Das Rudolf Gutachten
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GERMAR RUDOLF · DAS RUDOLF GUTACHTEN<br />
keine Blausäure mehr zu verwenden, statt dessen Heißluft. Die zweite vom<br />
11. März 1942 120 , also 21 Monate später, verlangte genau das Gegenteil, nämlich<br />
den »[…] Endzustand aller Entlausungsanlagen auf den Betrieb mit<br />
Blausäure abzustellen«, wobei angemerkt wurde:<br />
»Abweichungen davon – eine Entlausung mittels Heißluft oder Heißdampf<br />
– ist nur zulässig soweit es sich um provisorische Anlagen handelt, bei<br />
denen die nötige Sicherheit bei der Anwendung von Blausäure nicht gewährleistet<br />
ist.«<br />
In einem weiteren Schreiben des Amtes C VI vom 11.2.43 121 an den Kommandanten<br />
wurde dann der ersten Verbotsbefehl ausdrücklich bestätigt »[…]<br />
lt. Verbot der Blausäure-Entwesung […]«.<br />
Versetzt man sich nun in die Lage der Verantwortlichen der Lager, dann<br />
versteht man erst die aus diesen Entscheidungen entstandene Situation. Entscheidungsgewohnte<br />
Männer, die eine gefährliche Epidemie im Rücken haben,<br />
die auch die Zivilbevölkerung erreichen konnte, und die unabsehbaren<br />
Folgen vor Augen haben, finden einen Weg und gehen ihn! Blausäure (= Zyklon<br />
B) war das sicherste Entwesungsmittel zu dieser Zeit. (Nachzulesen in<br />
»Die Blausäure als Entlausungsmittel in Begasungskammern«, 122 oder »Entlausung<br />
mit Zyklon-Blausäure in Kreislauf-Begasungskammern«. 123 ) Zu wählen<br />
war nur ein »sicherer« Platz für derartige schnell zu errichtende provisorische<br />
Anlagen, etwa außerhalb des eigentlichen Lagers (vgl. Kapitel 4.4.3.).<br />
4.2.3.5. Der Standortarzt<br />
Im hier wesentlichen Zeitraum wurde Dr. E. Wirths am 6.9.1942 als Standortarzt<br />
eingesetzt. Vorgreifend können wir erklären, daß er seine Aufgaben<br />
den vorhandenen Akten zufolge in korrekter Form erfüllt hat. Wir beziehen<br />
dies vor allem auf seine an höchste Stellen gerichtete massive Kritik.<br />
Mit der Zeit stieg die Zahl der Häftlinge stetig an, und es blieb leider auch<br />
nicht bei einer Seuche. Wir wollen daher – auch nur im Abriß – an Beispielen<br />
berichten, welche Konsequenzen dieser Arzt zog und wie er handelte.<br />
Am 4.12.1942 berichtete Dr. Wirths an die Kommandantur über eine Besprechung<br />
beim Landrat des Kreises Bielitz. Thema war das Fleckfieber. An<br />
dem Gespräch nahm ein größerer Personenkreis teil, vom Amtsarzt über die<br />
Wehrmacht bis zu Regierungsvertretern. Dies zeigt, wie ernst man die Seuchenlage<br />
sah: 124<br />
»Er berichtet, daß zur Zeit 3 große Entwesungs-, Brause- und Sauna-<br />
Anlagen in Betrieb genommen werden konnten u. zw. 2 Anlagen für die<br />
Häftlinge und 1 Anlage für die SS-Truppen-Angehörigen. Die Kapazität<br />
dieser Anlagen beträgt in 24 Stunden 3-4.000 Mann. Von der Cyclon-B-<br />
Entwesung wurde völlig abgegangen, da es sich gezeigt hat, daß der Erfolg<br />
bei diesem Verfahren nicht 100%ig sicher ist.«<br />
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