Protistenkunde - Msu
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J. SeRlT,LER<br />
nicht geschadigt. Die im Eise eingeschlossenen Faden sterben dagegen<br />
ane ab, auch die in ihnen enthaltenen Dauerzellen. Diese<br />
Alge ist somit eine eUl'ytherme Pflanze, die im Sommer Temperaturen<br />
bis zu 25° ertragt, und deren Temperaturspannung somit etwa 24°<br />
ausmacht. Jedes Jahr tritt von Mitte November an eine sehr dichte<br />
von Asterionella gracillima gebildete Wasserbliite auf, die stets nul'<br />
2-3 wochentliche Dauer hat und das Wasser braungelb farbt. Beide<br />
Wasserbliiten kamen nul' zweimal gleichzeitig VOl',wie z. B. im vergangenen<br />
Herbst (1925), meist folgt die Asterionella- Vegetation in 14 tagigem<br />
bis 4 wochentJichem Abstand del' oben erwahnten nach und die<br />
l\Ieinung, del' ich urspriinglich zuneigte, daB Asterionella sich auf<br />
Kosten del' zugrunde gegangenen Anabaenen aufbaue, wird nicht<br />
richtig sein. Die Asterionellen zeigen wedel' in ihrem Beginn noch<br />
in ihrem Ablauf eine Beeinflussung durch Temperatur oder Licht,<br />
selbst dann nicht, wenn sie durch Temperaturstiirze von 10° auf<br />
4-2° innerhalb 5 'ragen getroffen werden und das Wasser mit<br />
einer Eisschicht sich bedeckt. DaB die Hochproduktion von Asterionella<br />
auch durch Lichtabnahme unberiihrt bleibt, konnte wiederholt im<br />
Laufe del' Jahre festgestellt werden, wenn oft 2-3 W ochen lang<br />
l1ebeliges Wetter herrschte und die Sonne nul' selten durch Wolken<br />
und Nebel durchbrach: klimatische Verhaltnisse, wie sie fiir das<br />
Wiener November- und Dezemberwetter sehr charakteristisch sind.<br />
Un willkiirlich denkt man dabei an die Schilderungen del' Verhaltnisse<br />
des Polarmeeres durch KJELLMANN,an die monatelange winterliche<br />
Finsternis und den dichten Nebel iiber den eiskalten Gewassern,<br />
die von ptlanzlichen und tierischen Organismen iiberreich bevolkert<br />
sind. AuBerhalb des Herbstes kann Asterionella jederzeit bei stark<br />
steigendem Wasser Hochproduktionen bilden.<br />
Wenn normalerweise Asterionella Anfang Dezember den Riickzug<br />
an tritt, dann kommt bei erreichten Temperaturen von etwa 60 Eudorina<br />
elegans hoch und noeh Ende des Herbstes oder erst im J anuar<br />
bis Februar bildet sie eine Wasserbliite von bedeutender Dichte. Die<br />
durch sie veranlaBte graugriine Vegetationsfarbung des Wassel's ist im<br />
Gegensatz zu den beiden vorherigen Pflanzen weniger durch die<br />
Zahl del' Kolonien als dnrch deren GroBe und lebhafte Farbung verursacht.<br />
6° ist auch die erregende Temperatur, welche die gleichzeitige<br />
Entwicklung mehrerer Cryptomonas-Arten veranlaBt, die nun - jedoeh<br />
nul' bei Temperaturen zwischen 1-3° - wahrend del' letzten<br />
Herbstwochen und dann den Winter hindurch immer wieder abflauende<br />
und hochgehende Bevolkerungen von 8-12 tagiger Dauer bilden. Bei<br />
weiterer Erniedrigung del' Wassertemperatur auf 5° treten reichlich