breitbandstraßen, siehe<br />
Bild 65, verwendet. Da heute beson<strong>der</strong>s<br />
im Mitteldruckbereich von Dampfturbinen<br />
Temperaturen bis 625 °C gefragt sind,<br />
wurde diesen Anfor<strong>der</strong>ungen im Rahmen<br />
von groß angelegten internationalen Forschungsprojekten<br />
Rechnung getragen.<br />
Bild 63: Außengehäuse aus G17CrMo5-5 für eine Dampfturbine, Masse 80 t<br />
konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1