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Stahlguss - Konstruieren und Gießen - Bundesverband der ...

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5Wärmebehandeln<br />

<strong>Stahlguss</strong> wird mit wenigen Ausnahmen immer<br />

wärmebehandelt (Bild 29). Dabei werden<br />

folgende Ziele angestrebt:<br />

- Vermin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> erstarrungsbedingten<br />

Seigerungen, hauptsächlich bei größeren<br />

Gießquerschnitten,<br />

- Kornfeinen des relativ grobkörnigen<br />

Erstarrungsgefüges bei umwandlungsfähigen<br />

Sorten,<br />

- Erzielen <strong>der</strong> legierungsabhängigen<br />

Werkstoffeigenschaften durch qualitätsbestimmendes<br />

Wärmebehandeln.<br />

Im Vergleich zu den umgeformten Stählen<br />

sind die Haltezeiten beim Wärmebehandeln<br />

von <strong>Stahlguss</strong> im allgemeinen länger, was<br />

dem gewünschten Diffusionsausgleich <strong>der</strong><br />

Seigerungszonen sowie den meist größeren<br />

Wanddicken entgegenkommt. Im übrigen<br />

besteht bezüglich <strong>der</strong> legierungstechnisch<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Wärmebehandlungsschritte<br />

zwischen umgeformtem <strong>und</strong><br />

gegossenem Stahl kein gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Unterschied.<br />

Die Ofeneinrichtungen zum Wärmebehandeln<br />

sind in <strong>der</strong> Mehrzahl leicht isoliert<br />

<strong>und</strong> werden über eine Vielzahl gleichmäßig<br />

verteilter, vorwiegend rechnergesteuerter<br />

Kleinbrenner beheizt. Dies gewährleistet<br />

das exakte Einhalten <strong>der</strong> Aufheiz- <strong>und</strong><br />

Abkühlkurven <strong>und</strong> während <strong>der</strong> Haltezeit<br />

eine gleichmäßige Temperaturverteilung im<br />

Ofen, auch bei stark wechseln<strong>der</strong> Belegungsdichte.<br />

14<br />

Kurze Wege zu den Abschreckbä<strong>der</strong>n begünstigen<br />

das Einhalten einer gleichmäßigen<br />

Abschrecktemperatur am ganzen<br />

Gussstück (Bild 30). Mögliche Maßabweichungen<br />

durch Verzug o<strong>der</strong> Verz<strong>und</strong>ern<br />

<strong>der</strong> Oberfläche werden durch entsprechende<br />

Maßnahmen wie zum Beispiel Auflagen<br />

im Glühofen o<strong>der</strong> Maßzugaben kontrolliert.<br />

Da üblicherweise nicht in Schutzgasatmosphäre<br />

wärmebehandelt wird, weist<br />

die Randschicht meist eine legierungsabhängige<br />

Entkohlungszone auf.<br />

Die nachfolgend beschriebenen wichtigsten<br />

Wärmebehandlungsverfahren beziehungsweise<br />

-schritte können je nach<br />

Werkstoffgruppe o<strong>der</strong> Gussstückkategorie<br />

teilweise entfallen o<strong>der</strong> werden miteinan<strong>der</strong><br />

kombiniert. Eine Übersicht <strong>der</strong> Temperaturlagen<br />

beim Wärmebehandeln von unlegiertem<br />

<strong>Stahlguss</strong> wird im Bild 29 gegeben.<br />

5.1 Vorbereitendes Wärmebehandeln<br />

Zu den vorbereitenden Wärmebehandlungsverfahren<br />

gehören unter an<strong>der</strong>em das<br />

Diffusionsglühen, das Normalglühen, das<br />

Weichglühen <strong>und</strong> das Spannungsarmglühen.<br />

Angestrebt werden die im Folgenden<br />

aufgeführten Ziele:<br />

- Ausgleich von Kristallseigerungen,<br />

- feineres Ausgangsgefüge für ein nachfolgendes<br />

Vergüten,<br />

Bild 29: Temperaturlage <strong>der</strong> Wärmebehandlungsverfahren für unlegierten <strong>Stahlguss</strong> im<br />

