Das Rudolf Gutachten
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5.6.4. Langzeittest<br />
5. BILDUNG UND STABILITÄT VON EISENBLAU<br />
Der beste uns zur Verfügung stehende Langzeittest sind die in Birkenau befindlichen<br />
Entwesungsgebäude BW 5a und 5b, die seit über 55 Jahren Wind<br />
und Wetter des sehr korrosiven Klimas im oberschlesischen Industrierevier<br />
trotzen und auch heute noch innen wie außen blau verfärbt sind und hohe<br />
Cyanidgehalte aufweisen. Dieser Befund kann durch zwei weitere Langzeittests<br />
untermauert werden.<br />
In einem 21 Jahre andauernden Umweltbeständigkeitstest in dem westlich<br />
von London gelegenen Industrieort Slough wurde neben anderen Pigmenten<br />
die Farbfestigkeit von Eisenblau getestet. 316 Dabei wurden Aluminiumbleche<br />
abwechselnd in eine Eisen(II)-Cyanid- bzw. eine Eisen(III)-Salzlösung getaucht,<br />
317 wobei das sich bildende Pigment auf dem Aluminiumblech adsorbiert<br />
wurde. Die Testbleche wurden dann auf einem Gebäudedach, im 45°-<br />
Winkel nach Südwesten geneigt, aufgestellt.<br />
Im 21 Jahre währenden Langzeitversuch, bei dem unter anderem auch acht<br />
Eisenblau-Proben gestestet wurden, zeigte nun ganz besonders das Eisenblau<br />
neben dem Eisenocker (Fe2O3, Rost) nach dieser Zeitspanne nur minimale<br />
Veränderungen. Sowohl vom Eisenblau wie vom Eisenocker wurde jeweils<br />
nur eine Probe nach 10 bis 11 Jahren entfernt. 318 Alle übrigen Proben hatten<br />
noch ein intensives Blau. Die Hälfte der sieben verbliebenen Eisenblauproben<br />
erhielt den Wert 4 auf der maximal 5 Punkte für beste Qualität enthaltenden,<br />
dort benutzten Grauskala zur Bestimmung von Farbänderungen. Es fanden also<br />
nur geringe Veränderungen statt.<br />
Die Exponate waren damit über 21 Jahre den Umweltbedingungen eines<br />
stark industrialisierten Gebietes ausgesetzt mit voller Wirkung des Niederschlages,<br />
direkter Sonneneinstrahlung und der Winderosion. Bei intensiver<br />
Sonneneinstrahlung und Windstille im Sommer wird die Temperatur des dunkelblau<br />
gefärbten Aluminiumbleches stark angestiegen sein (Eisenblau ist nur<br />
bis ungefähr 140°C stabil. 319 ). Schnee, Frost, Hagel, Sturm und feinster,<br />
durchdringender, saurer Nieselregen haben offensichtlich das Pigment ebensowenig<br />
intensiv schädigen können wie die direkt einfallende UV-Strahlung<br />
der Sonne.<br />
Bemerkenswert ist, daß zur Feststellung des Zerstörungsgrades des Pigments<br />
keine nichtexponierten Proben verwendet wurden, da diese in den 21<br />
Jahren verloren gingen, sondern daß Stellen auf der Oberfläche der Exponate,<br />
die durch den Rahmen und durch Gummiringe an den Verschraubungen einigermaßen<br />
von direkten Umwelteinflüssen geschützt waren, als Vergleichsproben<br />
dienten. Diese zeigten annähernd keine Veränderungen.<br />
Im Vergleich zu den Umweltbedingungen, die hier von Interesse sind, handelt<br />
es sich bei diesem Langzeitversuch um wesentlich härtere Bedingungen,<br />
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