Brücken bauen – Junge Suchtkranke und Selbsthilfe - Kreuzbund
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5.2 Ergebnisse aus den Befragungen junger <strong>Suchtkranke</strong>r<br />
Ergebnisse der Befragung: „Versorgungsbedarf<br />
bei früher Suchtgefährdung“ (VERSO)<br />
Von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld<br />
wurden in den Jahren 2001/2002 mehr<br />
als 500 Jugendliche zwischen 12 <strong>und</strong> 25 Jahren<br />
unter anderem danach befragt, wie sie<br />
sich eine optimale Versorgung für junge<br />
Suchtgefährdete wünschen. Dabei stellten<br />
sich folgende Merkmale als wichtig heraus:<br />
(1) Das Angebot muss jugendadäquat sein.<br />
Dabei spielen Wahlfreiheit <strong>und</strong> Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />
eine große<br />
Rolle.<br />
(2) Das Leistungsangebot muss den Jugendlichen<br />
wirksam <strong>und</strong> hilfreich erscheinen.<br />
(3) Die Qualität des Therapeuten bzw. die<br />
Beziehung zwischen Jugendlichem <strong>und</strong><br />
Therapeuten ist von wesentlicher Bedeutung.<br />
Nach Ansicht der Jugendlichen<br />
sind vor allem persönliche Merkmale<br />
zentral für die Qualität der Unterstützer.<br />
Ganz konkret heißt das: Bevor junge<br />
Menschen ein Angebot nutzen, fragen<br />
sie sich: „Hilft es mir? Liegt es auf meiner<br />
Wellenlänge? Komme ich mit den<br />
Leuten klar?“<br />
Die Ergebnisse der Erhebung der fünf Verbände<br />
im Rahmen des Projekts<br />
In der Erhebung wurden 211 junge <strong>Suchtkranke</strong><br />
bis 30 Jahre befragt, die eine<br />
altersspezifische <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe, eine<br />
traditionelle <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe oder eine<br />
stationäre Einrichtung besuchten. Sie wur-<br />
den gebeten, u. a. zu folgenden Fragen Stellung<br />
zu nehmen: „Was erwarten Sie von<br />
einer <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe, zu der Sie gehen<br />
würden? Was wäre wichtig? Was würde Sie<br />
stören?“. Die Antworten wurden sinngemäß<br />
gruppiert <strong>und</strong> in eine Rangfolge der<br />
zehn häufigsten Aussagen gebracht:<br />
(1) Eine Gruppe, die ich besuchen würde,<br />
sollte altersspezifisch sein.<br />
(2) Die Hilfe für mich müsste viel Einzelberatung<br />
<strong>und</strong> <strong>–</strong>begleitung beinhalten <strong>und</strong><br />
durch eine kompetente <strong>und</strong> vertrauenswürdige<br />
Person erfolgen.<br />
(3) Die <strong>Selbsthilfe</strong>, zu der ich gehen würde,<br />
braucht viele Freizeitangebote (Tanz,<br />
Bowling, Sport, Musik u. a.), gemeinsames<br />
Erleben <strong>und</strong> Events.<br />
(4) Es ist wichtig, dass ich in der <strong>Selbsthilfe</strong><br />
altersentsprechende Fre<strong>und</strong>e finde<br />
(„peer group“).<br />
(5) In der normalen <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe sind zu<br />
viele Alte. Sie sind zu festgelegt, obwohl<br />
man von ihnen etwas lernen könnte.<br />
(6) Ich bräuchte Hilfe bei Alltagsproblemen<br />
(Partnerschaft, Schule, Familie, Arbeit,<br />
Kriminalität u. a.). Das sollte die <strong>Selbsthilfe</strong><br />
bieten.<br />
(7) Ich brauche Eigenverantwortung, Selbstständigkeit,<br />
<strong>und</strong> will selbst entscheiden,<br />
was mit mir geschieht oder was in der<br />
Gruppe getan wird.<br />
(8) Ich benötige keine herkömmlichen Verbandsstrukturen,<br />
-ideologien, -vorgaben.<br />
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<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong>