Asklepios intern Nr. 29

Patienten-Forum
Um Kopf und Kragen –
wenn Glücksspielen zur Sucht wird
Fachklinikum Wiesen therapiert seit 1998 pathologische Glücksspieler
Glücksspiele sind Spiele um einen
Vermögenswert. Ihr Ausgang hängt im
Wesentlichen vom Zufall ab und keineswegs
vom Geschick oder den Entscheidungen
der Spieler. Diese »Kerneigenschaften«
haben eine psychotrope Wirkung
auf den Spieler. Das eingesetzte
Geld führt zur lustvollen Hoffnung auf
Gewinn und Bangen vor Verlust. Ein Teufelskreis.
Kann man ihm entkommen?
Experten des Fachkrankenhauses für Psychiatrie
und Psychotherapie in Wiesen
wissen um die Mechanismen der Spielsucht.
52 ASKLEPIOS intern 29/2006
Die stimulierende Wirkung des
Glücksspiels steigert sich bis zum
Ausgang. Mit ihm löst sie sich
wieder. Dieser interne Motor »von Spannungsaufbau
und Spannungslösung« ist
das eigentliche »Geheimnis« des Glücksspielens.
Gewinne lösen Gefühle von
Glück, Macht und Größe aus, sind also
selbstwertsteigernd und stimulieren zum
neuen Glücksspiel. Diese positiven
Gefühle verdrängen belastende Empfindungen,
erleichtern das Abschalten von
der Alltagsrealität. Verluste erzeugen
Missstimmung bis Verzweiflung. Durch
erneutes Glücksspielen können diese
negativen Befindlichkeiten wieder beseitigt
werden. Geld wird darüber zum Spielgeld,
das »Action«, den andauernden
Wechsel von stimulierendem Spannungsaufbau
und entlastender Lösung sowie
das Eintauchen in Traumwelten sichert.
Der deutsche Glücksspielmarkt ist ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor. Das Jahrbuch
Sucht 2005 der DHS4 belegt, dass
2003 insgesamt 27,54 Mrd. Euro umgesetzt
wurden. Der Anteil der Spielbanken
lag bei 11,11 Mrd. Euro. Auf die Geldspielautomaten,
die in Gaststätten oder Spie-