Zustandschaubild Eisen - Kohlenstoff<br />

A1 - Umwandlungstemperatur Austenit - Perlit (Linie P - S)<br />

A3 - Umwandlungstemperatur Ferrit - Austenit (Linie G - S)<br />

- Senken des Risikos <strong>der</strong> Rissbildung<br />

beim thermischen Bearbeiten wie<br />

Brennschneiden o<strong>der</strong> Fugenhobeln,<br />

- Erleichtern des spanenden Vorbearbeitens,<br />

zum Beispiel zum Verringern<br />

<strong>der</strong> maßgebenden Wanddicken, damit<br />

das Durchvergüten begünstigt wird.<br />

5.2 Qualitätsbestimmendes<br />

Wärmebehandeln<br />

Die Art <strong>der</strong> qualitätsbestimmenden Wärmebehandlung<br />

ist in <strong>der</strong> Regel in Normen,<br />

normähnlichen Regelwerken <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> K<strong>und</strong>envorschriften<br />

spezifiziert. Hierzu gehören<br />

beispielsweise das Normalglühen (Normalisieren),<br />

Härten, Vergüten <strong>und</strong> Spannungsarmglühen.<br />

Zur Gewährleistung <strong>der</strong> erwarteten<br />

Eigenschaften sind einige stahlgussspezifische<br />

Beson<strong>der</strong>heiten zu beachten,<br />

die sich im Wesentlichen aus <strong>der</strong> freien<br />

Gestaltungsmöglichkeit von <strong>Stahlguss</strong>stücken<br />

ergeben:<br />

• Die Gestalt des Gussstückes muss<br />

ein gegebenenfalls erfor<strong>der</strong>liches<br />

Abschrecken in einem Flüssigkeitsbad<br />

zulassen. Neben schroffen Wanddickenübergängen<br />

müssen auch<br />

schlecht zugängliche Innenräume beachtet<br />

werden.<br />

• Die angestrebten Eigenschaften können<br />

im Allgemeinen nur bis zu den in<br />

den Normen o<strong>der</strong> normähnlichen Regelwerken<br />

aufgeführten maßgeblichen<br />

Wanddicken erwartet werden.<br />

• Die vom Konstrukteur festgelegte<br />

Werkstoffsorte muss bezüglich <strong>der</strong> erwarteten<br />

Eigenschaften mit <strong>der</strong> maßgeblichen<br />

Wanddicke beziehungsweise<br />

mit <strong>der</strong> erreichbaren Abkühlgeschwindigkeit<br />

abgestimmt sein. Abgekühlt<br />

wird üblicherweise im Wassero<strong>der</strong><br />

Ölbad sowie an bewegter o<strong>der</strong><br />

ruhen<strong>der</strong> Luft.<br />

• Die Werkstoffspezifikation darf nicht<br />

überbestimmt sein, zum Beispiel durch<br />

zu enge Spannen bei den Wärmebehandlungstemperaturen<br />

bei gegebenen<br />

Mindestwerten für die mechanischen<br />

Eigenschaften.<br />

Die werkstofftechnischen Zielsetzungen für<br />

die wichtigsten Werkstoffgruppen lauten:<br />

• Feinkörniges Schwarz-Weiß-Gefüge<br />

(Ferrit-Perlit) bei un- bis niedriglegiertem<br />

<strong>Stahlguss</strong>, erzielt durch ein<br />

Normalglühen,<br />

• Möglichst 100 % Vergütungsgefüge<br />

(angelassener Martensit <strong>und</strong> unterer<br />

Bainit) bei niedrig- bis hochlegiertem<br />

Vergütungsstahlguss zum Gewähr-<br />

konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 1

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