Stahlguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...
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Die Nitrierschicht besteht aus <strong>der</strong> Verbindungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Diffusionsschicht. In <strong>der</strong><br />
äußeren Verbindungsschicht ist das Eisen<br />
durch Stickstoffaufnahme vollständig zu<br />
Eisennitrid beziehungsweise Eisencarbonitrid<br />
umgewandelt. In <strong>der</strong> angrenzenden<br />
Diffusionsschicht ist <strong>der</strong> Stickstoff im<br />
Eisen gelöst o<strong>der</strong> ist in Form feinster Nitride<br />
ausgeschieden. Die Härte <strong>der</strong> Verbindungsschicht<br />
<strong>und</strong> Diffusionsschicht<br />
hängen wesentlich von <strong>der</strong> chemischen<br />
Zusammensetzung des <strong>Stahlguss</strong>es sowie<br />
von <strong>der</strong> Nitriertemperatur ab.<br />
Beim Nitrieren von unlegiertem <strong>Stahlguss</strong><br />
werden Härtewerte von etwa 400 HV erreicht.<br />
Zusätze an Legierungselementen,<br />
die harte Son<strong>der</strong>nitride bilden wie Chrom,<br />
Molybdän <strong>und</strong> Vanadin, führen zu Härtewerten<br />
von mindestens 650 HV <strong>und</strong> je nach<br />
Werkstoff bis zu 1100 HV.<br />
Unlegierte <strong>Stahlguss</strong>sorten werden im<br />
normalgeglühten Zustand <strong>und</strong> mit Chrom,<br />
Molybdän <strong>und</strong> Vanadin, legierte <strong>Stahlguss</strong>sorten<br />
im Vergütungszustand nitriert. Bei<br />
vergütbaren <strong>Stahlguss</strong>sorten ist darauf zu<br />
achten, dass das Anlassen beim Vergüten<br />
oberhalb <strong>der</strong> Nitriertemperatur liegt. Diese<br />
beträgt üblicherweise etwa 500 °C. Die aus<br />
den Einsatzbedingungen gefor<strong>der</strong>ten mechanisch-technologischen<br />
Eigenschaften<br />
des Kernwerkstoffes sind durch entsprechende<br />
Werkstoffauswahl sicherzustellen.<br />
Tabelle 38 enthält Beispiele für<br />
Stähle unterschiedlicher Durchverfügbarkeit,<br />
die für das Nitrieren verwendet werden<br />
können.<br />
8.12.7 <strong>Stahlguss</strong> für das Flamm<strong>und</strong><br />
Induktionshärten<br />
Beim Flamm- <strong>und</strong> Induktionshärten wird<br />
durch Erwärmen <strong>der</strong> Randschicht auf<br />
Härtetemperatur <strong>und</strong> anschließendes Abschrecken<br />
eine vollständige Martensitbildung<br />
angestrebt, so dass die erreichbare<br />
Randschichthärte vom Kohlenstoffgehalt<br />
des Stahles beziehungsweise von dem<br />
beim Austenitisieren gelösten Kohlenstoffanteil<br />
abhängt.<br />
Die beim Randschichthärten erreichbare<br />
Einhärtetiefe ist abhängig von <strong>der</strong> Dicke <strong>der</strong><br />
austenitisierten Schicht, <strong>der</strong> Abkühlgeschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Härtbarkeit des<br />
Stahles. Unmittelbar nach dem Härten wird<br />
ein Spannungsarmglühen bei etwa 140 bis<br />
200°C empfohlen.<br />
Im Regelfall wird Vergütungstahlguss im<br />
vergüteten, unlegierter <strong>Stahlguss</strong> im normalgeglühten<br />
Zustand randschichtgehärtet.<br />
Das Randschichthärten verän<strong>der</strong>t nicht<br />
die mechanisch-technologischen Eigenschaften<br />
des Kernwerkstoffes. Es werden<br />
<strong>der</strong> Verschleißwi<strong>der</strong>stand <strong>und</strong> die Dauer-<br />
60<br />
Tabelle 38: Anhaltsangaben zur chemischen Zusammensetzung <strong>und</strong> zur erreichbaren Härte<br />
<strong>der</strong> für das Nitrierhärten geeigneten <strong>Stahlguss</strong>sorten<br />
schwingfestigkeit verbessert. Besser als<br />
beim Einsatz- o<strong>der</strong> Nitrierhärten ist es<br />
möglich, auf diese Weise Bauteile partiell<br />
an den höchstbeanspruchten Stellen randschichtzuhärten.<br />
Für das Randschichthärten sind gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
alle vergütbaren <strong>Stahlguss</strong>sorten<br />
nach DIN 17 205 brauchbar, <strong>der</strong>en Kohlenstoffgehalt<br />
die gewünschte Härte <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong>en Vergütungseigenschaften die er-<br />
Bild 102: Flammhärten eines <strong>Stahlguss</strong>-Laufrades für einen Kran<br />
for<strong>der</strong>lichen mechanisch-technologischen<br />
Eigenschaften je nach Wanddicke im Kern<br />
sicherstellen. Da mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt<br />
die Zähigkeit des Kernwerkstoffes<br />
abnimmt <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />
Härterissempfindlichkeit zunimmt, sollte<br />
<strong>der</strong> Kohlenstoffgehalt nicht höher sein, als<br />
es zum Erreichen <strong>der</strong> gewünschten Härte<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist. Bewährte <strong>Stahlguss</strong>sorten<br />
für das Flamm- <strong>und</strong> Induktionshärten sind<br />
in Tabelle 39 aufgeführt.<br />
Tabelle 39: Mindestwerte für die mechanischen Eigenschaften von <strong>Stahlguss</strong>sorten für das<br />
Flamm- <strong>und</strong> Induktionshärten nach SEW 835<br />
konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1