Das Rudolf Gutachten
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GERMAR RUDOLF · DAS RUDOLF GUTACHTEN<br />
nete der Amtschef C des WVHA diese Deckel an. 128 Es endete bei der Dachdeckung<br />
des Zigeunerkindergartens:<br />
»Für die schadhaften Dächer der Kindergartenblöcke 29 und 31 im Zigeunerlager<br />
wird um 100 Rollen Dachpappe gebeten (Sehr dringend.)« 129<br />
Dazwischen erfolgte am 28.5.43 130 die Auswahl von 6 Umluft-Entwesungsanlagen,<br />
die – wie handschriftlich vermerkt – vom Heizungsfachmann der<br />
Bauleitung, Jährling, am 29.5.43 bestellt wurden. Weiter der Bericht über eine<br />
Wasseruntersuchung am 1.6.43 131 usw. Dieser reichhaltige Schriftverkehr<br />
führte im Aktenplan der Zentralbauleitung (ZBL) zu eigenen Akten wie »Hygienische<br />
Verhältnisse« 132 und anderen.<br />
Der Arbeitsbereich des Arztes war so reichhaltig, daß es sich lohnen würde,<br />
eine eigene Veröffentlichung darüber zu schreiben. Selbst die Veranlassung<br />
der ständigen Untersuchungen des Häftlings-Küchenpersonals, samt Laboruntersuchungen<br />
des Stuhls usw., gehörte zu seinen Aufgaben. Dr. Wirths kümmerte<br />
sich um wirklich alles! So die Dokumente.<br />
Die Mahnungen des Standortarztes steigerten sich im Verlauf der Zeit noch.<br />
Fazit: Auch in jener Zeit gab es »Opportunisten« und »Karrieristen«. Dagegen<br />
aber, wie unser Beispiel belegt, auch Männer mit Pflichtgefühl und Rückgrat,<br />
Berufsethos und Zivilcourage. Vier Eigenschaften, die im wahrsten Sinne<br />
des Wortes im heutigen Deutschland auszusterben drohen.<br />
Am Ende des Besprechungsteiles im Aktenvermerk vom 9.5.1943 steht<br />
dann:<br />
»Als Überbrückung bis zu diesem Zeitpunkt stellt der Brigadeführer einen<br />
neuen Kurzwellen-Entlausungszug leihweise zur Verfügung.«<br />
[Hervorhebung. d. Verf.]<br />
4.2.3.6. Die Kurzwellenentwesungsanlage<br />
Womöglich eines der faszinierendsten Aspekte des Konzentrationslagers<br />
Auschwitz ist die Installation einer stationären Kurzwellenentwesungsanlage,<br />
dem weltweit ersten technologischen Vorläufer der heute allgemein verwendeten<br />
Mikrowellenöfen. Diese Technologie war Ende der 30er Jahre von Siemens<br />
erfunden und während des Krieges zur Serienreife entwickelt worden.<br />
Es handelt sich dabei quasi um ein Abfallprodukt der starken Radioröhren, die<br />
für die Fernsehübertragung der Berliner Olympiade 1936 gebaut worden waren<br />
und deren energiereiche Radiowellen Insekten in deren Umgebung töteten.<br />
Die Entwicklung erfolgte mit Finanzhilfe der Wehrmacht, die sich davon eine<br />
wesentliche Verbesserung beim Kampf gegen die im Osten wütenden Seuchen<br />
erhoffte. Da gegen Kriegsende die in der Rüstungsindustrie eingesetzten<br />
Häftlinge in den Konzentrationslagern besonders wertvoll waren, entschied<br />
sich die Reichsführung jedoch, die ersten dieser Anlagen nicht an der Front<br />
zur Entwesung von Soldatenkleidern einzusetzen, sondern statt dessen im<br />
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