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Asklepios intern Nr. 29

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Prof. Dr. Kropp baut in Teupitz eine Sprechstunde für ADHS-Patienten auf<br />

beeinträchtigt und benachteiligt. So leiden<br />

sie beispielsweise dreimal häufiger an<br />

Stress, Depressionen oder Suchterkrankungen<br />

als Nichtbetroffene. In der Schule<br />

und im Beruf bleiben die meisten ADHS-<br />

Patienten unter ihren Möglichkeiten. Daher<br />

erreichen sie nur selten höhere Schulabschlüsse<br />

und akademische Grade. Die<br />

Betroffenen wechseln wegen ihrer Symptome<br />

oft ihren Arbeitsplatz, werden häufiger<br />

entlassen, sind relativ kurz beschäftigt<br />

und öfter arbeitslos.<br />

Heiko Fender* kam nach unzähligen<br />

Untersuchungen und einer Schilddrüsen-<br />

OP zu einer einwöchigen stationären<br />

Diagnostik in die Klinik für Neurologie<br />

und Neurophysiologie nach Teupitz. Er<br />

klagte immer wieder über Konzentrationsschwierigkeiten<br />

und regelrechte Abwesenheitserscheinungen.<br />

Das in die Untersuchungen<br />

eingeschlossene Konsil der<br />

Psychiatrie erbrachte ADHS als mögliche<br />

Diagnose. Nach weiteren Tests konnte<br />

diese Vermutung bestätigt werden.<br />

Bereits als Kind und Schüler waren<br />

Heiko Fender Defizite bewusst. Seine erste<br />

Lehre musste er abbrechen, verschiedene<br />

Projekte scheiterten. Mehrere Partnerschaften<br />

gingen auseinander. Und seit<br />

zwei Jahren hatte er sein Kind nicht mehr<br />

gesehen.<br />

Bereits nach einem halben Jahr<br />

Behandlung hat sich das Leben von Heiko<br />

Fender positiv verändert. Auch seiner<br />

Familie und seinem Bekanntenkreis ist<br />

das aufgefallen. Man komme jetzt einfach<br />

besser mit ihm zurecht, hört er oft. Heiko<br />

Fender will die Therapie daher unbedingt<br />

fortsetzen. Auch mit der Mutter seines<br />

Sohnes, bei dem sich eine ähnliche Entwicklung<br />

zeige, möchte er sprechen.<br />

Schließlich kann man gerade Kindern mit<br />

ADHS gut helfen.<br />

Längst nicht alle Betroffenen suchen<br />

Hilfe. Einige schaffen es, mit ihren Symptomen<br />

zu leben und sich so zu verhalten,<br />

dass die Erkrankung nicht auffällt. Einigen<br />

scheint es sogar zu gelingen, sich<br />

Patienten-Forum<br />

positiv in einer abwechslungsreichen<br />

Tätigkeit einzubringen. Die Patienten, die<br />

Probleme haben und Hilfe benötigen,<br />

spüren hingegen einen deutlichen Leidensdruck.<br />

ADHS ist nicht heilbar, viele Symptome<br />

können jedoch verringert werden. Die<br />

Standardbehandlung umfasst eine Psychoedukation,<br />

Psychotherapie und die<br />

medikamentöse Therapie. Die multimodale<br />

Therapie sollte auch die Angehörigen<br />

informieren und mit einbeziehen. Unerlässlich<br />

ist die Mitbehandlung zusätzlicher<br />

Störungen. Am erfolgreichsten ist<br />

bei ADHS die Kombination aus Psychound<br />

Pharmakotherapie. In manchen Fällen<br />

reicht schon eine alleinige medikamentöse<br />

Unterstützung, weil dann die<br />

gesunden Anteile des Betroffenen von<br />

sich aus ausreichend greifen.<br />

In der Fachklinik Teupitz wird eine<br />

ärztlich und psychologisch besetzte<br />

Sprechstunde aufgebaut, die sich dieser<br />

Menschen annimmt und ihnen ein auf sie<br />

persönlich zugeschnittenes Diagnostikund<br />

Therapieangebot macht.<br />

Erwachsene ADHS-Patienten wie Heiko Fender spüren einen deutlichen Leidensdruck<br />

Prof. Dr. Stefan Kropp<br />

Dr. Kristina Hübener<br />

* Name geändert<br />

ASKLEPIOS <strong>intern</strong> <strong>29</strong>/2006 57

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