Asklepios intern Nr. 29
Asklepios intern Nr. 29
Asklepios intern Nr. 29
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Natürlich gibt es auch im Journalismus<br />
dürre Zeiten, insbesondere für Freiberufler.<br />
Aber wir arbeiten doch, wenn wir uns<br />
denn in Lohn und Brot befinden, unter<br />
deutlich besseren Umständen als Mediziner<br />
in Krankenhäusern. Das Ergebnis der<br />
harten Tarifauseinandersetzungen zwischen<br />
Ärzten und Ländern ist gerecht. Als<br />
Patient erwarte ich gute, motivierte und<br />
leistungsfähige Ärzte. Dafür sind humane<br />
Arbeitszeiten und eine gute Entlohnung<br />
wichtig.<br />
Vermissen Sie ihren Job als Ärztin?<br />
Manchmal schon. Insbesondere wenn<br />
wir für Gesundheitsbeiträge »vor Ort«<br />
sind, also in Krankenhäusern, Praxen, bei<br />
Krankenkassen oder Selbsthilfegruppen.<br />
Dann juckt es mir quasi in den Fingern,<br />
mich wieder so tief in die Materie einzuarbeiten,<br />
wie diese von Fachärzten und Allgemeinmedizinern<br />
beherrscht wird. Zum<br />
Fachmann eines Bereiches zu werden –<br />
das hat große Vorteile: Mit dem Wissen<br />
wächst die Intuition, therapeutische Entscheidungen<br />
fallen leichter. Aber vorerst<br />
bleibe ich den Medien treu und werde hier<br />
meinen Beitrag als Medizinerin leisten.<br />
Haben beide Berufe auch etwas gemeinsam?<br />
Unbedingt. Für beide Berufe ist es meiner<br />
Meinung nach unabdingbar, dass man<br />
sich ständig weiterbildet, immer wieder<br />
auf den neuesten Stand des Wissens<br />
kommt. Das war immer schon ein wichtiges<br />
Kriterium für meine Tätigkeit. Ich<br />
lerne gern dazu. Es macht mir viel Spaß,<br />
mir neues Wissen, neue Zusammenhänge<br />
anzueignen. Im Journalismus und in der<br />
Medizin geht es außerdem darum, gut<br />
kombinieren und analysieren zu können:<br />
Was könnte dahinter stecken? Warum<br />
passiert das auf diese Weise und nicht<br />
anders? Kritisches Nachfragen, eine Haltung<br />
finden (gerade auch als Therapeut,<br />
der eine Diagnose fällen muss) und dann<br />
in die entsprechende Richtung gehen –<br />
das ist bei beiden Tätigkeiten sehr ähnlich.<br />
Sie wurden mit 43 Jahren Mutter von<br />
Zwillingen. War es so geplant?<br />
Geplant waren Kinder seit langem.<br />
Ich hätte unsere Kinder gern viel früher in<br />
Empfang genommen, aber nun hat es erst<br />
zu diesem späten Zeitpunkt geklappt,<br />
und die Freude über die beiden ist umso<br />
größer. Mittlerweile sind sie ein Jahr alt<br />
und halten uns nach wie vor enorm auf<br />
Trab.<br />
Ihre Kinder kamen in der heute zu <strong>Asklepios</strong><br />
gehörenden Klinik Barmbek zur<br />
Welt. Waren Sie mit der ärztlichen<br />
Betreuung und dem Service zufrieden?<br />
Rundum. Meine Kinder sind sieben<br />
Wochen zu früh auf die Welt gekommen<br />
und haben daher in den ersten drei<br />
Wochen ihres Lebens viel intensive Zuwendung<br />
und Pflege gebraucht. Mein<br />
Mann und ich waren sehr berührt, wie<br />
viel Unterstützung wir in dieser für uns<br />
Patienten-Forum<br />
nicht leichten Zeit bekommen haben. In<br />
diesen Wochen war ich jeden Tag von<br />
morgens bis spätabends in der Klinik, um<br />
bei der Pflege meiner Kinder mitzuhelfen.<br />
Ich habe jederzeit bei allen Fragen ein<br />
offenes Ohr gefunden und mich sehr »beschützt«<br />
gefühlt in diesen Tagen. Glück<br />
im Unglück also – dank der frühen Geburt<br />
habe ich den perfekten Säuglingspflegekurs<br />
absolviert.<br />
Karriere und Kinder – fällt Ihnen diese<br />
Kombination leicht?<br />
Das ist manchmal eine ganz schöne<br />
Gratwanderung: Den Verpflichtungen als<br />
Mutter nachzukommen und denen des<br />
Jobs. Das bedeutet viel Organisation und<br />
einen kleinen Stab von Menschen, die<br />
helfend einspringen können, wenn Betreuung<br />
gebraucht wird. Ich habe glücklicherweise<br />
viel Hilfe: eine große Familie<br />
und eine tolle Kinderfrau, die die Kinder<br />
zu Hause betreut. Und was meine beruflichen<br />
Belange angeht, hält mir mein<br />
Management den Rücken frei.<br />
Was müsste Ihrer Meinung nach geschehen,<br />
um Frauen in Karrierepositionen zur<br />
Mutterschaft zu ermutigen?<br />
Erste Schritte hat die Regierung ja<br />
schon eingeleitet. Aber über das Elterngeld<br />
hinaus braucht es noch viel mehr.<br />
Wir müssen dafür sorgen, dass ein Klima<br />
entsteht, in dem man als Mutter seine<br />
Berufstätigkeit nicht mehr rechtfertigen<br />
muss. Einerseits. Andererseits brauchen<br />
wir viel mehr unterstützende Einrichtungen:<br />
KITAS, Kindergärten, Tagesmütter<br />
und -väter. Außerdem finde ich es wichtig,<br />
dass endlich folgende Erkenntnis auch in<br />
Führungsebenen die Runde macht: Mütter<br />
sind wahre Organisationstalente und können<br />
ihren Unternehmen auch in Halbtagsstellen<br />
wertvolle Dienste leisten.<br />
* Zum Beispiel über die Ursachen und die Behandlung<br />
von Schlafstörungen. Mehr darüber in unserer<br />
Topstory auf den Seiten 8–11.<br />
ASKLEPIOS <strong>intern</strong><br />
<strong>29</strong>/2006<br />
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