mailing.150_Jubiläumsausgabe - Gruner AG
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Städtebau Energie Verkehr > Technik<br />
Die Symbiose namens Biogrout<br />
Mit der zunehmenden Flächennutzung weltweit stossen Bauvorhaben immer weiter in Bereiche<br />
vor, die ungünstige Bodenverhältnisse bieten. Insbesondere in der Schweiz liegen in den<br />
( primär nutzbaren) Talsohlen häufig sehr weiche Lockergesteine vor, die als Baugrund genutzt<br />
werden sollen. Gleichzeitig steigen die Lasten und Anforderungen der Gebäude an eine<br />
Fundation. Ohne Zusatzmassnahmen würden hier schnell grosse differenzielle Setzungen mit<br />
Schiefstellungen und Bauwerksschäden als Folge auftreten. Unter diesen Bedingungen sind<br />
Zusatzmassnahmen, wie Injektionen oder Pfähle, häufig unumgänglich.<br />
Laurent Pitteloud, Dr. Jörg Meier, <strong>Gruner</strong> <strong>AG</strong>, Basel<br />
Heutzutage werden im Tiefbau Injektionen in vielfältiger<br />
Weise eingesetzt: mit hohem bzw. niedrigen Druck<br />
und mit unterschiedlichsten Mitteln (Zement, Feinstzement,<br />
Weichgel usw.). Nachteil dieser Methode ist der<br />
verhältnismässig hohe Aufwand bei – trotz grösster<br />
Ausführungssorgfalt – ungesicherter Qualität. Pfähle<br />
bieten zwar eine bessere Qualitätssicherung, sind aber<br />
nicht für jedes Einsatzgebiet von Baugrundverbesserungen<br />
die geeignete Antwort.<br />
An verschiedenen Forschungseinrichtungen wird heute<br />
ein sehr interessanter Ansatz verfolgt, der gegebenenfalls<br />
eine Antwort auf die Mängel der klassischen Injektionstechniken<br />
ist. Mithilfe von Bakterien soll die<br />
Bodenstruktur lokal so verändert werden, dass es zu<br />
einer Erhöhung der Festigkeitseigenschaften kommt. Im<br />
Fokus liegen Organismen, deren kalkhaltige Ausscheidungen<br />
die Bodenpartikel miteinander «verkleben».<br />
Dieses sogenannte «Biogrout» ist somit die Symbiose<br />
zwischen Geotechnik und Biotechnologie.<br />
So funktionierts<br />
Bakterien sind die dominanten Mikroorganismen in<br />
Böden. Sie haben Abmessungen von ca. 0.5 bis 5 µm und<br />
sind somit wesentlich kleiner als die Körner von Kiesen,<br />
Sanden und teilweise auch Silten. Demzufolge können<br />
sie sich leicht in den Poren von solchen Böden bewegen.<br />
Im Zuge der Hydrolyse von Urea wird Kalk (Calciumcarbonat)<br />
durch Bakterien vom Typus Bacillus pasteurii<br />
ausgeschieden. Diese Kalkausscheidungen lagern sich<br />
auf den Bodenkörnern ab und bewirken eine Verfesti-<br />
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Labortest einer mikrobiologisch aktivierten Verfestigung von Kies<br />
(TU Delft – Deltares)