Asklepios intern Nr. 29
Asklepios intern Nr. 29
Asklepios intern Nr. 29
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
fenen für die Patienten eine zentrale Rolle.<br />
Das Angebot steigert sich kontinuierlich<br />
bis zur Fünf-Tages-Gruppe, die täglich<br />
von 8.30 bis 16.30 Uhr in den Ulmenhof<br />
kommt.<br />
Die individuell auf den Patienten<br />
abgestimmten Therapiepläne reichen von<br />
Psychotherapien über ein Tinnitus-Bewältigungstraining<br />
bis hin zu einer großen<br />
Bandbreite verschiedener Bewegungsschulen.<br />
Die teilstationären Behandlungskonzepte<br />
dauern zumeist sechs<br />
Wochen, und die Kosten werden von den<br />
Krankenkassen getragen. Zudem gibt es<br />
eine ambulante Gruppe, die zwei Tage in<br />
der Woche in den frühen Abendstunden<br />
zusammenkommt. Alle genannten Angebote<br />
zielen darauf ab, HNO-ärztliche und<br />
therapeutische Maßnahmen durch spezielle<br />
Belastungsanalysen und gezieltes<br />
Coaching zu ergänzen.<br />
Das Ärzte- und Therapeutenteam hat<br />
sich für die Eröffnung des Tinnituszentrums<br />
um einige Honorarkräfte und eine<br />
Psychologin erweitert: Grit Janssen ist<br />
Spezialistin für Psycho-Edukation bei Tinnitus-Patienten.<br />
»Die Gruppen sind schon<br />
sehr gut ausgelastet. Sicher müssen wir<br />
bald über eine Erweiterung nachdenken«,<br />
prognostiziert Sabine Zahn.<br />
Imke Wein<br />
Tinnitus, was ist das?<br />
Eine unangenehme Lautwahrnehmung im<br />
Ohr, medizinisch bezeichnet als Tinnitus, ist<br />
inzwischen eine verbreitete Krankheit. Etwa<br />
drei Millionen Erwachsene in Deutschland<br />
leiden unter permanenten Pfeif- oder<br />
Brummtönen. Oft ist der Leidensdruck erheblich:<br />
Bei chronischem Tinnitus klagen Patienten<br />
über Schwindel, Schlaf- und Konzentrationsstörungen,<br />
Kopfschmerz, aber auch<br />
seelische Beschwerden wie Hoffnungslosigkeit<br />
und Angst.<br />
Das Tinnituszentrum im Ulmenhof<br />
ist zu erreichen über:<br />
tku.hamburg@asklepios.com<br />
www.tinnituszentrum-ulmenhof.de<br />
Telefon (040) 46 85 60-0<br />
Ulmenstraße <strong>29</strong> a · 22<strong>29</strong>9 Hamburg<br />
Der Mann im Ohr<br />
Das Leiden am Tinnitus nimmt zu<br />
Leidet ein Patient unter Tinnitus,<br />
nimmt er einen Ton oder ein Geräusch<br />
wahr, das objektiv nicht existiert. Diese<br />
Töne oder Geräusche sind von anderen<br />
Personen also nicht zu hören. Tinnitus<br />
kann in jedem Lebensalter vorkommen.<br />
Nach Angaben der Deutschen Tinnitus-<br />
Liga sind in Deutschland etwa acht Prozent<br />
aller Erwachsenen betroffen. Mehr<br />
zu den unfreiwilligen Ohrgeräuschen<br />
erfuhren wir von Dr. Sabine Zahn,<br />
HNO-Ärztin im Tinnituszentrum Hamburg-Rissen.<br />
Was versteht man unter Tinnitus?<br />
Dr. Sabine Zahn: Der Fachausdruck<br />
Tinnitus bezeichnet als medizinischpsychologischer<br />
Fachbegriff alle Hörwahrnehmungen<br />
(Ohrgeräusche), die<br />
nicht durch Laute von außen bedingt<br />
sind. Allerdings sieht diese Definition<br />
schon eine kleine Einschränkung in der<br />
Unterscheidung zwischen den so<br />
genannten objektiven und subjektiven<br />
Ohrgeräuschen vor. Letztere werden nur<br />
von dem Betroffenen selbst gehört.<br />
Tinnitus nimmt zu. So leiden 30 bis<br />
45 Prozent der Erwachsenen zu irgendeinem<br />
Zeitpunkt ihres Lebens an einem<br />
Ohrgeräusch. 15 Prozent hören das<br />
Geräusch über einen längeren Zeitraum<br />
(chronischer Tinnitus). Acht Prozent sind<br />
durch das Geräusch belästigt und entwickeln<br />
Folgestörungen wie Schlafprobleme<br />
oder Konzentrationsschwächen<br />
(chronisch-komplexes Tinnitus-Leiden).<br />
Bezogen auf die Bevölkerung der BRD<br />
ergibt sich somit eine Zahl von 370.000<br />
Erwachsenen, die unter Tinnitus leiden.<br />
Wie entsteht Tinnitus?<br />
Es gibt viele Ursachen. Beispielsweise<br />
kann eine Mittelohrerkrankung<br />
mit Störung der Schallübertragung oder<br />
Patienten-Forum<br />
eine Virusinfektion einen Tinnitus auslösen.<br />
Darüber hinaus können äußere<br />
Reize (Discobesuch, hoher Lärmpegel)<br />
oder innere Ursachen (Stress, Anspannung,<br />
Unruhe) Tinnitus verursachen.<br />
Wie wird Tinnitus diagnostiziert,<br />
und welche Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es?<br />
Zunächst sollte eine Untersuchung<br />
beim HNO-Arzt erfolgen. Hierzu gehören<br />
eine audiometrische Hörprüfung, eine<br />
Tinnitusbestimmung, Gleichgewichtsprüfungen,<br />
wertgebende Verfahren und<br />
manualtherapeutische Untersuchungen.<br />
Bei der Behandlung des akuten Tinnitus<br />
haben sich die Infusions- und die<br />
hyperbare Sauerstofftherapie als sinnvoll<br />
erwiesen. Mitunter ist auch Akupunktur<br />
hilfreich. Der chronische Tinnitus<br />
bedarf einer komplexen Behandlung.<br />
So bieten wir die Retrainingtherapie in<br />
Zusammenarbeit mit den HNO-Ärzten<br />
an. Außerdem ein Coaching zur Lebensbewältigungsstrategie.<br />
Darüber hinaus<br />
können folgende Angebote hilfreich<br />
sein: Stressbewältigungsprogramme,<br />
Osteopathie, Feldenkrais, Entspannungsverfahren,<br />
Physiotherapie, Krankengymnastik<br />
und Wahrnehmungs- und<br />
Sensibilitätstraining.<br />
Wie ist die Prognose für Patienten mit<br />
gravierenden Hörgeräuschen?<br />
Beim chronischen Tinnitus ist nicht<br />
davon auszugehen, dass es zu einer völligen<br />
Symptomfreiheit kommt. Es ist<br />
jedoch möglich, mit den oben genannten<br />
Methoden die Lebensqualität zu verbessern,<br />
indem die lästigen Begleitsymptome<br />
wie Schlafstörungen, Unruhe und<br />
Konzentrationsstörungen weitestgehend<br />
beseitigt werden.<br />
Das Gespräch führte Mandy Wolf<br />
ASKLEPIOS <strong>intern</strong><br />
<strong>29</strong>/2006<br />
47