Protistenkunde - Msu
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Die Wirkung des Eises auf die planktisclren Herbstvegetationen. 51<br />
bloB die vegetativen Zellen, sondern auch die Dauerzellen vollstandig<br />
zerrissen und miBfarbig.<br />
Die am 29. Dezember vorgenommene Untersuchung von vier<br />
Woehen altern Eise aus dem Karpfenwasser lieferte dasselbe Bild,<br />
so daB aueh ein langerer EinschluB die Diatomeen, Peridineen,<br />
Trachelomonas und Rotatorien nicht schadigte. Leider schmolz urn<br />
diese Zeit das Eis binnen wenigen Tagen.<br />
Am 9. Dezember wurde die Temperatur des Eises in del' Weise<br />
gemessen, daB in ein ins Eis gebohrte Loch ein Thermometer kam,<br />
das sodann ringsum mit 15 em dicker Schneeschieht abgeschlossen<br />
wurde. Es ergab sich bei einer I.ufttemperatur von - 8° eine Eistemperatur<br />
von - 3°.•<br />
Aus diesen Untersuchungen ergab sieh als gemeinsames<br />
Resultat:<br />
1. DaB nul' ein Bruchteil del' im Wasser unmittelbar unter dem<br />
Eise lebenden Organismen im Eise eingeschlossel1 war. 2. DaB aIle<br />
Organismen bis auf die oben aufgezahlten Peridineen, Diatomeen,<br />
Trachelomonas und Rotatorien zerstort waren, daB aber aueh<br />
diese im Eise lebend gebliebenen nul' einen geringen Bruehteil<br />
del' gleichzeitig im freien Wasser lebenden Individuen darstellten.<br />
Ihre volle Lebensfrische bewiesen sie dureh ihre Bewegungen<br />
im Schmelzwasser del' Zentrifugenfange, solange es Temperaturen<br />
unter 5° C bewahrte. Von dem erwahnten Gymnodinium fanden<br />
sieh sogar regelmaBig in Teilung befindliche Stadien (Fig. 38).<br />
Da neben sehr weit vorgesehrittenen Teilungsstadien aueh eben be.<br />
gonnene sich fanden, ist die Wahrscheinlichkeit wohl groBer, daB<br />
erst im Schmelzwasser, angeregt durch die langsam steigende Temperatur,<br />
die Teilungen ausgeHist wurden, die schnell ablaufen.<br />
Wahrend also fiir den iiberwiegenden Teil aileI' unter dem Eise<br />
lebenden Protophyten del' EiseinsehluB den sieheren Tod bedeutet,<br />
erhalt sich eine beschrankte Gruppe auch bei wochenlangem EinschluB<br />
im Eise vollig frisch.<br />
Uber die Kalteresistenz del' Protophyten sind bisher nul' wenig<br />
Angaben vorhanden und im besonderen ist das allgemeine Verhalten<br />
des pflanzlichen Herbst- und Winterplanktons unserer siiBen Gewasser<br />
gegeniiber dem Eise in del' Natur noch nicht untersucht worden.<br />
Deshalb gelangten die vorstehend gebrachten Versuche zur Ausfiihrung.<br />
Unter allen Protophyten ist die Kalteresistenz del' Diatomeen<br />
am besten bekannt. Naeh einer alten Angabe von SCHUMANN, die<br />
PFEFFER naeh GOPPERTin seiner Pflanzenphysiologie zitiert, wurde<br />
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