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Das Rudolf Gutachten

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7. BEWERTUNG CHEMISCHER ANALYSEN<br />

Mengen gebildet (vgl. dazu die Außenmauer der Entwesungskammer im KL<br />

Stutthof, Abbildung 62).<br />

Wichtig ist die Bestätigung der Erkenntnis, daß das Pigment tatsächlich eine<br />

enorme Umweltresistenz hat, da es bei den Proben 14 bis 15c intensivem<br />

Sonnenschein, Wind, Regen usw. über 40 Jahren ausgesetzt war. Schwieriger<br />

ist die Frage, wie gerade hier das Pigment in so hoher Konzentration entstehen<br />

konnte, obwohl die Außenseiten der Mauern keiner direkten Begasung ausgesetzt<br />

waren. Offensichtlich reichen die geringen Cyanidmengen, die durch das<br />

Mauerwerk hindurchdiffundieren, aus, um an der besonders bei Regenwetter<br />

feuchten Außenseite der Mauer, deren Eisenverbindungen möglicherweise<br />

durch die Umwelteinflüsse aktiviert sind, die Pigmentbildung zu ermöglichen.<br />

Die Innenseiten der Außenmauern des Entwesungstraktes von BW 5a sind<br />

fast vollkommen blau, ja dunkelblau (siehe Abbildung 65, unten). Interessant<br />

ist die Abbildung der unter dem Putz befindlichen Ziegelsteinstruktur durch<br />

die unterschiedliche Intensität der Eisenblaubildung. Bekannt ist dieses Phänomen<br />

von der Kondensation überhöhter Luftfeuchtigkeit an kühlen Mauern<br />

(z.B. bei großen, stark schwitzenden Menschenversammlungen, wie bei<br />

Rockkonzerten, in Diskotheken, oder allgemein in schlecht gelüfteten Räumen)<br />

oder beim Auftreten von Feuchtigkeitsflecken in mangelhaft geheizten<br />

Räumen. Unterschiedlich gebrannte Ziegel neigen durch ihre verschiedene<br />

Wärmeleitfähigkeit mehr oder weniger zur Anreicherung von Kondensat. Die<br />

unterschiedliche Reaktivität zur Bindung des Cyanids aufgrund verschiedener<br />

Feuchtigkeitsgehalte und Temperaturen kann somit Ursache dieses Effektes<br />

sein, aber auch die unterschiedlichen Feuchtigkeitsanteile und damit Transportkapazitäten<br />

für wandernde Cyanidsalze können verantwortlich sein.<br />

Unter der ersten, nur ca. 1 mm dicken Schicht des Verputzes dieser Wand<br />

erscheint das Material eher bläßlich blau, ähnlich wie die Ostmauer des Traktes<br />

auch oberflächlich, die eine Innenmauer der ursprünglichen Entwesungskammer<br />

darstellt (Proben 12 und 13).<br />

Die nachträglich eingebauten Innenwände derselben Räume, also die zu den<br />

Heißluftentwesungskammern gehörenden (siehe Abbildung 18), weisen erwartungsgemäß<br />

keinen Blauschimmer auf.<br />

Die Ergebnisse der Analysen 9 und 11 bzw. 20 und 22 bestätigen den ersten<br />

Eindruck: Die oberste Putzschicht der Außenwände hat einen sehr hohen<br />

Cyanidgehalt, darunter fällt der Gehalt ab. Der hohe Cyanidwert der Probe 11<br />

konnte allerdings nicht exakt reproduziert werden. <strong>Das</strong> Ergebnis der Kontrollanalyse<br />

liegt nur bei 54 % des ersten Wertes. Verantwortlich dafür kann das<br />

leicht unterschiedliche Analysenverfahren sein (siehe Fußnote Tabelle 12).<br />

Im reinen Eisenblau kommt auf 1 g Cyanid ungefähr 0,82 g Eisen. Aus der<br />

Eisenanalyse ergibt sich unter der Annahme, daß das Cyanid komplett als Eisenblau<br />

vorliegt, daß in der Probe 9 rund ¾ allen Eisens zum Pigment umge-<br />

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