Asklepios intern Nr. 29
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Medizin & Wissenschaft<br />
Plastisch-ästhetische<br />
Chirurgen helfen bei Migräne<br />
Kleiner Eingriff in der Fachklinik Fürstenhof befreit<br />
von schlimmen Symptomen<br />
Migräne ist ein anfallsartig auftretender,<br />
periodisch wiederkehrender, überwiegend<br />
einseitiger Kopfschmerz, der oft<br />
mit Übelkeit und Erbrechen einhergeht.<br />
Die medikamentöse Einstellung ist mitunter<br />
schwierig und führt in der Regel zu<br />
keiner dauerhaften Beschwerdefreiheit.<br />
Jetzt gibt es Hoffnung für eine Vielzahl<br />
von Migränepatienten.<br />
Meist beginnt diese Krankheit<br />
nach der Pubertät, nach dem<br />
40. Lebensjahr tritt sie nur selten<br />
auf. Personen, in deren Familie Migräne<br />
vorkommt, haben ein höheres Erkrankungsrisiko.<br />
Nach Erkenntnissen der<br />
Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-<br />
Gesellschaft leiden 16 Prozent der Frauen<br />
und sechs Prozent der Männer in<br />
Deutschland an Migräne. Von wiederholten<br />
Anfällen sind auch drei Prozent der<br />
Schulkinder betroffen. Nach der <strong>intern</strong>ationalen<br />
Klassifikation werden verschie-<br />
24 ASKLEPIOS <strong>intern</strong> <strong>29</strong>/2006<br />
dene Formen der Migräne unterschieden.<br />
Die zugrunde liegenden Ursachen für die<br />
Migräne sind noch nicht endgültig<br />
geklärt. Genetische Faktoren scheinen<br />
eine Rolle zu spielen, da oft mehrere Mitglieder<br />
einer Familie betroffen sind.<br />
Die Ausbildung des Migräne-Kopfschmerzes<br />
wird in erster Linie auf ein<br />
Anspringen eines zentralen »Migräne-<br />
Generators« im Hirnstamm zurückgeführt.<br />
Als Folge kommt es zu einer Übererregbarkeit<br />
einer bestimmten Hirnregion,<br />
des so genannten Trigeminuskerns.<br />
Das führt zu einer Entzündung der Nervenfasern,<br />
die die Blutgefäße in der Hirnbasis<br />
versorgen. Die Folge: erhöhte Durchlässigkeit<br />
der Gefäßwand für bestimmte<br />
Stoffe. So kommt es zu einem Austritt von<br />
diesen Substanzen aus dem Blutgefäß in<br />
das umgebende Gewebe. Dort reizen sie<br />
die Schmerzrezeptoren des Trigeminusnervs<br />
(N. Trigeminus), und der Trigeminuskern<br />
wird weiter erregt. Der Einsatz des<br />
Nervengifts Botolinum-Toxin A (Botox)<br />
bei der Behandlung der kosmetisch störenden<br />
Zornesfalten führte auch zu einer<br />
signifikanten Abschwächung des beklagten<br />
Vernichtungsschmerzes. Die begrenzte<br />
Wirkungsdauer von drei bis sechs<br />
Monaten fordert jedoch ein kontinuierliches<br />
Nachspritzen mit der dazugehörigen<br />
finanziellen Belastung.<br />
Parallel zu dieser Entdeckung konnte<br />
der Effekt der Schmerzlinderung auch bei<br />
der chirurgischen Durchtrennung oder<br />
Entfernung des »Zornesfalten-Muskels«<br />
reproduziert werden. Entsprechende Studien<br />
weisen nach, dass es in 80 Prozent<br />
der Fälle zu einer weitestgehenden<br />
Schmerzfreiheit kommt.<br />
Bei diesem relativ einfachen operativen<br />
Verfahren wird der Corrugatormuskel<br />
über einen Augenlidschnitt durchtrennt.<br />
Dadurch wird der betroffene Hautnerv<br />
von einem permanenten Muskelzug<br />
befreit. Der ständig angespannte Muskel<br />
führt zu einer Reizung der Nerven und zu<br />
einer verminderten Durchblutung der<br />
umliegenden Blutgefäße. Dieser Triggerpunkt<br />
ist als der neurovaskuläre Migräne-<br />
Auslöser zu benennen.<br />
Die operative Migräne-Therapie ist<br />
besonders geeignet für Patienten mit 4 bis<br />
14 Anfällen pro Monat. Eine neurologische<br />
Vordiagnostik ist Grundvoraussetzung<br />
für die Indikationsstellung zu einem<br />
operativen Eingriff.<br />
Die mittelfristigen Ergebnisse stimmen<br />
mehr als hoffungsvoll, dennoch sind<br />
weitere Studien erforderlich, um die Dauerhaftigkeit<br />
dieser Behandlungsform<br />
nachzuweisen.<br />
Für diese neue, innovative Therapie<br />
erfolgt keine automatische Kostenübernahme<br />
durch die Krankenkassen. Als<br />
Selbstzahlerleistung sind für den Eingriff<br />
1.500 bis 2.000 Euro anzusetzen.<br />
Dr. Wolf-Detlev Riemer<br />
Kontakt<br />
Zentrum für ästhetische Chirurgie und<br />
Anti-Aging-Medizin<br />
Fachklinik Fürstenhof<br />
Telefon: (0 56 21) 7 04-1 65<br />
E-Mail: cosmed@bossmail.de