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Städtebau > Energie Verkehr Technik Die Lösungen der Zukunft sind Bio-Logisch Das Beobachten eines Verkehrskreisels hat etwas Faszinierendes. Scheinbar wie von unsichtbarer Hand gesteuert funktioniert er selbst bei sehr hoher Verkehrsbelastung. Keine Technik, die steuert und regelt, und dennoch oder gerade deswegen ist der Ablauf erstaunlich wirksam. In ihrer Einfachheit ist diese Lösung schon fast genial. Und gerade dahinter verbirgt sich eine der grossen Herausforderungen für unsere Zukunft: Mit weniger Aufwand Systeme zu gestalten, die wesentlich mehr können. Jon Mengiardi, Gruner AG, Basel 26 mailing.150
Die 8 Grundregeln der Biokybernetik* 1 Negative Rückkopplung muss über positive Rückkopplung dominieren 2 Die Systemfunktion muss unabhängig vom quantitativen Wachstum sein 3 Das System muss funktionsorientiert und nicht produktorientiert arbeiten 4 Nutzung vorhandener Kräfte nach dem Jiu-Jitsu-Prinzip statt Bekämpfung nach der Boxer-Methode 5 Mehrfachnutzung von Produkten, Funktionen und Organisationsstrukturen 6 Recycling: Nutzung von Kreisprozessen zur Abfallverwertung 7 Symbiose: Gegenseitige Nutzung von Verschiedenartigkeit durch Kopplung und Austausch 8 Biologisches Design von Produkten, Verfahren und Organisationsformen durch Feedback-Planung Ohne es vielleicht bewusst zu realisieren, werden beim Verkehrskreisel Prinzipien aus der Natur angewandt. Vor etwa 50 Jahren entstand die Disziplin der Bionik (Kofferwort aus Biologie und Technik). Bionik ist das systematische Erkennen von Lösungen der belebten Natur und steht damit in Abgrenzung zur reinen Naturinspiration. Als grosser Vordenker der Bionik gilt Leonardo da Vinci. Die Lösungen der Natur werden heute primär in technischen Anwendungen nachempfunden. Der Griff in die Trickkiste der Natur hat zum Beispiel die Aerodynamik von Flugzeugen oder die Fahreigenschaften von Reifen verbessert. Dem Entdecker des Lotus-Effekts verdanken wir Fassaden, die sich wie die Lotus-Blätter selber reinigen, und Automobile sehen aus wie Kofferfische. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass uns die Natur in Effizienz und Lösungsstrategien weit überlegen ist. Jahrmillionen an Evolution haben geniale Lösungen hervorgebracht. Wie gerne würden wir heute die Effizienz des Glühwürmchens in unsere Lampen implementieren (etwa viermal besser als LED) oder die Eigenschaften eines Spinnfadens nur annähernd reproduzieren können (fester als Stahl, elastischer als Gummi oder Nylon, zäher als Kevlar). Noch viel weniger verbreitet ist die Anwendung der Bionik auf das Design von Systemen (Biokybernetik). In einer Zeit, in der die heutigen Systeme wie Mobilität und Energie, aber auch die Wirtschaft mit riesigen Folgewirkungen zu versagen drohen, wird Funktionieren zum Schlagwort. Dabei geht es nicht nur darum, die einzelnen Elemente eines Systems zu optimieren, sondern insbesondere darum, deren Abhängigkeiten und Wechselwirkungen richtig zu gestalten. Einer der Vordenker der Biokybernetik, Frederic Vester*, hat 8 Grundprinzipien erkannt, die heute aktueller sind denn je. – Negative Rückkopplung muss über die positive Rückkopplung dominieren. – Unabhängigkeit vom Mengenwachstum: Die Systemfunktion muss unabhängig vom quantitativen Wachstum sein. – Funktionsorientiert: Das System muss funktionsorientiert und nicht produktorientiert sein. – Jiu-Jitsu: Nutzung vorhandener Kräfte nach dem Jiu-Jitsu-Prinzip statt Bekämpfung nach der Boxer-Methode. – Mehrfachnutzung von Produkten, Funktionen und Organisationsstrukturen. – Recycling: Nutzung von Kreisprozessen zur Emissionsverwertung. – Symbiose: Gegenseitige Nutzung von Verschiedenartigkeit durch Kopplung und Austausch. – Biologisches Design von Produkten, Verfahren und Organisationsformen durch Feedback-Planung. * Frederic Vester, 1999; Die Kunst vernetzt zu Denken mailing.150 27
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